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  • Schauspiellegende Senta Berger im Finanz-Interview

    STRIVE+ | Von ihrer ersten Gage Ende der 1950er-Jahre kaufte sie sich Schuhe, wenig später verhandelte Senta Berger (82) mit Hollywood-Produzenten. Die Schauspiellegende über die Gründe des Gender Pay Gap im Filmbusiness, warum sie jungen Kolleg:innen rät, sich ein Ein-Zimmer-Apartment zu kaufen, und weshalb Freischaffende ihren Job manchmal pragmatisch sehen müssen. Ein Gespräch über Geld.

  • So beantragen Sie Ihre Weiterbildung

    STRIVE+ | Sich aufschlauen, ohne dafür extra Urlaub nehmen zu müssen. Eine gute Sache! Aber: Wie kommen Mitarbeitende an eine bezahlte Weiterbildung? Dafür gibt es in manchen Unternehmen ein extra Budget. STRIVE erklärt, was es alles zu beachten gilt.

  • Laura Bornmann: Welche Kompetenzen HR jetzt braucht

    STRIVE+ | Künstliche Intelligenz, die Gender-Thematik und immer flexiblere Arbeitszeitmodelle: Human-Resources-Abteilungen stehen heute vor immensen Umbrüchen. Eine, die weiß, wie man sich auf die Arbeitswelt der Zukunft einstellt und welche Kompetenzen HR jetzt braucht, ist Laura Bornmann. Mit gerade einmal 32 Jahren zählt sie zu Deutschlands profiliertesten HR-Influencerinnen. Die Co-Chefin der NGO Startup Teens und der Beratung Gen Talents bereitet Arbeitgeber:innen auf das vor, was die Unternehmen in den kommenden Dekaden brauchen werden, um genügend Arbeitskräfte an sich zu binden.

  • Gründen im Studium: Wie klappt das?

    Meine Gründungsstory | Caroline R. Kroll, der kreative Kopf hinter Nø Cosmetics, verrät uns im Interview, was sie inspiriert hat, zu gründen, welche Herausforderungen sie in der Skincare-Branche angehen möchte und welche wertvollen Ratschläge sie für angehende Gründer:innen parat hat. Liebe Caroline, stell Dich und Dein Team doch einmal vor. Ich bin die Co-Founderin und CEO von der KrollCosmetics GmbH, besser bekannt als Nø Cosmetics. Ich lebe und arbeite mit meinem Team in Berlin-Mitte. Der Berliner Standort fasst die Abteilungen Marketing und Produktentwicklung. Dazu haben wir einen eigenen Nø Store in Berlin-Mitte. Außerdem hat Nø zwei weitere Büros in NRW: In dem einen Standort befindet sich der Onlineshop, den meine Mutter leitet, die IT und das Design, das meine Schwester Charlotte als Creative Director leitet. In dem anderen Standort sitzt der Kundenservice, Sales, HR und Finance. Mittlerweile sind wir 56 Personen, die tagtäglich Außerordentliches vollbringen! Warum hast Du Nø Cosmetics gegründet? Welche Probleme wolltest Du in der Skincare-Branche lösen? Mein Ansporn war es, innovative und bezahlbare Hautpflege, die zu meinen Werten und Bedürfnissen passt, in die Drogerie zu bringen. Die Produkte sollten aber gleichzeitig sanft zur Haut, zuverlässig in der Wirkung und nachhaltig im Ansatz sein. Die vergebliche Suche danach war der Anstoß für meinen Vater und mich, Nø Cosmetics zu gründen. "Mein Ansporn war es, innovative und bezahlbare Hautpflege, die zu meinen Werten und Bedürfnissen passt, in die Drogerie zu bringen." Gegründet hast Du 2017, noch während Deiner Zeit als Studentin. Was sind Deine Top 3 Tipps an alle, die auch während ihres Studiums gründen möchten? Nicht machen – nein Quatsch, Spaß beiseite! Nach Hilfe fragen und sich helfen lassen Entrepreneur:innen-Programme der Universität in Anspruch nehmen Gutes Time-Management Du hast außerdem gemeinsam mit Deinem Vater gegründet. In welchen Bereichen konnte er Dich unterstützen? Mein Vater war lange in der Beauty Branche und dabei auch in den unterschiedlichsten Unternehmen tätig. Für mein 16-jähriges-Ich gab es kaum etwas Cooleres, als dass mein Vater ständig mit neuen Make-up-Produkten und Samples nachhause kam. Alles in allem würde es Nø Cosmetics in der Form so vielleicht gar nicht geben, wenn wir nicht auf das Wissen, die Erfahrungen und das Netzwerk meines Vaters hätten zurückgreifen können. Gab es für Euch auch Herausforderungen dadurch, dass Ihr Euch als Gründungs-Duo so nahesteht? Nicht nur für meinen Vater und mich, sondern für die ganze Familie Kroll. Was viele nicht wissen, ist, dass meine ganze Familie im Unternehmen eingespannt ist. Was schnell mal dazu führt, dass bei privaten Abendessen auch arbeitsbezogene Themen und Gespräche entstehen können. Ein Teil der Lösung war es, unsere WhatsApp Familiengruppe von der Unternehmensfamiliengruppe zu trennen. Damit ist es natürlich aber nicht getan. Wenn wir mit arbeitsbezogenen Themen auf Familienmitglied in der Freizeit zurückkommen, haben wir uns angewöhnt, vorher zu fragen, ob die Person grad Kapazität hat. Aber auch da würde ich lügen, wenn wir Arbeit und Freizeit immer strikt voneinander trennen – dafür ist Nø ja unser Herzensprojekt. Du setzt Dich mit Nø Cosmetics auch stark für Tiere ein. Wie genau sieht das aus – und wie passen Tierrechte und Skincare zusammen? Es ist kein Geheimnis, dass gerade auch die Beauty-Branche schnell mit Tierversuchen assoziiert wird. Mein Herz schlägt nicht nur für Skincare, sondern vor allem auch für Tiere. Deshalb setze ich mich und wir uns mit jeder Faser für das Wohl dieser wundervollen Wesen ein. Das ist ein Grund, warum unsere Produkte vegan und nicht an Tieren getestet sind. Außerdem unterstützen wir unterschiedlichste Projekte wie Eden Reforestation Project, Pro Ocean, Mercy For Animals und das Tierheim Berlin. Gemeinsam mit dem Creator Leon aka. „xskincare“ habt Ihr bereits mehrere Co-Creation-Produkte gelauncht, die z. T. innerhalb von kürzester Zeit ausverkauft waren. Was ist das Erfolgsrezept für gelungene Kooperationen mit Creator:innen? Ich kann kein Erfolgsgeheimnis für eine gelungene Kooperation mit Creator:innen teilen, da es das für mich und uns nicht gab. Die Verbindung zwischen Leon und Nø entstand durch ein ein-stündiges Telefonat zwischen Leon und meinem Vater, wovon meine Mutter die letzten 10 Minuten mitgehört hat. Nachdem die beiden aufgelegt hatten, meinte meine Mutter: "Der ist ja genauso verrückt wie du!" – und das war der Startschuss für eine richtig tolle Zusammenarbeit. Was war für Dich persönlich die größte Herausforderung in Deiner Zeit als Gründerin? Wie führe ich ein Team? Wie kann ich das Team-Klima hochhalten? Das sind Themen, die kann einem keiner erklären, vorschreiben oder beibringen. Für mich war das ein absoluter Learning-by-Doing-Prozess, den ich immer wieder optimiere und optimieren muss. Zusammenfassend ist es für mich am wichtigsten, dass jede:r zu mir kommen kann und möchte. Dabei geht es mir nicht um aktuelle Projekte oder Ziele, sondern darum, dass Bedürfnisse und Probleme besprochen werden können. Wo siehst Du Nø Cosmetics in fünf Jahren? In 5 Jahren würde ich mir für Nø Cosmetics wünschen, dass… … es weitere Nø Stores in Deutschland gibt. … die Produkte außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich sind. … Nø genauso familiär bleibt, wie es ist. Über die Person: Caro war noch Studentin, als sie 2017 entschloss, hochwertige Skincare zu Drogeriepreisen auf den Markt zu bringen. Dass sie das richtige Gespür hatte und über jede Menge Entrepreneur Mindset verfügt, zeigen die Zahlen: Ihr Familienunternehmen Nø Cosmetics hat sich in den letzten Jahren verdreifacht, macht zweistellige Millionen-Umsätze und bringt einen Besteller nach dem anderen in die Drogerien. Die 28-jährige Wahl-Berlinerin engagiert sich aber nicht nur für gesunde Haut durch vegane Skincare, sondern auch für Umweltschutz, Tierrechte und Female Empowerment.

  • Warum Frauen ihre Stärken oft unterschätzen

    Gastbeitrag | Selbstbewusstsein und Stärke sind Qualitäten, die in der Gesellschaft oft geschätzt werden. Doch gerade Frauen sind trotz ihrer Qualifikationen und einer voranschreitenden Emanzipation noch viel zu zurückhaltend. In diesem Gastbeitrag beleuchtet Journalistin und Coach Julia Schröder-Göritz, warum Frauen ihre eigenen Fähigkeiten oft unterschätzen und wie sich diese Tendenz auf ihre Karriere auswirken kann. Außerdem gibt sie praktische Tipps, wie Frauen ihr Selbstwertgefühl stärken und ihr volles Potenzial entfalten können. Sie korrigierte jeden, der ihren Doktortitel wegließ. Sie erklärte sich dabei nicht, entschuldigte sich nicht, sie korrigierte. Sachlich, nüchtern, aber nachdrücklich. Zwanzig Jahre ist es her – und ich erinnere mich, dass ich beeindruckt war: Meine Chefredakteurin bestand auf ihren Titel. Die Reaktionen reichten von „Oh, Entschuldigung“ – sehr selten – bis zu hochgezogenen Augenbrauen und unwilliger Korrektur – häufig. Noch häufiger begegneten mir in den kommenden Jahren Frauen, die freiwillig darauf verzichteten: „Ja, Doktor. Können Sie aber gern weglassen“, begleitet von einer verlegenen Handbewegung. Vielleicht kennst Du das Beispiel aus Deinem Alltag: „Toller Vortrag, Glückwunsch!“ „Ja? Ach, ja, hab mich wohl ganz gut geschlagen, danke.“ Als Tugend verpackte Tiefstapelei Was ist das bei uns Frauen? Bescheidenheit? Die gilt grundsätzlich als positiv – sie ist schließlich eine Tugend. Dabei ist diese Art der Bescheidenheit nur das Gegenteil von Angeberei – vielleicht sollten wir sie umbenennen, in Tiefstapelei, eine übertriebene Bescheidenheit. Und weder die noch Angeberei sind Zeichen eines hohen Selbstwertgefühls. Bescheidenheit gibt uns vor allem das Gefühl, nicht unangenehm aufzufallen und uns nicht unbeliebt zu machen – ganz nach dem Motto „sei ein braves Mädchen“. Zurück zum Ursprung des häufig weiblichen Problems der Tiefstapelei: Frauen wurde schon immer vermittelt, dass sie anstrengend sind, wenn sie selbstbewusst agieren. Das zeigt sowohl die Entwicklung des Patriarchats als auch der Psychologie: Unbequemen Frauen wurde gern der Stempel der Hysterie aufgedrückt. Eine damals noch in erster Linie Frauen zugeschriebene Erkrankung, die erstaunlicherweise kaum noch Patientinnen in den Psychiatrien aufwies, als Frauen um 1900 nach und nach an den Universitäten zugelassen wurden und ihre Stellung sich weiterentwickelte. Hysterie wird heute übrigens nicht mehr verwendet, man spricht von einer histrionischen Persönlichkeitsstörung. Was geblieben ist: die unterschiedliche Erziehung von Jungs und Mädchen. Diese erfolgt auch heute noch teils unbewusst nach klaren Verteilungen von Eigenschaften: Mädchen werden dafür gelobt, lieb zu sein, Jungs, wenn sie sich durchsetzen. Bescheidenheit ist eine Zier? Sie gibt uns vor allem das Gefühl, nicht unangenehm aufzufallen und uns nicht unbeliebt zu machen – ganz nach dem Motto „sei ein braves Mädchen“. Falsche Bescheidenheit tut nichts für uns Dieses Muster tragen wir auch als Erwachsene noch in uns und in erster Linie schaden sich die Frauen damit – nicht nur ihrem Selbstwertgefühl, auch ihrer Karriere. Laut einer Studie von LinkedIn treten Frauen im Job betont bescheiden auf und fühlen sich unwohl in Gehaltsverhandlungen, 41 Prozent der befragten Frauen haben sich noch nie zugetraut, ihr Gehalt mit einem neuen Arbeitgeber zu verhandeln oder im laufenden Job nach mehr Geld zu fragen – sie stehen sich also zusätzlich zum Gender Pay Gap von leider immer noch 18 Prozent mit dieser Zurückhaltung selbst im Weg. Laut einer Studie der Universität von Florida sorgt nämlich auch selbstbewusstes Auftreten für ein höheres Gehalt. Im Bereich der Wissenschaft zeigt sich ebenfalls der Nachteil von zu großer Bescheidenheit bei Frauen: Eine Studie im British Medical Journal ergab, dass Wissenschaftler in Fachjournalen häufiger zitiert werden als ihre Kolleginnen, die in ihren Artikeln nach Untersuchung der Texte grundsätzlich weniger positive und selbstbewusste Formulierungen verwenden. Souveränität ist der goldene Mittelweg, auch wenn in der Gesellschaft dargestellte Geschlechterrollen uns häufig Extreme zeigen. Mutti oder Miststück Also prahlen oder tiefstapeln? Weder noch: Souveränität ist der goldene Mittelweg, auch wenn in der Gesellschaft dargestellte Geschlechterrollen uns häufig Extreme zeigen, zum Beispiel die Rolle der Frau in der Werbung, in der sie stumm-schön lächelt oder überzogen busy dem jammernden Mann Fiebersaft aufs Bett schleudert – also entweder bescheiden im Hintergrund oder ein selbstgerechtes Miststück. Regale in Drogeriemärkten machen deutlich, was Frauen von klein auf noch immer eingetrichtert wird: Duschgelflaschen in 90 Schattierungen Rosa, mit Botschaften wie: Sei fresh, flirty, zart und sanft. Jungs? Kraftvoll, kernig, stark und stärker. Was fangen wir damit an? Beginnen wir doch mal, wütend zu werden! Aggression als typisch männliche Eigenschaft? Steht Frauen auch. Und dann könnten wir damit weitermachen, diese für die bestehenden Rollenklischees bequeme Verteilung von Eigenschaften an Männer und Frauen zu hinterfragen. Einige Männer werden es den Frauen danken: Ich kenne Männer, die sensibel und empathisch sind und die es genauso leid sind, dass diese Eigenschaften sie als Weichei dastehen lassen. Also – weibliche Eigenschaften? Sind es nicht eher menschliche Eigenschaften? Wovor hast Du Angst? Was würde passieren, wenn wir mit der Tiefstapelei aufhören würden? Die häufigste Antwort ist: Dann halten andere mich vielleicht für eingebildet. Die größte Herausforderung für Tiefstaplerinnen ist, mit genau diesen Gefühlen und Ängsten umzugehen. Das Risiko einzugehen, dass mich jemand vielleicht als eingebildet bezeichnen könnte – und mir immer wieder klarzumachen: Menschen, die andere für ein gesundes Selbstwertgefühl als eingebildet bezeichnen, erzählen damit viel über sich selbst und ihr Bild von der Welt, aber nichts über mich. So kommst Du aus der Tiefstapelei heraus: Schreibe Dir Deine Fähigkeiten und Stärken auf! Jede Kleinigkeit. Wenn Dir das Schwierigkeiten bereitet, frage vertraute Personen, was sie für Stärken an Dir wahrnehmen. Denke darüber nach, in welchen Situationen Du tiefstapelst und reflektiere, warum Du das tust. Wie würdest Du gern sein? Hast Du ein weibliches Vorbild, das Du für ihre Souveränität bewunderst? Stelle Dir eine Situation vor, in der Du Dich selbstbewusst und souverän verhältst. Stelle sie Dir mit allen Sinnen und detailliert vor – wie fühlst Du Dich dabei? Wiederhole diese Übung. Immer wieder. Bis Dir das Gefühl vertraut wird. Und vor allem – übe das ganz bewusst im Alltag: „Toller Vortrag, Glückwunsch!“ „Ja, vielen Dank!“ Über die Autorin: Julia Schröder-Göritz ist Journalistin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, NLP-Master und Schreibtherapeutin. In ihrer Praxis für psychologisches Coaching und Beratung arbeitet sie mit Frauen, die beruflich und privat ihr Selbstwertgefühl stärken, klar kommunizieren und Grenzen setzen wollen. Als Burnout-Coach unterstützt sie außerdem Mitarbeiter:innen von Unternehmen im Bereich Stressmanagement und Burnout-Prophylaxe ( www.praxis-schroeder-goeritz.de ). Sie ist Gründerin des Soulwriters-Club und bietet Schreibworkshops für stärkendes, kreatives und biografisches Schreiben an.

  • Sind deutsche Banken konkurrenzfähig?

    STRIVE+ | Die Commerzbank kehrt in den DAX zurück, stellt wieder Dividenden in Aussicht – und die Umsätze der Deutschen Bank steigen. Ist das etwa die Renaissance der etablierten Banken? Und wie stark ist die Konkurrenz durch Neobanken und aus dem Ausland? Die Zukunft der Branche steht und fällt mit der Digitalisierung, wie unsere Bestandsaufnahme herausgefunden hat.

  • Wann es Zeit ist, im Job etwas Neues zu wagen

    Gastbeitrag | Obwohl die heutige Gesellschaft vermehrt mit Burn-out zu kämpfen hat, leiden auch viele Menschen unter chronischer Unterforderung, die sich wie ein "Bore-out" anfühlt. Unsere moderne Arbeitskultur, in der Arbeit eng mit unserer Identität verknüpft ist, kann dazu führen, dass wir uns in einem ständigen Streben nach Produktivität verlieren. In diesem Gastbeitrag ermutigt Elena Mertel dazu, innezuhalten, die eigenen Prioritäten zu überdenken und sich die Frage zu stellen, womit wir wirklich unsere begrenzte Zeit verbringen möchten. Während gefühlt das halbe Internet ausbrennt und Burn-out zum Etikett der High- Performer:innen mutiert, dürfen wir in unserer LinkedIn-Blase nicht vergessen, dass es manchen ganz anders geht: Viele Menschen brennen nicht aus, sondern bleiben konstant unter ihren Möglichkeiten. Immer weniger zu tun, fehlende Sinnhaftigkeit in der Arbeit, diffuse Erwartungen, fehlendes Wir-Gefühl, sinnlose Meetings – das war die Mischung, die mich 2020 in die chronische Unterforderung trieb. Erst später bin ich auf das gestoßen, was meinen Gemütszustand in dieser Zeit am besten beschreibt: Bore-out. Was sich liest wie ein Luxusproblem, fühlt sich an, als würdest du innerlich vertrocknen. Die Symptome gleichen nicht umsonst denen der Erschöpfungsdepression: Ich fühlte mich unterfordert, erschöpft, unzufrieden. Keine Energie ist das, was ich über diese Zeit sagen kann. Ich hatte das Gefühl, meine Zeit zu vergeuden, und die Frage „Warum mache ich das überhaupt?“ war eine ständige Begleiterin. "Das Problem ist, wenn dein Leben vollgeklebt ist mit teuer bezahlten Pflastern, meinst du irgendwann, aus dem Prestigejob nicht mehr hinauszukönnen." Always busy – warum ist Arbeit so wichtig? Wenn der Job eng mit unserer Identität verbunden ist, stürzt uns fehlende Arbeit nicht nur in Langeweile, sondern in eine Selbstwertkrise. Das eine Projekt mehr, sichtbar sein auf Social Media, der nächste berufliche Meilenstein – eine innere Stimme scheint uns zuzurufen: Du musst besser sein, mehr erreichen, mehr geben. Die anderen schaffen das doch auch. Always busy zu sein, ist für viele von uns zu einem Zeichen von Erfolg geworden. Außerhalb von geplanten Meditationsslots haben wir verlernt, Dinge langsam zu tun. Löcher in die Luft zu gucken, die Gedanken schweifen zu lassen. Nichts zu tun oder noch schlimmer: einmal nicht gebraucht zu werden. Der Drang nach Produktivität ist bei vielen von uns derart eng mit dem Selbst verschmolzen, dass wir uns auflösen, wenn wir mal nicht beschäftigt sind. Wer bist du ohne deinen Job? Vor der Arbeit Joggen, die ersten E-Mails von zu Hause abschicken, als Erste am Schreibtisch sitzen, sonntags schon mal was vorarbeiten, um einen Vorsprung vor den anderen zu haben. So sah lange Jahre meine Arbeitsrealität aus. Als Kind habe ich gelernt, stets pünktlich zu sein, dass von nichts auch nichts kommt und man sich den Urlaub verdient. Es hieß nicht „Kümmere dich um deine Mental Health!“, sondern „Dreck reinigt den Magen“ und „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Wie viele, die sich bewusst für einen Job entscheiden, der etwas mit ihnen selbst zu tun hat, habe ich lange nicht infrage gestellt, welch hohen Stellenwert die Arbeit in meinem Leben einnimmt. Erst als die Anerkennung ausblieb und sich meine Aufgaben zunehmend sinnlos anfühlten, trat an die Stelle des gewohnten angenehmen Gefühls von getaner Arbeit die Frage: Wer bist du ohne deinen Job? Und wann hast du aufgehört, zu sein, anstatt immer nur zu werden? Der schicke Job, der sich hohl anfühlt Aus meiner Coachingpraxis kenne ich inzwischen viele, denen es ähnlich (er)geht: Sie wollen etwas leisten, verlieren aber letztlich die Motivation, weil sie ständig unterhalb von ihren Möglichkeiten bleiben. Sie stecken in Jobs, die schick aussehen und sich hohl anfühlen. Die Löcher werden gut gestopft mit materiellem Schnickschnack. Auto, teure Wohnung, Wellness-Wochenenden, ausufernde Weinabende. Die Leere des Jobs muss schließlich kompensiert werden. A golden cage. Das Problem ist, wenn dein Leben vollgeklebt ist mit teuer bezahlten Pflastern, meinst du irgendwann, aus dem Prestigejob nicht mehr hinauszukönnen. Du meinst, den Status zu brauchen und verwechselst deinen hohen Lebensstandard womöglich mit Sicherheit. Keine Krise ohne Beute, denke ich heute. Sobald du dich traust, auf die Stellen zu schauen, die wehtun, die die unter den Pflastern zum Vorschein kommen, bist du mittendrin im Erkenntnisprozess. Dann kannst du schauen, ob du ungenutzte Möglichkeiten in deinem Einflusskreis übersehen hast, aber irgendwann musst du dir die Frage aller Fragen stellen: Womit willst du wirklich die Zeit verbringen, die du hast? "Die Wahrheit ist, dass wir oft glücklicher sind, wenn wir uns nicht nur in der Komfortzone des Gewohnten bewegen." Vom Bullshit-Job zur Gründerin Meinen Wendepunkt verdanke ich einem ZEIT-Artikel von 2020. Über seinen „Bullshit-Job“ schrieb darin ein junger Mann aus Stuttgart. Und über das Gefühl, seine Lebenszeit am falschen Ort zu vergeuden. Ich realisierte: Wenn du 80 Jahre alt bist, wirst du nicht voller Stolz auf deinen Jobtitel und ein solides Gehalt zurückschauen. Richtig stolz wirst du auf mutige Entscheidungen sein. Solche, bei denen du über dich selbst schmunzelst. Mal was unerwartet tust. Du wirst dich gut fühlen, wenn du in deinem Leben damit beschäftigt warst, du selbst zu werden, wichtige Dinge nicht auf später verschoben hast oder die Träume anderer Leute gelebt hast. Wenn du 80 Jahre alt bist, willst du dich ausgetobt haben, und zwar so richtig. Dabei darf es Hügel und Stolpersteine geben und ein schweres Lehrgeld-Konto. Wenn du 80 Jahre alt bist, willst du dich nicht mit einem Bullshit-Job aufgehalten haben. Du willst sagen: Ich habe gestaltet, nach vorne geschaut, ein Leben in Fülle gelebt und das von anderen voller gemacht. Hast du dir deine Arbeit oder hat dich deine Arbeit gemacht? Es bleibt zu sagen: Du musst viel weniger als du denkst. Und du kannst mehr schaffen als du meinst. Denn die Wahrheit ist, dass wir oft glücklicher sind, wenn wir uns nicht nur in der Komfortzone des Gewohnten bewegen. Vorhaben wie die berufliche Neuorientierung gelingen leichter, wenn du sie zu deinem Projekt machst – und nicht zu deiner Lebensaufgabe. Es hilft, das Leben in Phasen zu begreifen, nicht über das Verpasste zu lamentieren und den Blick nach vorne zu richten. Vieles ist egal. Weil es sowieso immer weiter geht. Und manchmal gilt: Lieber überfordert als unterfordert. Über die Autorin: Elena Mertel ist Systemische Organisationsentwicklerin, Business Coach, Trainerin (BDVT) und Gründerin von RIA META. Elena coacht Unternehmen und Führungskräfte und unterstützt Menschen und Teams dabei, ihre Veränderungsvorhaben erfolgreich umzusetzen. Auf LinkedIn teilt sie praktische Tipps und Impulse zu den Themen New Work, Leadership und Coaching.

  • Wie lange brauchen wir zum Erholen?

    Gastartikel | Zu viel Arbeit, hoher Leistungsdruck oder Probleme mit der vorgesetzten Person: Viele Menschen fühlen sich momentan mental erschöpft. Umso wichtiger wird es, sich Zeit zum Erholen zu nehmen. In diesem Gastbeitrag erklärt Chris Surel, wie lang ein erholsamer Urlaub wirklich sein sollte und was Du alles dabei beachten solltest. Der Druck ist größer, unsere Akkus leerer und die Aussichten in diesem Jahr unsicherer. Umso wichtiger war es jetzt „zwischen den Jahren“ mal wieder so richtig Energie zu tanken. Denn die Weihnachtszeit bedeutet meistens "Zeit zum Runterkommen. Zum Abschalten. Und auftanken." Doch das ist 2022 irgendwie anders gewesen. Schwieriger. Es dauert nicht länger als drei Tage, um sich mental zu erholen. Ich werde oft gefragt, wie lang ein erholsamer Urlaub eigentlich sein sollte. Die Antwort überrascht viele, denn es dauert nicht länger als drei Tage, um sich mental zu erholen. Insgesamt fünf Tage dauert es für die körperliche Erholung. Damit das gelingt, müssen wir schnell vom Arbeits- in den Urlaubsmodus kommen und Erholung zur Top-Priorität des Urlaubs machen. Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen UMschalten und ABschalten. Die Realität sieht für viele Menschen allerdings anders aus. Die To-Do-Listen vom Urlaub werden mit der gleichen Akribie abgearbeitet wie im Job. Drei Bücher lesen, alle Familienmitglieder in ganz Deutschland besuchen, täglich Sport machen, gut essen, Wein trinken, lange Gespräche führen, trotzdem gut schlafen, die Liste der ungehörten Podcasts kürzen und vieles mehr. Die logische Folge ist, dass man zwar viel erlebt, aber nur wenig erholt. Denn es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen UMschalten und ABschalten. Wenn Du das vermeiden möchtest, können die folgende Fragen helfen: Warum mache ich diesen Urlaub? Wie möchte ich mich nach diesem Urlaub fühlen? Was kann ich während des Urlaubs tun, damit dieses Gefühl tatsächlich eintritt? Wer möchte ich während des Urlaubs sein? Wie (schnell) möchte ich gehen? Wie (gut) möchte ich zuhören? Wie geduldig möchte ich sein? Wie viel möchte ich lächeln und lachen? Für die Umsetzung ziehst Du Dich am Ende von Deinem letzten Arbeitstag für 10 Minuten zurück, schließen die Augen und beantworten diese Fragen im Kopf. Deine Familie und Freunde werden verblüfft sein! Verstehe mich nicht falsch: Es ist absolut ok, sich den Urlaub bis zum Anschlag vollzupacken. Wir dürfen uns dann nur nicht wundern, wenn wir unerholt zurückkehren. Über den Autor: Chris Surel ist leidenschaftlicher Unternehmer, Mentor, und Coach. Als Vordenker und Pionier im Bereich Sustainable High Performance & Neuro-Recovery ist er ein international nachgefragter TEDx- und Keynote-Speaker. Der SPIEGEL Bestseller-Autor („Die Tiefschlaf-Formel“) berät große Konzerne, Unternehmensberatungen sowie Sportverbände und Startups, wie sie das Energie-Level, die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden nachhaltig steigern können. Mit dem Einsatz einfacher und bewährter Tools und Systeme – allesamt wissenschaftlich fundiert – lehrt Chris seine Kund:innen und Follower, wie sie durch bessere Erholung zu nachhaltigeren Leistungsträger:innen werden können. Chris hat es sich zur Aufgabe gemacht, Erschöpfung und Burnout bis 2030 aus unserer Gesellschaft auszurotten. Er lebt in München mit seinem schwarzen Labrador Karli immer an seiner Seite.

  • Web 3.0: Ist das Metaverse tot?

    STRIVE+ | Vor allem in Deutschland betrachten viele die schöne, neue 3-D-Welt im Netz als einen kurzlebigen Hype. Das Web 3.0 hat aber weitaus mehr zu bieten als bunte Metaversen – und wird sich auch von Apokalyptiker:innen kaum totsagen lassen.

  • Warum wir Frauen aus der Teilzeit rausholen müssen

    Meinungsbeitrag | Bei der Bahn, im Handwerk, in der Pflege und im ganzen Bildungsbereich: Deutschland fehlen tausende von Fachkräften – an fast allen Stellen. Dabei sind viele von ihnen schon da, können aber nicht so viel arbeiten, wie sie gerne würden. Warum Frauen ein Schlüssel zur Lösung sein könnten und hier eine historische gesellschaftliche Verantwortung haben, behandelt Katharina Wolff, Herausgeberin von STRIVE, in ihrem diesjährigen Meinungsbeitrag zum Weltfrauentag. In Deutschland lügen wir uns manchmal gerne selbst etwas vor. So ließ die Bundesregierung stolz verkünden, dass wir eine der höchsten Erwerbstätigenquoten von Frauen in Europa haben. Zur Wahrheit gehört dann aber leider auch sehr schnell, dass knapp jede zweite von ihnen in Teilzeit arbeitet. Bei den Männern liegt diese Zahl nur bei 11 %. Und damit sind wir in Europa auf dem viertletzten Platz. Nur Österreich, die Schweiz und die Niederlande liegen hinter uns. Dabei sind wir Frauen der Schlüssel zu vielen Politischen Problemen bzw. deren Lösungen, wie bspw. dem Fachkräftemangel: Schon eine zehnprozentige Erhöhung des Arbeitsumfangs von Frauen in Teilzeit würde 400.000 zusätzlichen Vollzeitstellen entsprechen, bestätigte uns ein Sprecher des Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Es gibt viele Gründe, warum gerade Frauen in Teilzeit arbeiten. Der offensichtlichste von ihnen ist es, wenn Frauen Kinder bekommen. Kleiner Disclaimer zu diesem Thema: Ich bin selbst keine Mutter. Und daher finden nun bestimmt viele Mütter, dass ich spätestens ab hier meinen Mund halten sollte. Genau das werde ich aber bewusst nicht tun – denn selbstverständlich darf und muss jede Frau für sich selbst entscheiden, ob und wie lange sie in Teilzeit arbeitet und braucht auf keinen Fall meine Erlaubnis dafür. Allerdings möchte ich gern aufzeigen, welche Probleme nicht nur für die Gesellschaft entstehen, wenn wir Frauen als Arbeitskräfte fehlen, sondern vor allem, welche immensen Nachteile ein Teilzeit-Job für uns Frauen mit sich bringen kann. Drei Probleme, die die Teilzeit mit sich bringt Aus den Augen, aus dem Sinn Natürlich würde ich mir wünschen, dass Frauen in Ruhe in Elternzeit gehen können, ohne befürchten zu müssen, dass in den 14,7 Monaten, die eine Frau in Deutschland durchschnittlich Elternzeit nimmt, kein Kollege oder auch keine Kollegin an ihr vorbeizieht und ihren Karriereplatz einnimmt. Die Realität zeigt etwas anderes. Bekannt ist zum Beispiel, dass Väter sogar höhere Gehälter und bessere Aufstiegschancen haben als kinderlose Männer, während Mütter niedrigere Löhne erzielen und seltener befördert werden . Wir sprechen aktuell viel über die Sichtbarkeit von Frauen. Genau hier fängt das Problem an: Bin ich nicht im Büro, kann ich beim Lunch nicht Netzwerken, bin dadurch nicht Teil des Systems und werde damit unsichtbar. Keine gute Grundvoraussetzung für die nächste Beförderung. Das ist nicht fair, aber menschlich. Auch, wenn ich mir wünschen würde, dass es anders abliefe. Altersarmut Laut einer aktuellen Anfrage der Linken beim Bundesarbeitsministerium steuert schon jede dritte Frau mit einer Vollzeitstelle in Deutschland auch nach 40 Arbeitsjahren auf eine Rente von weniger als 1.000 Euro netto zu. Wie wir allerdings gelernt haben, arbeitet nur jede zweite Frau in Vollzeit. Daher ist die Schlussfolgerung leicht: Die langjährige Teilzeitbeschäftigung ist einer der größten Risikofaktoren für Altersarmut von Frauen und führt oft zu einer schlechteren sozialen Absicherung im Alter. Kein Wunder also, dass laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Frauen in Teilzeit im Alter im Durchschnitt eine um 47 Prozent niedrigere Rente als Männer haben, die überwiegend in Vollzeit arbeiten. Abhängigkeit Bei diesem Punkt sind wir uns wahrscheinlich am schnellsten einig: Teilzeit führt zu niedrigeren Löhnen und damit zu einer höheren Abhängigkeit in Partnerschaften und Ehen. Selbstverständlich lässt sich über einen finanziellen Ausgleich im Ehevertrag viel regeln, aber wie wir bereits für einen anderen STRIVE-Artikel herausfanden, überlassen 60 Prozent aller Ehefrauen den Männern die finanzielle Planung. Autsch. Bei einer Scheidungsquote von rund 40 % in Deutschland ist es in jedem Fall ratsam, sich frühzeitig mit seiner eigenen finanziellen Unabhängigkeit zu beschäftigen, denn nur diese macht uns wirklich selbstbestimmt. "Solange wir nicht aufhören andere dafür zu verurteilen, wie sie leben und bzw. für welches Lebensmodell sie sich entschieden haben, solange brauchen wir der Politik nicht vorhalten, dass sie nicht alles dafür tut, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen." Was wir von der Gesellschaft und Politik benötigen Es gibt viele klare Hemmnisse, die Frauen davon abhalten, in Vollzeit zu arbeiten. Zum Beispiel, dass immer noch nicht genügend Kita-Plätze in Deutschland vorhanden sind. Fast genauso schlimm ist aber das steuerliche Anreizsystem in Form des Ehegattensplittings, das einfach nicht (mehr) in die heutige Zeit passt. Wir halten immer noch an einer Regelung fest, die nachweislich zum klassischen Rollenmodell führt – können aber Familien, in denen beispielsweise beide 32 Stunden arbeiten, damit keiner von beiden Partnern benachteiligt wird, nicht zusätzlich unterstützen? Ich persönlich finde, dass Familien, die sich die Erziehungsarbeit ernsthaft teilen, subventioniert werden sollten – weil sie somit dazu beitragen, dass Frau nicht in der Karriere beeinträchtigt wird oder in die Altersarmut rasselt und damit selbstbestimmt bleibt. Aber auch wir als Gesellschaft müssen uns im Kopf bewegen. Solange wir nicht aufhören andere dafür zu verurteilen, wie sie leben und bzw. für welches Lebensmodell sie sich entschieden haben, solange brauchen wir der Politik nicht vorhalten, dass sie nicht alles dafür tut, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wie oft habe ich bspw. schon den Satz gehört: „Aber Du willst Deine Kinder doch nicht von einer Nanny erziehen lassen?“ Mit diesen Verurteilungen und Bewertungen sollte Schluss sein. "Wir Frauen sind mal wieder der Schlüssel – und diese Position sollten wir uns zu Nutze machen. Auch in Verhandlungen!" Lasst uns alle in uns gehen und überlegen, welches Lebensmodell, ungeahnt der möglichen Verurteilungen und Bewertungen von außen, für uns wirklich das Beste ist. Lasst uns weder die in Vollzeit arbeitende Frau noch die Vollzeit-Mutter verurteilen. Lasst uns sie ermutigen, dass sie alles schaffen kann, was sie will und dass es okay ist, wenn für die Kindeserziehung auch externe Hilfskräfte hinzugezogen werden. Wir können in unserer Individualität bleiben und trotzdem schauen, wie wir es schaffen, mehr Frauen aus der Teilzeit zu holen. Zumindest die, die es wollen. Denn wir Frauen sind mal wieder der Schlüssel – und diese Position sollten wir uns zu Nutze machen. Auch in Verhandlungen! P.S.: Alles, was ich über die Teilzeit schreibe, gilt natürlich für alle Geschlechter. Besonders betroffen sind jedoch Frauen, weshalb ich mich auf sie fokussiert habe. Über die Autorin: 2010 gründete Katharina Wolff mit 26 Jahren die Personalberatung D-Level, die sie bis heute als CEO führt. Die Hamburgerin war 2011 bis 2015 Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft und unter anderem für die Themen Netzpolitik und Gleichstellung zuständig. 2020 gründet sie, entgegen aller Trends und während der Corona-Krise, einen Verlag: die STRIVE Publishing GmbH. Namenhafte Investor:innen wie Tarek Müller, Donata Hopfen oder Paul Schwarzenholz stiegen sofort mit ein. Seit Januar 2021 ist sie Herausgeberin des STRIVE Magazine, Magazin für alle, die Wirtschaft neu denken.

  • How to sell: So funktioniert modernes Verkaufen

    STRIVE+ | Guter Sales heißt heute, Kund:innen zu verstehen, sich in ihre Bedürfniswelt einzufühlen – kurzum: das Zwischenmenschliche zu pflegen. Das Prinzip „Fuß in die Tür“ hat genauso ausgedient wie ausschweifendes Dozieren über Produktfeatures. Nur: Wie funktioniert modernes Verkaufen in Zeiten der Digitalisierung – und auf welche Fähigkeiten kommt es dabei heute an?

  • Lohnt sich ein Eigenheim noch?

    Aygül Özkan ist Geschäftsführerin im Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), dem Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Zuvor war sie u.A. Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit, Bau und Integration in Niedersachsen. Wir haben mit ihr über die aktuelle Situation auf dem Markt, Immobilien als Altersvorsorge und Parallelen von Lobbyarbeit und Politik gesprochen. Frau Özkan, was tut sich aktuell auf dem Immobilienmarkt? Natürlich hat die Coronapandemie Auswirkungen auf verschiedene Nutzungsklassen: Während Logistik boomt, hatten der Non-Food Handel und die Hotelbranche ein sehr schwereres Jahr. Das wird auch unsere Städte verändern, mit vielen Risiken, aber auch großen Chancen. Bei den Wohnimmobilien setzen sich die bestehenden Trends fort. Die Jüngeren ziehen weiter gerne in die Städte, womit der Druck auf den dortigen Immobilienmärkten hoch bleibt. Nur der Neubau kann hier Abhilfe schaffen. Bei den Älteren gibt es einen leichten Trend auf das Land zu ziehen, auch über die Grenzen der Metropolregionen hinaus. Wie entwickeln sich die Kaufpreise? Gibt es regionale Unterschiede? Die gibt es. Der Trend bei Wohnimmobilien zeigt aber weiterhin generell nach oben. Besonders gilt das für Metropolen und Universitätsstädte. Es gibt aber auch ländliche Regionen, wo sich die Preise auch negativ entwickeln. Hier kann die Politik etwas tun: wenn die Infrastruktur stimmt und man die Ortskerne lebendig hält, z.B. durch die Städtebauförderung und ein Umdenken in der Nutzung, bleibt der ländliche Raum für Familien attraktiv und die Immobilienwerte auch hier stabil. Könnte der Boom der Immobilienpreise bald einen Dämpfer bekommen? Warum? Davon ist nicht auszugehen. Obwohl viele Menschen sich eine Wohnung kaufen wollen, macht das neue Umwandlungsverbot im Baugesetzbuch den Markt für Eigentumswohnungen künftig noch knapper. Die Wohnung zu kaufen, in der man wohnt, wird damit selten noch möglich sein. Diese Politik wird dazu führen, dass die Preise von Eigentumswohnungen weiter steigen werden. Bei Einfamilienhäusern ist es ähnlich. Die Flächenversiegelung muss dringend begrenzt werden, deshalb werden auch in den ländlichen Räumen nicht mehr in dem Tempo der letzten Jahrzehnte Neubaugebiete aus dem Boden sprießen. Eine Immobilie bleibt also aus meiner Sicht eine gute Investition. Was raten Sie: Kaufen oder Mieten? Ich rate zum Kauf. Ich würde mir wünschen, dass die Politik das auch deutlich besser fördert. Die größte Hürde ist das Eigenkapital und die im internationalen Vergleich sehr hohen Kaufnebenkosten. Der Staat kann hier viel tun: Er kann staatliche Kreditausfallgarantien aussprechen, um die Eigenkapitalhürde zu senken, die Grunderwerbssteuer auf ein einheitliches, niedriges Niveau senken oder auch die Kapitalentnahme aus einer betrieblichen Altersvorsorge vereinfachen. Welche Option ist die bessere Altersvorsorge? Bürgerinnen und Bürger im Eigentum haben im Alter ein signifikant höheres Vermögen und haben sich von steigenden Mieten abgekoppelt. Eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus ist ein sinnvoller Baustein für die Altersvorsorge. Ein Beispiel: wenn sie in Berlin eine Drei-Zimmer-Wohnung für 500.000 Euro kaufen und 1500 Euro Abtrag über 30 Jahre zahlen, kostet sie das nicht mehr als eine neue Drei-Zimmer-Wohnung zur Miete. Selbst wenn der Wert 30 Jahre lang nicht um einen einzigen Euro steigt, haben sie 540.000 Euro Miete gespart. Die Rechnung geht also auch weiterhin auf. Zurück zur Gegenwart: Was halten sie vom Mietendeckel? Ist es eine gute Maßnahme oder kontraproduktiv für den Mieter:innen? Das Experiment ist mit Ansage gescheitert. Selbst die Juristen des Berliner Senats hatten Zweifel, trotzdem hat man den Deckel politisch durchgedrückt. Das Angebot an neuen Wohnungen ist in der Folge um über die Hälfte eingebrochen, Sanierungen wurden zu Lasten des Handwerks und des Klimas gestoppt. Profitiert haben zunächst am meisten die Bewohner von teuren Altbauwohnungen z.B. am Kurfürstendamm, die sich aber in der Regel nun mit sehr hohen Rückzahlungen konfrontiert sehen dürften. Hinzu kommt, dass Investoren verschreckt wurden, die dafür gesorgt hätten, dass mehr Wohnungen entstehen. Kurzum: der Senat hat einen Scherbenhaufen hinterlassen. Es kommen im Durchschnitt 137 Bewerber auf eine Wohnung, das bedeutet 136 Leute, die weitersuchen müssen. Es braucht daher einen Neustart in der Berliner Baupolitik, mit der Immobilienwirtschaft, statt gegen die Immobilienwirtschaft. Wir stehen als Partner gerne bereit, denn nur Neubau kann hier Abhilfe schaffen. Seit September letzten Jahres sind Sie Geschäftsführerin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), dem einflussreichsten Lobbyverbandes hierzulande – was hat Sie zu dem Schritt bewogen? Mich hat gereizt, meine langjährige Erfahrung und Expertise in Gestaltung und Umsetzung von Zukunftsthemen aus meiner Tätigkeit in der Wirtschaft und nicht zuletzt als Bau- und Gesundheitsministerin hier einzubringen. Mit der Corona-Pandemie und die Zeit danach kommt nun eine besonders spannende Aufgabe für uns als Verband dazu. Es geht nämlich darum, unsere Städte neu zu denken und zu planen. Wie und wo wir leben, arbeiten, einkaufen, Freizeit erleben, Gesundheitsversorgung vorfinden und Alt werden, wird sich grundlegend ändern. Die Immobilienwirtschaft und wir als Stimme dieser Branche werden das maßgeblich mitgestalten. Was ist politischer – Lobbyarbeit oder Politik? Es gibt tatsächlich einige Parallelen. In meinem neuen Job geht es darum, der Politik den Standpunkt einer Branche zu erklären und auch darum, politische Entscheidungen Unternehmern zu erklären. Erklären ist in Politik und bei der Interessenvertretung zentral. Wir müssen alle Stakeholder auf einem gemeinsamen Weg mitnehmen und überzeugen. Ich glaube daher, der Austausch ist immer wichtig, egal ob als Politiker oder Interessenvertreter. Sorgen Sie selbst für die Zukunft mit Immobilien vor? Ich habe mir eine Wohnung in einem gemischten Quartier in Hamburg gekauft, der „Neuen Mitte Altona“. Mir gefällt die Mischung aus Jung und Alt und die gute Anbindung. Ich habe also nicht nur finanziell etwas für meine Altersvorsorge getan, sondern mir auch einen Platz dort gesichert, wo ich gerne im Alter leben möchte. Auch diesen, nicht monetären, aber wichtigen Aspekt sollte man nicht aus den Augen verlieren! Dieses Interview wurde erstmalig am 14.06.2021 veröffentlicht.

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