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- 7 Wege, um eine:n Headhunter zu beeindrucken
Gastartikel | Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und gerade zu diesem Zeitpunkt machen sich viele Arbeitnehmer:innen Gedanken um ihre berufliche Zukunft. Gehen oder bleiben? Ein Branchenwechsel? Headhunter spielen an diesem Punkt eine entscheidende Rolle, da sie einen exklusiven Zugang zu vielen spannenden Positionen am Markt haben. In diesem Gastbeitrag gibt Nora Böckermann, Senior Consultant bei der Personalberatung D-Level, sieben Tipps, die dabei helfen eine:n Headhunter zu beeindrucken. (Symbolbild) Für unsere Kund:innen sind wir die „Türsteher:innen“ zu den gesuchten Positionen und gleichzeitig agieren wir für unsere Kandidat:innen als enge Berater:innen und Sparringspartner. Da stellt sich dem einen oder der anderen die Frage: Wie kann ich eine:n Headhunter beeindrucken? Im Folgenden gebe ich Ihnen eine subjektive Antwort basierend auf meinen täglichen Erfahrungen. 1. Ein aussagekräftiges Profil Es klingt banal, macht aber einen gigantischen Unterschied. Ein aussagekräftiges und übersichtliches LinkedIn Profil spielt jedem in die Hände, der oder die Wert auf hochwertige Kontaktaufnahmen legt und sich wünscht, passgenau angeschrieben zu werden. Nichts ist zeitraubender und nerviger als Anfragen, die nicht zu den eigenen Skills und Präferenzen passen. Um dem vorzubeugen und somit letztendlich von den Kontakten zu profitieren, die mit den spannendsten Positionen auf Sie zukommen, lohnt es sich sein Profil chronologisch aufzusetzen und regelmäßig zu aktualisieren. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für die Profile auf anderen Plattformen und den Lebenslauf. Viele Kandidat:innen sind nicht in der Lage, sich zu präsentieren und herauszustellen, was sie in der Arbeitswelt besonders auszeichnet und zufriedenstellt. 2. Persönlicher Pitch Wir alle werden täglich überschwemmt vom Buzzwords und dem „Sprech“ der Business-Welt. Was sich mitunter im täglichen Geschäft nicht vermeiden lässt, kann in einem Interview als Aneinanderreihung von Phrasen fehl am Platz sein. Als Headhunter ist es unser Job zu verstehen, was Sie in beruflichen Kontext antreibt und was Sie brauchen, um sich im Unternehmensumfeld wohlzufühlen und zu Höchstleistungen aufzulaufen. Da hilft uns ein Buzzword-Bingo wenig und es fällt auf: Viele Kandidat:innen sind nicht in der Lage, sich im Stile eines Elevator-Pitch zu präsentieren und herauszustellen, was sie in der Arbeitswelt besonders auszeichnet und zufriedenstellt. Hier liegt aber einer der Schlüssel zur langfristigen Zufriedenheit im Job, daher lohnt es sich, hier tief in sich hineinzuhorchen. 3. Gehalt und Gehaltsvorstellung Kennen Sie ihr Gehalt? Es klingt vielleicht irritierend und der erste Impuls ist „Ha! Klar kenne ich mein Gehalt“ aber wenn die Frage erweitert, wird um „…und das bedeutet das Fixum genauso wie variable Komponenten oder andere Boni wie zum Beispiel Ihren VSOP-Plan“ wird die Zahl derer, die alle Komponenten aus dem Stegreif kennen schon deutlich überschaubarer. Was mir immer wieder begegnet ist, dass es hier nebst schlichter Unwissenheit schnell zu unangenehmen Situationen kommen kann. Die Angst davor, sich durch eine falsche Gehaltsaussage schlecht zu positionieren, kann dazu führen, dass an diesem Punkt ein verbales Ringen um eine Zahl entsteht. Hier ist folgende Information wichtig: Wir Headhunter kennen den Markt, da wir hier täglich aktiv sind. Wir wissen, was übliche Gehaltsbänder sind, und wir haben kein Interesse daran, Sie unter Ihrem Wert zu platzieren. Warum? Am Ende geht es neben der rein wirtschaftlichen Aspekte immer darum, eine:n Kandidat:in mit einem Unternehmen zu „verkuppeln“ und somit beide Seiten zufrieden zu stellen. 4. Regelmäßige Kommunikation Unsere Prozesse gehen in der Regel über mehrere Monate, eine Zeit, in der idealerweise ein enger Draht zwischen Kandidat:innen, Headhuntern und Kund:innen geknüpft wird. Damit das gegenseitige Vertrauen gestärkt wird und wir als Prozessbegleitende die Chance haben, Schwierigkeiten und Herausforderungen vorherzusehen und frühzeitig darauf zu reagieren, bedarf es einer ausgeprägten Kommunikation. Als Headhunter agieren wir quasi als die Creme in der Milchschnitte und „kleben“ in beide Richtungen die Waffeln zusammen. So sind wir in der Lage, durch eine Vielzahl an Informationen von Kandidat:innen und Kund:innen-Seite frühzeitig zu intervenieren, falls sich Komplikationen oder Missverständnisse einstellen und haben aus unserer Position heraus die Möglichkeit aktiv zu werden. Damit Sie von dieser Position zu profitieren, brauchen wir allerdings Ihr Vertrauen und eine offene und regelmäßige Kommunikation. 5. Offenheit bei der Wechselmotivation Mal ehrlich, wir sind doch alle „eigentlich ganz zufrieden“. Dies ist eine der meistgehörten Reaktionen auf die Frage der Wechselmotivation. Die wenigsten Kandidat:innen möchte sich im ersten Kontakt verbal zu weit von ihren derzeitigen Arbeitgebenden distanzieren und sind daher sehr zurückhaltend bei der Formulierung einer Wechselmotivation. Aber Hand aufs Herz: Allein die Tatsache, dass wir miteinander sprechen, zeigt doch, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit einen guten Grund gibt, weshalb Sie auf eine Headhunter-Anfrage reagiert haben. Die persönliche und fachliche Weiterentwicklung steht neben externen Faktoren wie der Restrukturierungen auf Unternehmensseite häufig hinter einem Wunsch nach Wechsel und ist völlig legitim. Und selbst eine nicht einvernehmliche Trennung von einem Unternehmen bekommt ihren faden Beigeschmack häufig erst dadurch, dass ein Geheimnis daraus gemacht wird. 6. Verbindlichkeit und Wertschätzung Es gibt Dinge, die die meisten Personen, die ich kenne, wahnsinnig machen. Ganz oben rangiert da beispielsweise das Thema Unverbindlichkeit. Wenn Sie eine:n Freund:in haben, der oder die Sie regelmäßig warten lässt, kann das schon mal zu Unmut und einer belasteten Beziehung führen. So erstaunlich es klingen mag, dasselbe gilt auch in der Zusammenarbeit mit Headhuntern. Stellen Sie sich vor sie werden mehrfach kurzfristig vertröstet oder Ihr Kontakt nimmt Termine nicht wahr, was löst das aus? Sie ahnen es, es ist nichts Positives. Die Konsequenz ist, dass wir uns fragen, ob es erstens überhaupt ernst gemeint ist mit Ihrem Interesse und zweitens, dass wir infrage stellen, ob wir unseren Kund:innen Personen mit solch sprunghaftem Verhalten überhaupt vorstellen wollen. Die Antwort können Sie sich denken… Auch wenn es überraschend klingt: Wir sind keine Kindergärtner:innen. Spätestens nach der dritten Nachfrage zu den benötigten Unterlagen, wird es langsam aber sicher kritisch. Auch hier gilt: Selbst wenn ein ernsthaftes Interesse an der Fortführung des Prozesses besteht, wirft dieses Verhalten ein schlechtes Licht auf den bzw. die Kandidat:in und das führt zu einer Depriorisierung im weiteren Prozess. Ich kann garantieren, dass keine:r meiner Kolleg:innen gerne wieder mit Kandidat:innen zusammenarbeitet, die sich nicht an ihre Zusicherungen gehalten haben. 7. Gedanken machen, bevor der Prozess ins Rollen kommt Gerade bei Executive-Positionen wird das Suchgebiet, was die Region anbelangt, sehr breit, da sich die passenden Köpfe gerne auch am anderen Ende der Republik befinden. Herausfordernd wird es, wenn die Kandidat:innen hinsichtlich möglicher Umzugsbereitschaft Zusicherungen machen, die sie letztendlich nicht halten können. Spätestens (!) in dem Moment in dem die ersten Gespräche mit den Kund:innen stattfinden, darf es diesbezüglich keine Überraschungen mehr geben, denn das wirkt super unprofessionell und hat eine negative Auswirkung auf die Beziehung zum Headhunter. Ich kann Ihnen garantieren, dass keine:r meiner Kolleg:innen gerne wieder mit Kandidat:innen zusammenarbeitet, die sich nicht an ihre Zusicherungen gehalten haben. In Konsequenz landen diese auf der „Blacklist“ und werden perspektivisch nicht mehr berücksichtigt und da haben Sie, als Jobsuchende, von allen Beteiligten am wenigsten von. Zur Autorin: Nora Böckermann ist als Senior Consultant bei der Personalberatung D-Level tätig und berät Kund:innen der Digitalszene bei der Besetzung von Schlüsselpositionen. Ihr Fokus liegt hier auf technischen Positionen, häufig im Start-Up Umfeld. Zwischen ihrem Studium der Psychologie und Wirtschaftspsychologie und ihrer Zeit als Beraterin, war sie unter anderem bei der Otto Group und für adidas tätig. Transparenzhinweis: Nora Böckermann arbeitet bei D-Level. Das Unternehmen gehört STRIVE-Herausgeberin Katharina Wolff ist auch Gründerin und CEO von D-Level.
- Wie misst man Diversität?
Ein Interview mit Diversity- und Transformations-Expertin Christina Bösenberg – darüber, ob (und wie) man Diversität messen kann, wie konkrete Handlungsschritte für Management Boards aussehen und inwiefern strukturelle und staatliche Maßnahmen helfen können. Seit über 20 Jahren coacht Christina Bösenberg Unternehmen und Führungskräfte bei Veränderungsprozessen. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf Themen wie Diversity, Equity & Inclusion. Als beratendes Mitglied sitzt sie im Advisory Board bei Coachhub, Europas führender digitaler Coaching-Plattform. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, ob (und wie) man Diversität messen kann, wie konkrete Handlungsschritte für Management Boards aussehen und inwiefern strukturelle und staatliche Maßnahmen helfen können. Frau Bösenberg, Sie haben über 20 Jahre Erfahrung als Transformationscoach in Unternehmen. Was sind Ihre Top 3 Learnings aus dieser Zeit? Märkte sind flexibel und schnell – Unternehmen sind es meist nicht. Echte Transformation fängt bei den einzelnen Mitarbeitenden und bei der Führung an. Je flexibler, innovativer und schneller die Menschen im Unternehmen werden, desto zukunftsfähiger wird das Unternehmen. Was funktioniert, ist ein viraler Ansatz aus der Mitte (middle-out). Im Gegensatz zum top-down oder dem reinen bottom-up Ansatz wirken hierbei die Kräfte des sozialen Lernens und die Zugkraft einer Community. Technologie kann hierbei das wichtige Unterscheidungsmerkmal sein. Die eigentliche Frage in jeder Transformation ist: Wie schaffen wir eine Unternehmenskultur, die zu konstantem Lernen motiviert und Mut zur Umsetzung ermöglicht? In Ihrer Funktion haben Sie vor allem die Themen Diversity, Equity & Inclusion vorangetrieben. Wie genau sind Sie da vorgegangen? Vor allem habe ich den Kulturwandel vorangetrieben, hin zu einer flexiblen, innovativen, schnelleren Organisation. Dafür sind Diversität, Equity und Inklusion wichtige Treiber. Wobei sich Diversity, also Vielfalt, natürlich auf viele Dimensionen bezieht: Gender, kultureller Hintergrund, Alter, soziale Herkunft, sexuelle Identität und andere. Diverse Studien (z. B.: Mc Kinsey 2020 „Diversity Wins – How Inclusion Matters“; oder Accenture 2019, „Getting to Equal”) belegen seit Jahren eine um 25% und damit signifikant größere Wahrscheinlichkeit für Unternehmen mit hohem Diversitäts-Faktor, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Die Zusammenhänge von Diversity und Geschäftserfolg sind glasklar in Zahlen dargelegt: Höhere Profitabilität, höhere Marktanteile, erhöhte Kreativität und Innovation. Vielfalt ist allerdings kein Selbstzweck. Es ist wichtig zu analysieren, wo welche Art der Diversität zielführend ist. Wie steht es aktuell um die Diversität & Inklusion in deutschen Unternehmen? Da kann ich keine Entwarnung geben. Wenn wir Gender betrachten, ist der Frauenanteil in den Top-Etagen der DAX Unternehmen 2020 auf 12,8% gesunken, gegen den internationalen Trend. Gleich 11 Dax-Unternehmen haben einen rein männlichen Vorstand. Im Mittelstand arbeiten in den Geschäftsführungen der 100 größten deutschen Familienunternehmen nur 7% Frauen. Ich würde sagen: Wir arbeiten dran, aber es geht recht langsam voran. Angesichts der vielen Vorteile von Diversity kann das nur verblüffen. Kann man die Diversität eines Unternehmens genau messen? Was für Parameter muss es neben der prozentualen Zugehörigkeit verschiedener Mitarbeiter:innen-Gruppen geben? Ja, diese Gruppen-Prozente sind relativ leicht messbar. Mindestens so wichtig sind umfassende Daten, also HR Analytics. Die geben klare Hinweise auf Einstellungs-Strategien, KI-basierte Auswahlprozesse, inklusive Arbeitsorte oder Bezahl- bzw. Eingruppierungs-Praktiken. Aber: Diversität ist ein Fakt, die Inklusion ist der kritische Akt. Sie lässt sich messen anhand der sogenannten „psychologischen Sicherheit“. Diese beschreibt das Gefühl, dass ich mich beispielsweise zu einer Gruppe zugehörig empfinde und meine Ansichten frei teilen kann, ohne dafür sanktioniert zu werden. Für Innovation und Lernen ist das die wichtigste Voraussetzung. Hier messen wir mit den anonymen internen Surveys und Polls, die sehr regelmäßig stattfinden. "Führungskräfte haben als Role Models wirklich Einfluss darauf, ob Diversity im Unternehmen gelebt wird, oder Marketing-Phrase bleibt." - Christina Bösenberg Was genau können Führungskräfte und Management Boards konkret tun, um ihr Unternehmen diverser und inklusiver zu gestalten? Sichtbare Prioritäten und messbare Ziele machen glaubwürdig. Führungskräfte haben somit als Role Models wirklich Einfluss darauf, ob Diversity im Unternehmen gelebt wird, oder Marketing-Phrase bleibt. Sie müssen auch persönlich bereit sein, sichtbar neue Wege zu gehen und so die Unternehmenskultur zu verändern. Strukturelle Maßnahmen sind ebenfalls wichtig. Gute Erfahrungen machen wir mit Mentoring-Programmen, mit breit skaliertem Coaching zu kulturspezifischen Themen. Verhaltensänderung funktioniert besser mit einem externen Coach. Kulturell angepasste Werbe- bzw. Kommunikationsstrategien sind ebenfalls wichtig zu beachten. Sie sagen, Diversity & Inclusion sollten neben der Leistung auch in Key Performance Indicator aufgenommen werden. Wie sähen solche „Key Diversity & Inclusion Indicator“ aus? Wenn wir über die KPIs von Führungskräften sprechen, dann eignet sich hier eine Kombination. Zahlen sprechen für sich, z. B. die Repräsentation vielfältiger Gruppen in den Einstellungsrollen, in den Führungspositionen und in der (Be-)Förderung Einzelner. Dazu empfehle ich, Faktoren zu messen wie Team-Zusammensetzung, Fluktuationsrate und Engagement. Die Glaubwürdigkeit ist zentral. Denken Sie, dass sprachliche Transformation wie bspw. Gendern in der Firmeninternen und -externen Kommunikation etwas zum Wandel beitragen kann? Studien (z.B. Braun et al. 1998; Heise 2000 ) sprechen zwar gegen das generische Maskulinum, da würde ich aber zu Entspannung und zu Pragmatismus raten. Wie in jedem Veränderungsprozess ist die Dosis des Neuen pro Zielgruppe entscheidend. Es ist besser, Schritt für Schritt eine neue Kultur zu schaffen, als bewusst starken Widerstand zu erzeugen. Ist die Zielgruppe modern und weltoffen, so dürfte das Gendern kein Thema sein. Ich persönlich gendere im Alltag und nehme so Schritt für Schritt Einfluss. Wie sollte der Staat Unternehmen auf dem Weg zu mehr Diversität und Inklusion fördern? Ohne Quoten ging es bei der Gender-Gleichstellung in Deutschland nicht. Seit der Empfehlung "zur Förderung von Chancengleichheit“ 2001 (!) durch die damalige Schröder-Regierung, ist bis zur Quote sehr wenig passiert. Staatliche Regulierung ist immer zweischneidig und sollte nur greifen, wenn es gar nicht anders geht – wie z. B. bei der Gender-Gerechtigkeit. Grundsätzlich sind hier die Unternehmen in der Führungsrolle. Ich würde dafür plädieren, Unternehmen steuerlich zu entlasten, die sich Diversität und Inklusion verschreiben und ihre Hierarchien entsprechend divers besetzen. Aber ganz ehrlich: Zukunftsfähigkeit beginnt im Kopf. Vielfalt ist somit auch eine persönliche Herausforderung jedes Einzelnen und stellt das etablierte Arbeiten in Frage. Das mag nicht jeder, denn in der Komfortzone lebt es sich definitiv bequemer. Wenn Unternehmen sichtbare Veränderungen umsetzen, auch persönlich sichtbar bei den Führungskräften, dann kann sich echte Diversität verankern.
- What's your story, Stef Huber?
What's your story? | Ein Interview mit Stef Huber, selbstständige Leadership und Performance Coach sowie Corporate Senior Adviser Stef Huber unterstützt als selbstständige Leadership und Performance Coach Executives, Entwicklungshürden zu nehmen und ihre Karriere zu beschleunigen. Zuvor war sie u.A. für die Boston Consulting Group Digital Ventures als Design Director tätig und entwickelte weltweit innovative Produkte und Services. Aktuell arbeitet sie als Senior Advisor für die preisgekrönte Design-Agentur Edenspiekermann in Berlin. Wir haben mit ihr über ihre Story gesprochen – darüber, warum sie ihren "Erfolg" nicht mehr durch ihr Umfeld definieren lässt, wo sie sich als introvertierte Person Energie zurückholt und warum sie ihrer Mid-Life-Crisis dankbar ist. Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie wären erfolgreich? Über weite Strecken meiner Karriere hatte ich ganz unreflektiert eine Erfolgsdefinition für mich adoptiert, die von meinem Umfeld kam: Ich dachte, man müsse unbedingt "klassische Karriere" machen: Immer nach der nächsten, höheren Position streben und sich keinesfalls auf den bisherigen Erfolgen ausruhen. Diese Denke hat mich weit gebracht, mir drei Studienabschlüsse in 10 Jahren verschafft und mich auch bei BCG Digital Ventures nach immer mehr streben lassen. Zuletzt war ich dort als Design Director verantwortlich für eines unserer Ventures in einer General Management Funktion, darüber hinaus Leadership Sponsor für den Standort Berlin und Co-Head der Design-Kohorte mit 35 Leuten. Und das in einer 80% Teilzeitstelle. Von außen betrachtet würde man sagen: Klar, die ist erfolgreich! Aber von innen hat es sich irgendwann nicht mehr so angefühlt. Ich habe BCG Digital Ventures viel zu verdanken – ich habe dort eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen dürfen, mit wunderbaren Menschen gearbeitet und die spannendsten Ventures für Weltkonzerne gebaut. Und das in einer Zeit, in der die meisten mit dem Begriff Venturing noch nicht viel anfangen konnten. Meine “gefühlte Wahrheit” hat mir in 2020 dann aber verraten, dass mir nach 6 Jahren Beratung irgendwann das Glück abhanden kam und ich eine Neuorientierung brauchte. Und heute bedeutet Erfolg für mich mein Leben so gestalten zu können, wie es mir wichtig ist und wie es mich Tag für Tag einfach glücklich macht. Und das heißt ganz konkret für mich eine Mischung aus selbständiger Tätigkeit und Angestelltenverhältnis: Menschen als Leadership und Performance Coach dabei unterstützen, ihren beruflichen Weg zu finden, ohne sich dabei zu erschöpfen und zu verausgaben. Mir die Projekte und Workshops als Freiberufler selbst aussuchen zu können. Mir täglich Zeit für Yoga, Meditation und Bewegung zu nehmen. Mein Essen selbst anzubauen und im Garten jeden Tag kritisch den Wachstumsstatus der Pflänzchen zu überprüfen. Das ist für mich persönlich ein erfolgreiches, gutes Leben. Und eine Teilzeit-Festanstellung in einem Bereich, der mich sehr begeistert, ist auch in Sicht... Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Der Gedanke, dass ich selbst für mein Leben verantwortlich bin. Ich sehe so viele Menschen, die in ihrer Opfermentalität gefangen sind und sich als Spielball eines Systems erleben. Die immer neue Argumente finden, warum die Dinge nicht machbar sind oder warum es früher besser war. Der Gedanke, dass man alles selbst in der Hand hat – in der Psychologie würde man sagen, man hat einen “internal locus of control” – ist ein unglaublich mächtiger Gedanke, mit dem auf einmal alles möglich und in erreichbarer Nähe scheint. Ich glaube mittlerweile, dass wirklich alles wahr werden kann, was man sich wünscht – wenn es denn Klick gemacht hat, dass man das alles selbst in der Hand hat. Und manchmal einfach den Hintern hochkriegen muss. Ich bin in der Hinsicht Possibilist: Ich glaube, dass jedem ein schier unglaublicher Möglichkeitsraum zur Verfügung steht, der exploriert und ausgetestet werden will. Über dieses Weltbild hat mich schon so manch bunter Weiterbildungsmix ereilt: Ich bin bspw. Yoga- und Meditationslehrerin, zertifizierte Managerin im Galeriemarkt, Imkerin ohne Bienen, Innenarchitektin, habe drei Jahre Operngesang gemacht, zwei Wachteln und einen Führerschein zum Fahren von Pferdekutschen im Straßenverkehr. Mein neuestes Hobby ist die Kultivierung von raren Feigensorten aus Feigensteckhölzern! Man weiß nicht, zu was man fähig ist, wenn man es nicht einfach mal ausprobiert. Ich bin mir sicher: Der Mensch muss explorieren, um bei sich selbst, seinen Möglichkeiten und Grenzen anzukommen. Was hat Sie immer behindert? Das, was mich am meisten an der Interaktion mit der Welt da draußen hindert, ist mein eigenes Introvertiertentum. Ich bin ja grundsätzlich ein sehr energetischer Mensch. Das merken auch die Menschen in meinen Coachings: Ich bin voll präsent und ich gebe dabei gern einen Teil meiner Energie gerne weiter, um meinen Klienten Halt zu geben. Als Introvertierte nimmt mir jede menschliche Interaktion generell jedoch Energie; und nach mehreren Coachings und Meetings bin ich ziemlich leer gesaugt, während Extrovertierte da zu ihren Glanzzeiten auffahren. Damit ich so energetisch unterwegs sein kann, kümmere ich mich sehr um meinen eigenen Energiehaushalt: Viel Zeit alleine verbringen, über den Tag verteilt regelmäßige Pausen machen, spazierengehen, Yoga. Ich liebe Zeit alleine – aber für manch anderen ist es schwer nachvollziehbar, wenn ich bspw. eine Einladung für ein Treffen bei mir zuhause mit Endzeit versende, für Tage komplett untertauche oder mich aus einer Beziehung mit negativer Energiebilanz zurückziehe – sprich, die mehr Energie aufbraucht, als sie zurückgibt. Ich suche mir gut aus, mit wem ich beruflich arbeiten möchte (aka “No Assholes Policy”) und wen ich in meinen “inner circle” lasse. Und das bedeutet zwangsläufig eine starke Abgrenzung zu anderen, weil da einfach nicht Platz für alle und jeden ist, vor allem nicht jederzeit. Gleichzeitig verhilft mir diese Zurückgezogenheit und das starke Energiemanagement zu außerordentlicher Inspiration und neuen Ideen! Und so erfinde ich dann munter neue Businessideen wie das Schweinotel, das SOS XMAS Survival Kit (beides realisierte Ideen) oder das “Büro für Sorgendelegation”. Mal schauen, vielleicht setze ich letzteres irgendwann mal in die Tat um – die Welt könnte es ja wirklich brauchen. Was werten Sie als Ihren größten Erfolg? Den Mut aufgebracht zu haben, aus dem klassischen, fast vorbestimmten Karrierepfad auszubrechen und mir die Zeit für mich genommen zu haben, mich neu zu orientieren. Danke an Mid-Life Crisis und Tinnitus für den Anreiz zum Nachdenken! Am Ende hab ich mich freigeschwommen von allem – von den Erwartungen der anderen und den von mir adoptierten Vorstellungen meines Umfelds. Und nun bin ich sehr glücklich, dass ich ein Leben führe, das sich richtiger und mehr nach mir selbst anfühlt. Mein Podcast, den ich zusammen mit meiner Hamburger Freundin Katja (Manager of Operations, Transformation & Training bei Mutabor) mache, heißt daher auch “Freischwimmer” – weil wir uns beide zeitgleich von der Fremdbestimmung freigeschwommen haben und nun mit unseren Leben genau das machen, was wir wirklich, wirklich machen möchten. Ohne was können Sie nicht arbeiten? Ich bin Performance Coach, d.h. ich arbeite täglich mit einem Arsenal unterschiedlicher Tools, die mir eine hohe Produktivität trotz oder gerade wegen sehr vieler Pausen sicherstellen. Ich habe dazu einen eigenen Peak Performance Blueprint entwickelt, der sich von jedem leicht anwenden lässt und den ich in meinen Workshop anderen beibringe – entweder in Form offener Klassen oder als Corporate Workshops. Wenn ich von Peak Performance spreche, denken viele, sie müssten noch mehr arbeiten, dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Bei den meisten Menschen lassen sich mit ein paar wirklich sehr einfachen Tools ganz leicht bis zu 2 Stunden Arbeitszeit pro Tag einsparen – und das nachhaltig. Das ist mein ganz eigener Beitrag zum Thema Resilienz: Ich möchte, dass es der Welt da draußen besser geht. Dass sich Menschen nicht so gestresst, gehetzt oder als Opfer ihrer Jobs fühlen, sondern wieder mehr in die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung kommen – und das ist eigentlich gar nicht so schwer.
- What's your story, Lina Behrens?
What's your story? | Lina Behrens kennt sich in männerdominierten Metiers aus – schließlich ist sie Geschäftsführerin eines Gesundheitsunternehmens, stellvertretende Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Startups sowie Mitglied des Beirats Junge Digitale Wirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Mehr als 13 Jahre lebte sie im Ausland – als sie im Jahr 2018 zurück nach Deutschland kam, war sie geschockt, denn sie dachte, Deutschland sei längst weiter, was das Thema Frauen im Business betrifft. Ihrer Meinung nach fehlt es vielen Frauen an Sichtbarkeit – auch denen in Führungspositionen. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie sie ihren eigenen Erfolg misst, was ihre größte Herausforderung war und welchen Karrieretipp sie ihrem 20-jährigen Ich geben würde. Wie sind Sie zu Flying Health gekommen? Meine Vision ist es, soziale Probleme durch privatwirtschaftliche Ansätze zu lösen. Daher bin ich zuerst ganz klassisch bei einer Beratung in London gestartet, um die Grundlagen zu lernen. Anschließend habe ich zu dem Sozialunternehmen Social Finance gewechselt, um innovative Finanzierungsansätze im Gesundheitsbereich mit zu entwickeln und um den Health Analytics Bereich aufzubauen. Auf Grund des Brexits habe ich mich nach sechs Jahren in England entschieden, London zu verlassen und bin Teil des Management Teams eines der größten Company Builder Lateinamerikas, Polymath Ventures, in Kolumbien geworden. Als Lead Business Designer, also quasi der internen Feuerwehr, habe ich dort verschiedene Firmen geleitet, die Produkte und Dienstleistungen für die wachsende Mittelklasse Lateinamerikas entwickelt haben. Seit drei Jahren bin ich nun zurück in Deutschland und bei Flying Health. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Bei Flying Health gestalten wir die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung. Dafür bringen wir alle relevanten Akteur:innen an einen Tisch, geben ihnen Inspiration und Visionen für die Medizin von morgen und helfen ihnen, diese in die Tat umzusetzen. Derzeit sind wir vermehrt in Deutschland unterwegs, auf Grund meiner langjährigen Erfahrung im Ausland reizt es mich natürlich sehr, in den nächsten Monaten auch Flying Health internationaler aufzustellen. Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich? Gemeinsam hochgesteckte Ziele zu erreichen ist für mich der größte Erfolg. Wenn unsere Kund:innen und unser Team zufrieden sind, und wir unserer Vision der Gesundheitsversorgung einen Schritt näherkommen, dann haben wir viel geleistet. Aber auch wenn es mal schiefläuft, wir aber daraus lernen und es beim nächsten Mal anders machen, kann dies ein gemeinsamer Erfolg sein. Wie gehen Sie mit Dingen um, die Sie nicht gut können? Wichtig ist mir, diese Dinge zunächst zu identifizieren und sie nicht zu verstecken. Dann suche ich mir Hilfe – idealerweise kann jemand in unserem Team diese Dinge viel besser als ich und kann übernehmen. Wenn nicht, schaue ich in meinem Netzwerk nach Unterstützung. Und wenn ich dennoch denke, dass ich diese Dinge persönlich können sollte, versuche ich, mich in den Bereichen aktiv weiterzuentwickeln – durch eine Kombination aus Coaching, Inspiration aus Podcasts, (Hör-)Büchern und vielen Gesprächen, und natürlich indem ich es selbst ausprobiere und dabei jedes Mal etwas besser werde. Wie würde Ihr Team Sie beschreiben? Sehr extrovertiert, strukturiert, fordernd und fördernd – und gleichzeitig fast immer mit einem Lachen im Gesicht. Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten? Nach vier Wochen in Kolumbien bei dem Company Builder Polymath Ventures die Leitung einer Schulbusfirma zu übernehmen – und dann festzustellen, dass diese Firma keine Zukunft hat und diese schließen zu müssen. Zum Glück haben wir für die meisten Personen eine Alternative gefunden, aber geschlafen habe ich nicht viel in der Zeit. Es war eine der schwierigsten Entscheidungen, ich bin jedoch immer noch stolz darauf, diese so getroffen zu haben, da es mittelfristig das Richtige war. Zum Glück musste ich solche Entscheidungen bei Flying Health bisher nicht treffen, ich habe aus diesen Erfahrungen aber für meine jetzige Rolle viel mitnehmen können. Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Um Hilfe zu fragen, wenn ich etwas selbst nicht kann, und dabei nicht den Anspruch zu haben, dass ich es selbst können müsste. Das ist nicht immer leicht, aber je mehr ich dies verinnerliche, desto weiter hat es mich bisher gebracht. Ohne was können Sie nicht arbeiten? Einen guten Kaffee am Morgen – und einem starken Team, mit dem ich nicht nur gemeinsam ein Ziel verfolgen, sondern auch herzlich lachen kann. Welche drei Apps sind am nützlichsten für Ihren Job? Messenger wie Teams, Slack und Discord zur Kommunikation mit meinem Team und in verschiedenen Netzwerken. Overcast für die wichtigsten Digital Health und Tech Podcasts. Und Gorillas, falls der Kühlschrank mal nicht gefüllt ist. Wie organisieren Sie sich und Ihre To-Dos? Meine Inbox und mein Kalender sind meine To Do Liste für die alltäglichen Dinge – dazu kommen im Idealfall zwei Nachmittage pro Woche für Strategie und Brainstorming. Wenn Sie eine Zeitreise zu Ihrem 20-jährigen ich machen könnten, welchen Karrieretipp würden Sie sich geben? Ich würde zum Glück sehr viele Entscheidungen wieder so treffen, wie ich es getan habe – aber dabei noch mehr bewusste Zeit für Reflexion einbauen, sowohl um mich inhaltlich mit Themen auseinander zu setzen als auch für persönliche Entscheidungen. Und ich würde mir selbst früher Techniken an die Hand geben, um von der Arbeit abzuschalten und die Auszeiten genießen zu können. Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden (Beispiel Kanzler:in), was würden Sie tun? Idealerweise würde ich digitale Lösungen im Bildungs- und im Gesundheitsbereich implementieren, Quoten für Frauen und Personen mit Migrationshintergrund in allen Entscheidungsebenen einfügen und eine groß angelegte Kampagne starten, damit die Menschen in Deutschland verstehen, dass Innovationen nichts Schlechtes sind, sondern die Basis für unsere Zukunft. Aber das müsste ein sehr langer Tag sein.
- What's your story, Annette Steiner-Kienzler?
What's your story? | Annette Steiner-Kienzler ist Director Nutritions & Beauty bei R Pharm Germany, zuvor war sie als Produktionsleitung bei Pfizer beschäftigt. Sie selbst stammt aus einer Apothekerdynastie, verbrachte den Großteil ihrer Kindheit in einer Apotheke. Ihre Expertise nutzte sie 2018 für den Entschluss, einen pflanzenbasierten Wachmacher zu entwickeln. Mit diesem ist sie sogar der aktuellen Staffel "Die Höhle der Löwen" zu sehen – dort konnte die Apothekerin die Investoren Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel von "Qinao POWER" überzeugen. Wir haben mit ihr über ihre Vision, Herausforderungen und ihr größtes Vorbild gesprochen. Was ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Ich leite den Innovationshub Nutrition & Beauty bei R-Pharm Germany. Wir beschäftigen uns damit, wie sich der Alltag und das Körpergefühl der Menschen in den nächsten Jahren verändern wird. Auf dieser Basis entwickeln wir neue Produkte auf Basis natürlicher Inhaltsstoffe, die die Gesellschaft unterstützen, mehr Energie für die täglichen Herausforderungen zu bekommen. Ich bin in einer der ältesten Apotheke Deutschlands, der Hofapotheke in Stuttgart, groß geworden und habe quasi das Apotheker-Gen vererbt bekommen. Das Arbeiten mit natürlichen Wirkstoffen ist mir also schon in die Wiege gelegt worden. Wie gehen Sie mit Dingen um, die Sie nicht gut können? Mit Gelassenheit. Niemand kann alles können. Man muss sich von dem Gedanken lösen, alles selbst zu machen. Das ist ganz wichtig. Trotzdem bin ich neugierig, möchte Dinge verstehen und lerne sehr gerne von meinen Kolleg:innen, denn ich vertraue auf ihre Expertise. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Ich möchte ein Bewusstsein für die Wirkungsweisen natürlicher Inhaltsstoffe schaffen und eine internationale Marke aufbauen, die zeigt, dass es gesunde Alternativen gibt, die auf einem medizinischen Level geprüft sind. Es gibt aktuell so viel Produkte auf dem Nahrungsergänzungsmittelmarkt, die uns eher schaden als helfen. Wir möchten hier Klarheit schaffen und eine vertrauensvolle Marke aufbauen, die unsere Kunden im Alltag unterstützt. Was sind die ersten drei Dinge, die Sie im Büro (oder Home Office) machen? Da in mir eine Forscherin steckt, checke ich jeden Morgen erstmal die neuesten Studien und Richtlinien, um mir einen Überblick zu verschaffen und jederzeit up-to-date zu sein. Wir stellen Nahrungsergänzungsmittel her, deswegen ist es essenziell zu wissen, wie bestimmte Inhaltsstoffe im Körper wirken. Danach gehe ich über meine To-Do‘s und Termine für den Tag und stimme mich kurz mit meinem Team ab. Was war die größte Herausforderung, die Sie überwinden mussten? Der Vertriebsaufbau ist der/dem Apotheker:in nicht zwingend in die Wiege gelegt. Ich bin froh, dass wir nun starke Partner an unsere Seite haben, die uns hierbei unterstützen. Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Ehrlichkeit, Vertrauen in mein Team und Leidenschaft für das, was ich tue. Ich habe schon immer auf mein Bauchgefühl vertraut. Dennoch halte ich es für sehr wichtig, neue Ideen zu challengen und sich mit anderen Menschen auszutauschen. Denn am Ende ist der Proof-of-Concept entscheidend. Hier ist es sehr wichtig, Feedback anzunehmen und ehrlich zu sich selbst zu sein. Was war der größte Fehler, den Sie während Ihrer Karriere gemacht haben (und welches Learning ziehen Sie daraus)? Man muss zu einer Vision stehen und sich nicht von vermeintlichen Fachexperten auf eine andere Fährte leiten lassen. Wie organisieren Sie Sich und Ihre To-Dos? Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir die Aufgaben im Team auf die jeweiligen Experten verteilen. Eigenverantwortung im Team ist mir wichtig. Meine Aufgaben werden nach Dringlichkeit priorisiert. Ich nehme gerne den Hörer in die Hand, oder bespreche die Aufgaben Face to Face. Langwierige E-Mailkommunikation ist für mich überholt. Was ist der beste Tipp, den Sie je bekommen haben? Das Momentum eines Neubeginns zu nutzen, um bestehende Strukturen zu challengen, mutig zu sein und Neues auszuprobieren. In diesem Moment ist ein gutes Selbstvertrauen wichtig, ansonsten ist man nicht authentisch. Sobald man mehrere Jahre im Job ist, wird der Schritt schwieriger. Das Momentum in der aktuellen Corona-Pandemie zu nutzen, würde ich mir überall in der Gesellschaft wünschen – daraus kann Großes entstehen. Wer ist Ihr Vorbild? Ich bewundere Bill Gates - er ist so erfolgreich, dass er mit seinem Geld mit knapp 46,8 Milliarden US-Dollar die größte private Stiftung gründen konnte, die zur weltweiten Verbesserung der Gesundheitsversorgung beiträgt. Diesen Führsorgegedanken bewundere ich.
- What's your story, Franziska Weber?
What's your story? | Franziska Weber ist überzeugt, man müsse wirtschaftliches mit sozialem und ökologischem Handeln vereinen – diese Ansicht verdankt sie ihren Großeltern, in deren Unternehmen sie ihrer Kindheit viel Zeit verbracht hat. In ihrer Tätigkeit als Pressesprecherin bei Danone geht sie diesem Ziel jeden Tag aufs Neue nach. Welche Learnings sie auf ihrem bisherigen Weg gemacht hat, welche Erfolge und Misserfolge sie verbuchen konnte und welche Vision sie für ihr Unternehmen hat, erzählt sie uns in einer neuen Ausgabe unseres Interviewformates "What's your story?". Was ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Die klassische Bezeichnung meines Jobs ist Pressesprecherin, wobei das in meinen Augen nicht reflektiert, was und vor allem wie ich meinen Beruf ausübe. Ich bin in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen und das hat sich enorm auf meine Auffassung von Arbeit ausgewirkt. Wenn ich ein Statement veröffentliche und es von meiner E-Mail-Adresse aus verschicke, dann ist es für mich unabdingbar, dass ich hinter den Inhalten auch als Privatperson stehe. Aus diesem Grund besteht mein Job als Pressesprecherin mit Sicherheit zum einen Teil daraus, über das zu reden, was Danone als Unternehmen tut. Die für mich viel relevantere Seite ist allerdings die Arbeit, die hinter den Kulissen aus Überzeugung passiert, bis man wirklich in der Öffentlichkeit darüber sprechen kann. Ein Beispiel ist, dass wir als Team ungefähr 5 Jahre lang daran gearbeitet haben, für Volvic als Marktführer ausschließlich Altplastik für die Verpackungen zu verwenden. Das hätte ohne die Überzeugungen des Teams, die Leidenschaft dafür, das Richtige zu tun, die zahlreichen Gespräche mit Wissenschaftler:innen und nicht zuletzt bestimmt auch die lauten Forderungen von außen, nicht funktioniert. Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt? Dass jeder seinen eigenen Weg gehen kann. Der Grund, warum ich für Danone und damit einen großen Lebensmittelkonzern arbeite, der zweifelsohne oft genug und teilweise auch zurecht in der Kritik stand, ist, dass ich hier mit vielen Menschen zusammenarbeiten kann, die von sozialen und ökologischen Überzeugungen getrieben sind. Ich habe sehr früh in meiner Karriere direkt an die Geschäftsführung berichtet und war anfangs heillos überfordert mit der Aufgabe und der Verantwortung. Damals war meine erste Intuition, dass ich mir gewünscht hätte, dass mir jemand genau sagt, was ich zu tun habe und vor allem wie. Was mir aber am meisten geholfen hat, war das Vertrauen meiner Vorgesetzten und die Unterstützung darin, für meine Überzeugungen zu kämpfen – unabhängig von Level, Berufserfahrung oder Geschlecht. Am Ende ist die Kernfrage doch immer, warum man etwas tut. Das „wie“ ergibt sich dann wesentlich einfacher. Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten? Ich musste und muss immer noch meinen Anspruch an mich selbst und meine Arbeit regulieren. Das 80/20 Prinzip fällt mir bis heute schwer, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Was nur dabei hilft, ist der Fokus auf die Vision, die ich verfolge und mein Optimismus. Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Das sind drei Dinge. Auf der einen Seite höre ich immer auf mein Bauchgefühl. Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, dann ist es das meiner Erfahrung nach auch nicht und das zeigt sich dann in faktischen Ergebnissen. Auf der anderen Seite bin ich sehr resilient und das schon seit meiner Kindheit. Schlussendlich ist der wichtigste Faktor für mich aber Vulnerable Leadership. Ich glaube daran, dass man mit Unsicherheiten offen umgehen sollte, Sorgen und Herausforderungen offen benennen muss. Sich verletzlich zu zeigen und das Team an sich ranzulassen bedeutet auch, dass man über sich selbst und die eigenen Fauxpas lachen kann. Gleichzeitig bedeutet es für mich auch, Verantwortung nicht nur zu übernehmen, sondern vor allem zu teilen. Wer Verantwortung auf viele Schultern verteilt, fördert Innovation und Teamgeist. Lea-Sophie Cramer hatte das auf LinkedIn sehr gut zusammengefasst. Was hat Sie immer behindert? Mir ist es lange Zeit schwergefallen, zu Projekten schlichtweg nein zu sagen. Man kann immer mehr machen, abends noch eine Stunde länger arbeiten oder eine private Verabredung absagen, um den E-Maileingang ordentlich zu halten. Aber man sollte sich jedes Mal fragen, ob die zu erledigende Aufgabe dem Unternehmen und den Menschen einen sozialen, ökologischen oder wirtschaftlichen Mehrwert bietet. Wenn das nicht der Fall ist, entscheide ich mich dafür, stattdessen meine Batterien aufzuladen und neue Inspiration zu suchen. Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich? Zunächst einmal muss ich von der Initiative oder dem Projekt, um das es geht, überzeugt sein und dafür brennen. Außerdem brauche ich viel Freiheit in der Strategieentwicklung, Zielsetzung, Konzeption und Umsetzung. Das macht es meinen Führungskräften zugegebenermaßen manchmal nicht leicht. Der wichtigste Faktor ist für mich aber das Team. Das Ergebnis eines Projekts ist in meinen Augen nur so gut wie die Menschen dahinter. Und wenn das Projekt scheitert, dann wird ein gutes Team wichtige Learnings daraus für andere generieren und transparent damit umgehen. Ich brauche eine gelebte Fehlerkultur und bin Frau Dr. Merkel sehr dankbar, dass sie das den Deutschen etwas näher gebracht hat. Was werten Sie als Ihren größten Erfolg? Ich tue mich immer etwas schwer damit, Erfolge in der Retrospektive zu betrachten. Natürlich bin ich stolz darauf, Teil des Teams zu sein, dass die Lebensmittelkennzeichnung „Nutri-Score“ in Deutschland eingeführt hat oder in Deutschland mit Unternehmen wie Tony’s Chocolonely, Patagonia oder Ecosia die B Corp-Bewegung mit nach vorne treibt und so dazu beiträgt, dass unternehmerischer Erfolg nicht mehr nur auf finanziellen Kennzahlen, sondern genauso auf ökologischen und sozialen Faktoren beruht. Genauso freue ich mich, dass Traditionsmarken wie Activia pflanzenbasierte Alternativen auf den Markt bringen und somit zu einer flexitarischen Ernährung beitragen. Aber am Ende ist es für mich der größte Erfolg, wenn ich sehe, dass sich die Menschen in meinem Team weiterentwickeln können, Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen und den Status Quo nicht als gegeben hinnehmen. Was als Ihren größten Misserfolg? Ich glaube, dass ich aus allen Fehlern, die ich gemacht habe, immer etwas gelernt habe und diese Erkenntnis sehr bewusst und ehrlich weitergebe. Natürlich haben wir Produkte entwickelt, die sich dann nicht auf dem Markt gehalten haben oder uns Petitionen überlegt, die wir nicht umsetzen konnten. Ich halte aber nichts davon, sich in eine Negativ-Spirale zu begeben und sich wieder und wieder dafür zu verurteilen, was man verbockt hat. Daraus entsteht nichts Neues, sondern nur Destruktivität. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Danone hat seit dem Sommer 2020 eine neue Rechtsform, das Unternehmen ist eine „Entreprise à Mission“, ein „Unternehmen mit Mission“. Das bedeutet, dass unsere Ziele in den Bereichen Soziales, Umwelt und Gesundheit in unserer Satzung verankert sind. Die Erfüllung dieser Ziele wird von einem unabhängigen Board kontrolliert. Damit ist Danone nicht nur das erste börsennotierte Unternehmen überhaupt, sondern auch das weltweit größte Unternehmen, das diesen Status erhält. Meine Vision ist, dass wir uns noch weiter entfernen von zukunftsorientierten Versprechen und noch stärker konkrete Ergebnisse liefern, beispielsweise durch die Reduktion von CO2-Emissionen, die Vermeidung von Plastik und die Verwendung recycelter Materialien. Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden, was würden Sie tun? Ich würde alles daransetzen, dass wir in Deutschland das Ziel des Pariser Abkommens und des 1,5°C-Ziels einhalten. Für Deutschland also ganz konkret, Nettonull bis 2035, Kohleausstieg bis 2030 und 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis 2035. Das sind dieselben Forderungen, die Fridays For Future hat und ich bin bis heute dankbar, dass Danone die Teilnahme von Mitarbeiter:innen an den Streiks, sei es digital oder real, unterstützt.
- What's your story, Maria Nowecki?
What's your story? | Maria Nowecki ist in der bayerischen Provinz geboren und nach Stationen in Brüssel und Marokko in München gelandet. Nachdem sie zunächst mehrere Jahre als Assistenz der Geschäftsführung in einer der größten Übersetzungsagenturen Europas tätig war, gründete sie Anfang 2020 gemeinsam mit ihren zwei Mitgründern das Language Tech Startup Lyngual . Die Plattform soll nicht weniger als den unübersichtlichen Markt für professionelle Übersetzung demokratisieren und Kunden einen schnellen und einfachen Zugang zu Fachübersetzern sowie den besten Technologien im Markt bieten. Wir sprachen mit ihr über die mangelnde Fehlerkultur in Deutschland, warum man seine eigene Perfektion zurückstellen sollte und was sie an der Bildungspolitik in Deutschland ändern würde. Was ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Ich habe Anfang 2020 mit zwei Mitgründern das Language Tech Startup Lyngual ins Leben gerufen. Lyngual ist eine Onlineplattform, über die Kunden mit professionellen Übersetzern weltweit verknüpft werden. Es geht ja heute meist nicht mehr nur um die Übertragung von Inhalten von der einen in die andere Sprache, sondern das Feld der professionellen Übersetzung ist wahnsinnig vielschichtig und technisch. Wir wollen mit Lyngual die Komplexität rausnehmen und Nutzern die Möglichkeiten bieten, einfach und schnell an professionelle Übersetzungen zu kommen. Mein Job als Chief of Staff ist es, dafür zu sorgen, dass Blocker aus dem Weg geräumt werden (oder bestenfalls gar nicht entstehen) und die Strippen im Hintergrund in der Hand zu halten. Gleichzeitig stehe ich ständig im Austausch mit allen Stakeholder:innen, um das Beste aus der Marke Lyngual herauszuholen. Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt? Am meisten erstaunt hat mich, wie vielschichtig der Übersetzungsmarkt ist. Ich selbst hatte keine Ahnung, dass die Übersetzungsindustrie mit 50 Mrd. und einem durchschnittlichen Wachstum von 6 % pro Jahr riesig ist, als ich vor sechs Jahren per Zufall in die Branche gestolpert bin. Das liegt sicherlich daran, dass das meiste Volumen im Geschäftskundenbereich liegt und sie für den Ottonormalverbraucher meist unsichtbar bleibt. Jede Firma, die international tätig ist, braucht irgendwann Übersetzungen, sei es im Marketing, Legal, HR, Produktentwicklung – die Liste ist endlos. Oftmals wird dem Thema kaum Bedeutung beigemessen und bestenfalls improvisiert, obwohl ein cleveres Übersetzungsmanagement die Expansion in neue Märkte massiv erleichtern könnte. Selbst die Großen sind davor nicht gefeit: Erst vor kurzem hat es Amazon den Markteintritt in Schweden aufgrund schlechter Übersetzungen richtig fies verhagelt. Ein Shitstorm ungeahnten Ausmaßes war die Folge. Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten? Die größte Herausforderung ist es, die Leute davon zu überzeugen, offen für Neues zu sein. Gerade in Zeiten von Corona ist es besonders schwer, potentielle Kunden aus ihrer Komfortzone zu holen. Jeder versucht krampfhaft, althergebrachte Abläufe aufrecht zu erhalten und ist deutlich seltener bereit, eine neue Lösung wie Lyngual zu testen. Das ist umso bedauerlicher, da wir mit viel Hirnschmalz, Herz und über 20 Jahren Branchenerfahrung eine Plattform geschaffen haben, die unzählige Vorteile mit sich bringt. Das Schöne ist, dass alle Nutzer, die bisher bereit waren, sich auf Lyngual einzulassen, begeistert sind. Wir sind auf dem richtigen Weg! Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Ich wurde mit dem Credo erzogen, den Menschen in meinem Umfeld immer zuvorkommend und wohlwollend zu begegnen. Natürlich ist es manchmal frustrierend zu beobachten, wie in unserer Gesellschaft zunehmend eine Ellbogenmentalität um sich greift. Allerdings bin ich gerade in der aktuellen Phase überzeugt, dass die Welt bei all dem Misstrauen und der Negativität da draußen eine Portion Freundlichkeit gut gebrauchen kann. Was hat Sie immer behindert? Angst ist eine sehr mächtige Emotion. Angst zu scheitern, Angst Fehler zu machen, Angst nicht gleich alles perfekt zu machen und sich möglicherweise zum Gespött von Nutzern, Investoren, ja der ganzen Welt zu machen. Bullshit! Wir sind alle nur Menschen. Sicherlich spielt die mangelnde Fehlerkultur in Deutschland eine Rolle, mit der auch ich aufgewachsen bin. Man ist darauf programmiert, abzuliefern. In den USA zum Beispiel ist das Scheitern automatisch mit der Chance auf einen neuen Versuch konnotiert. Aufstehen, Krone zurechtrücken und weiter geht’s. Mit der Einstellung versuche ich jetzt auch durchs Leben zu gehen. Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich? Erfolg hat für mich zwei Dimensionen: Natürlich ist es mir wichtig, mit Lyngual eine erfolgreiche Marke zu schaffen. Jeder, der an Übersetzungen denkt, soll irgendwann automatisch an Lyngual denken. Für mich persönlich ist der ökonomische Erfolg jedoch nicht alles. Ich möchte etwas aufbauen, mit dem man der Gesellschaft etwas zurückgeben kann. Social Responsibility wird aus meiner Sicht in vielen deutschen Unternehmen noch immer viel zu sehr vernachlässigt. Ich habe viele Ideen, will jetzt aber noch nicht zu viel verraten. Was werten Sie als Ihren größten Erfolg? Für mich ist es mein größter Erfolg, mit einem jungen Start-up wie Lyngual einer weltweiten Pandemie zu trotzen. Als wir Anfang 2020 gegründet haben, war Corona noch weit entfernt und wir hatten keine Ahnung was uns erwartet. Die Lernkurve, die ich seither durchlaufen haben, ist mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen. Dass wir es außerdem geschafft haben, ein Team zu formen, das mit vollem Einsatz an der Vision von Lyngual arbeitet, erfüllt mich mit großem Stolz. Was als Ihren größten Misserfolg? Natürlich gibt es eine lange Liste an Dingen, die ich heute rückblickend anders machen würde. Ich kann Gründer:innen nur raten: Frühzeitig rausgehen, Feedback einholen, draus lernen, iterieren. Dabei ist es ganz wichtig, den eigenen Anspruch an Perfektion zurückstellen. Das führt nur in eine Sackgasse und hat wie in unserem Fall dazu geführt, dass wir wertvolle Zeit haben verstreichen lassen. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Die Vision mit Lyngual ist es, die weltweit erste Anlaufstelle für alles rund um professionelle Übersetzung zu werden. Wir wollen Kund:innen und Übersetzer:innen eine Plattform bieten, auf der sie all ihre Aufträge verwalten und abwickeln können – all das zu fairen und transparenten Konditionen. Gleichzeitig ist es uns auch ein Anliegen, eine Community aufzubauen, in der News und Fachwissen rund um die Übersetzungsbranche geteilt und diskutiert wird. Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden (Beispiel Kanzler:in), was würden Sie tun? Ich würde die Bildungspolitik in den Fokus nehmen. Der Zustand von Deutschlands Schulen ist ein Armutszeugnis. Wir sind es den Generationen nach uns schuldig, jetzt zügig aufzuholen. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte zeigen sich gerade jetzt während des Homeschoolings auf frappierende Weise. Das würde ich als erstes angehen: Regelmäßige Anpassung und Modernisierung der Lehrpläne für alle Klassenstufen. Ausstattung der Schulen mit modernen, digitalen Lernmitteln und regelmäßige Updates. Schulung der Lehrer in der Verwendung von digitalen Medien für den Unterricht. Einführung eines Schulfachs, das Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien beibringt.
- Was bewegte Sie zum Gründen?
Meine Gründungsstory | Naomi Owusu ist CEO und Co-Founder von Tickaroo und dort vor allem für Business Growth, Strategie und Skalierung zuständig. Vor der Gründung des Regensburger Unternehmens arbeitete sie als Beraterin. Ihr Schwerpunkt lag auf Produktstrategien digitaler Medien und die Planung und Konzeption mobiler Applikationen. Die Idee zu Tickaroo kam ihr bei der Umsetzung einer Sport-App, als sie feststellte, dass es an guten Tools zur Live-Berichterstattung mangelt. Motiviert, zielstrebig und ganz nach dem Motto „just do it!“, setzen sich Naomi und ihr Team heute täglich und mit vollem Einsatz dafür ein, das Live-Content-Tool zu optimieren. Stellen Sie sich doch mal vor. Ich bin Naomi Owusu, CEO und Mitgründerin von Tickaroo. Wir sind ein 35-köpfiges Team, das Cloud-Softwareprodukte überwiegend für die News- und Sportbranche baut. Unsere bekanntesten Produkte sind unsere Liveblogs, die zu Beginn im Amateursport-Bereich Anwendung fanden und heute auch von vielen Medien wie Der Spiegel, RP, Süddeutsche, MDR, WDR und RTL genutzt werden. Zudem nutzen Kommunen unsere Software, um über die Neuigkeiten aus den Gemeindesälen oder von Plenarsitzungen zu berichten. Mit der Marke „made.by Tickaroo“ setzen wir Digitalprojekte für unsere B2B-Kund:innen um. Neben der kicker News-App oder der Plattform „Neymar Jr's Five“ von Red Bull haben wir bereits viele Projekte verwirklichen können. Was hat Sie zum Gründen bewogen? Die persönliche Weiterentwicklung. In meinem früheren Job hatte ich keine Möglichkeit Ideen erfolgreich zu machen Die Digitalisierung der Sportbranche empfand ich als Chance und wollte meine Überzeugung weiterverfolgen. Wie entstand die Idee? Die Idee entstand aus meiner Arbeit mit verschiedenen Sportprojekten. Amateurvereine hatten damals kaum digitale Sichtbarkeit und Liveticker waren zu Zeiten der Gründung von Tickaroo 2011 ausschließlich den Medienhäusern vorbehalten. Daher war es unser Ansatz, ein Tool zu entwickeln, mit dem Hobby-Redakteur:innen intuitiv und professionell über das Spielgeschehen digital berichten können. Mittlerweile ist unsere Idee von Tickaroo gewachsen, denn sind wir heute ein Live-Content-Unternehmen, das einen großen Schwerpunkt auf das B2B-Geschäft legt. Haben Sie alleine gegründet oder im Team? Warum? Tickaroo habe ich zusammen mit einem Team gegründet. Die Idee eines Livetickers fand schnell Mitstreiter:innen, da wir uns schon kannten und oft ausgetauscht haben. Ich bin sehr zielstrebig und das Vertrauen und der Enthusiasmus meiner Partner:innen hat dabei geholfen, ein tolles Produkt zu erschaffen. Wir sind bis heute ein gutes Team! Mit VC Geld oder ohne? Warum? Ohne Geld, denn es war eine Art Feldtest, bei dem wir schauen mussten, ob unsere Vision auch im echten Leben einen Purpose darstellt. Das erste Feedback war großartig. 5 Jahre nach der Gründung beteiligte sich der Olympia-Verlag mit seiner Sportmedienmarke kicker und prägte damit unsere Reise – nicht nur finanziell, sondern auch als strategischer Partner, denn bis heute sind wir eng miteinander vernetzt. Welche Hindernisse hatten Sie beim Gründen? Es würde zu weit führen, diese alle aufzuzählen. Doch speziell die Finanzierung und das Wachstum bringen einige Fallstricke mit sich, zum Beispiel die eigene Organisationskultur, die Team-Führung oder auch organisatorische Veränderungen. Ich sehe in diesen Punkten eher das Wachstumspotenzial und Learnings, es besser zu machen. Das Thema „Bürokratie“ bringt beim Gründen auch einige Schwierigkeiten, der sich jede:r Gründer:in von Anfang an bewusst sein müssen. Wie haben Sie sich am Anfang finanziert? Zu Beginn habe ich vor allem als Selbstständige mein Leben finanziert. Als Freelancerin konnte ich so nebenbei u.a. als Beraterin an vielen Projekten arbeiten. "Den richtigen Dreh zu finden hat jede Menge Zeit und Geld gekostet!" - Naomi Owusu Welche Fuckups mussten Sie und Ihr Team bereits überwinden? Da wir keine Finanzierung hatten, war die Liquidität lange Zeit ein Issue. Wir haben auch auf Produktbestandteile und Technologien gesetzt, die wir später in die Tonne getreten haben. Den richtigen Dreh zu finden hat jede Menge Zeit und Geld gekostet! Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung? Das war meine eigene Freizeit. Ich habe mich auf unsere Vision fokussiert und auf die Arbeit gestürzt. Weil ich gemerkt habe, wie wichtig Ausgleich ist, musste ich lernen abzuschalten und das Tagesgeschäft liegen zu lassen. Wie haben Sie gelernt zu führen? Vor allem durch Beispiele, bei denen die Führung nicht funktioniert hat. Ich frage mich immer, was ich falsch gemacht habe, wenn es zu Konflikten kommt. In 98 Prozent der Fälle liegt es an den Rahmenbedingungen, Prozessen und der Kommunikation. Ich stelle viele Fragen, reflektiere und analysiere sehr gründlich. Haben Sie einen Mentor bzw. eine Mentorin, mit dem/der Sie sich austauschen? Ich denke, dass jede Begegnung Gründer:innen weiterbringt. Wir lernen von positiven und negativen Beispielen. Die besten Mentoren waren diejenigen, mit denen ich die größten Konflikte hatte. Danach ging es immer einen großen Schub nach vorne. Was haben Sie für Erfahrungen gemacht, als Sie vom Arbeitnehmertum ins Unternehmertum “gewechselt” sind? Ich habe als Arbeitnehmerin schon wie ein:e Unternehmer:in gearbeitet. Ich denke, das hat dann auch zu meinem Entschluss geführt, selber zu gründen. Ich war mit den Handlungsweisen meiner Vorgesetzten nicht mehr einverstanden. Für mich gibt es nur ein „wir“, wenn es um gemeinsame Projekte geht. Letztendlich profitieren doch alle vom Erfolg! "Alles ist Entwicklung, ob Produkt, Dienstleistung oder das Team." - Naomi Owusu Was war Ihr größtes Learning? Alles ist Entwicklung, ob Produkt, Dienstleistung oder das Team. Wir sind immer im Wandel und dabei hilft mir am meisten ein positives Mindset, denn es gibt für mich keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. So gelang uns auch der Pivot vom B2C- zum B2B-Geschäft. Worauf blicken Sie aus Ihrer bisherigen Gründungszeit gerne zurück? Die Spontanität, die man an den Tag legt, wenn der Betrag auf der Unternehmens-Payroll noch nicht so groß ist und wenn einen in der Anfangsphase sehr kreativ ist, um seinen Case zu positionieren. Da hüpft dann schon mal einer im Kängurukostüm auf der Messe rum. Wer ist Ihr Vorbild? Das wechselt häufiger, je nachdem welche Herausforderungen ich habe. Ich lasse mich immer wieder neu inspirieren. Ihr Buch-/Filmtipp für Gründer:innen? „Hard things about hard things” von Ben Horrowitz oder “Six simple rules how to manage complexity” von Vyes Morieux. Im Moment lese ich “People over profit” von Dale Partridge. Welchen Tipp würden Sie Ihrem 18-jährigen Ich in Sachen Gründung geben? "Fokussiere dich auf das, was du erreichen möchtest und hol dir die Leute, die das, was du kannst, besser machen. Meditiere mehr und zeig deine Wertschätzung anderen gegenüber, verbringe mehr Zeit mit deinen Lieben."
- Warum wir nicht auf unsere Eltern hören sollten
Meine Gründungsstory | Interview mit Julia Rittereiser, Gründerin von Kora Mikino: Bei unserem Format "Meine Gründungsstory" stellen wir spannenden Gründer:innen Fragen zu ihrem Werdegang. Sie geben euch Tipps und Tricks und teilen ihren spannendsten Learnings. Stellen Sie sich (und ggfs. Ihr Team) doch einmal vor Ich bin Julia und habe Kora Mikino vor ziemlich genau drei Jahren in Berlin gegründet. Studiert habe ich irgendwas mit Geisteswissenschaften und bin der Meinung, dass es zum Gründen null notwendig ist, ein BWL-Studium zu haben. Was hat Sie zum Gründen bewogen? Nach fünf Jahren bei Google hat mir auf Dauer etwas gefehlt – und das, obwohl ich superhappy mit meinem Job war. Ich wollte unbedingt gesellschaftliche Veränderungen voranbringen und diesem starken Bedürfnis habe ich irgendwann nachgegeben. Wie entstand die Idee? Die Idee entstand aus dem eigenen Bedarf in Kombination mit einem USA-Aufenthalt: ich habe sehr starke Periodenschmerzen und deswegen Tampons immer nur sehr ungern benutzt, Binden ebenso, denn die verrutschen eigentlich immer. Während meiner Google-Zeit war ich ein Jahr in den USA in San Francisco. Dort hielt ich zum ersten Mal einen Perioden-Slip in den Händen und war ein bisschen schockverliebt. Mein erster Gedanke war: “cool”, mein zweiter: “das geht noch besser”. Ich wollte einen Perioden-Slip kreieren, den man bei der Benutzung nicht spürt, der total zuverlässig ist, richtig gut aussieht und nachhaltig produziert ist. Haben Sie allein gegründet oder im Team? Warum? Ich habe allein gegründet, das lag daran, dass niemand aus meinem näheren Umfeld zum gleichen Zeitpunkt gründen wollte und ich mir einfach nicht vorstellen konnte mit einem komplett fremden Menschen ein Unternehmen aufzuziehen. Heute sehe ich das ein wenig anders, denn die Belastung als Single Founder ist sehr hoch. Es hat aber auch den Vorteil, dass ich Entscheidung sehr schnell treffen kann. Um die fehlende Co-Founderin auszugleichen, habe ich mir ein Netzwerk aus vertrauten Personen aufgebaut, mit denen ich mich berate und die mir ungeschönt Feedback geben, das ist mir unfassbar wichtig. Mit VC Geld oder ohne? Bisher ohne, es gab allerdings einige Angebote, die ich immer abgelehnt habe, denn ich bin einfach gerne meine eigene Chefin! Wir haben das absolute Glück, dass wir einen unfassbar guten Cashflow haben und bereits nach knapp drei Jahren am Markt profitabel sind, bei siebenstelligen Umsätzen. Ich würde aber nicht ausschließen, dass ich in der Zukunft mal jemand externen mit reinhole, bisher kam einfach noch nicht das passende Angebot. "Hindernis klingt mir zu negativ. Ich spreche lieber von Learnings und von denen gibt es vor allem beim Gründen jede Menge." - Julia Rittereiser Welche Hindernisse hatten Sie beim Gründen? Hindernis klingt mir zu negativ. Ich spreche lieber von Learnings und von denen gibt es vor allem beim Gründen jede Menge. Der Blickwinkel erleichtert dabei vieles. Und manchmal ist Humor sehr hilfreich. Dazu folgende Story: bei einer Bank habe ich, um eine Förderung für ein neues Produkt gegen Periodenschmerzen gepitched. Der männliche Berater hat alle Daten und Fakten, die ich recherchiert hatte, ignoriert – schlimmer, er hat sie ohne jegliches Vorwissen versucht kleinzureden. Auch die Tatsache, dass es kein vergleichbares Produkt am Markt dazu gibt, war für ihn ein Erfolgs-Verhinderer und kein Alleinstellungsmerkmal. Am Ende empfahl er mir, dass ich eine Unterhose für Männer mit Hämorrhoiden entwickeln solle. Heute kann ich darüber schmunzeln. In der Situation war ich einfach fassungslos. Neben ignoranten Bankberatern und unzuverlässigen Geschäftspartnern gibt es auch regelmäßig Technik-Bugs, die mein Team und mich an unsere Grenzen bringen. Schlussendlich findet sich für alles eine Lösung. Und das ist auch meine Botschaft an alle, die gründen wollen manchmal klappt Plan A nicht dann testet man Plan B und wenn das nicht klappt gibt es immer einen Plan C. Wie haben Sie sich am Anfang finanziert? Ich habe relativ spät gegründet, mit Anfang 30, das bedeutet ich konnte Eigenkapital mit einbringen. Ich bin mir total bewusst, dass es ein Privileg ist und dass nicht alle Menschen, die gründen, eigenes Geld einbringen können. Darüber hinaus habe ich auch eine Finanzierung über eine Bank gemacht, das war am Schluss einfacher als gedacht. Und ich habe von der IBB einen Förderzuschuss erhalten. "Du hast fast immer die Wahl zwischen, Rückschritt, Lehrstunde oder Chance." - Julia Rittereiser Welche Fuck-Ups mussten Sie und ihr Team bereits überwinden? Tausende! Unser Webshop war down, wir hatten einen Shitstorm, eine ganze Produktions Charge hatte einen Fehler und wir mussten viele hundert Perioden Slips zurückrufen, ein Bankberater hat mir ins Gesicht gesagt ich glaube nicht an ihre Idee. Dabei ist die Periode eine Art „biologisches Abo“, denn sie kommt in der Regel jeden Monat wieder. Der Bedarf nach guten Periodenprodukten wird immer da sein! Das sind nur einige Beispiele. Man sieht, es geht häufig was schief aber noch häufiger läuft es gut. Am Schluss kommt es auf die eigene Bewertung des Fuckups an. Du hast fast immer die Wahl zwischen, Rückschritt, Lehrstunde oder Chance. Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung? Die größte und gleichzeitig schönste Herausforderung ist der Umgang mit der Unsicherheit - es kann morgen vorbei sein, es kann aber auch sein, dass wir morgen doppelt so viel Perioden Slips verkaufen. Diese zwei Optionen sind mir immer bewusst. Die Gefahr ist, zu oft und zu viel darüber nachzudenken. Das kann in einen richtigen Mindfuck ausarten. Ich habe ein gesundes Verhältnis zum Thema Risiko, da ist die Fallhöhe nicht so groß. Wie haben Sie gelernt zu führen? Ganz ehrlich: ich glaube der Lernprozess in Sachen Leadership läuft bei mir noch. Ich kenne meine Stärken und Schwächen als Managerin sehr gut und ich weiß mit welchen Persönlichkeiten ich gut harmoniere und zusammenarbeiten kann und mit welchen einfach nicht. Am besten funktioniert es mit Menschen, die proaktiv, organisiert und ehrgeizig sind. Persönlichkeiten, die gemeinsam mit dem Team etwas bewegen wollen und mit Leidenschaft die Dinge ans Laufen bringen. Wenn das alles gegeben ist, versuche ich meinen Mitarbeiterinnen möglichst wenig zu “reinzuquatschen” und bin wenig Chefin, viel Kollegin und auch Sparringpartnerin. Was haben Sie für Erfahrungen gemacht, als Sie vom Arbeitnehmertum ins Unternehmertum „gewechselt“ sind? Ich habe vorher bei Google im Vertrieb gearbeitet. Die Summen, mit denen wir zu tun hatten, waren unfassbar groß. Bei KORA MIKINO haben wir total klein angefangen und wenn wir 1.000 Euro am Tag Umsatz hatten, haben wir uns wirklich gefreut. Für 1.000 Euro hätte ich in meinen vorigen Job nicht mal den Telefonhörer in die Hand genommen und einen Kunden angerufen. Perspektiven ändern sich! Was war Ihr größtes Learning? Es kann gut gehen! Und “gute Tipps” von außen immer einordnen und in Perspektive setzen. Ich frage zum Beispiel keine sehr risikoscheuen Personen mehr nach Feedback zu neuen Business-Ideen. Ich spreche aber gerne mit ihnen über Themen, bei denen Vorsicht ein totaler Vorteil sein kann. Was ist Ihr Buch-/Filmtipp für Gründer:innen? Ich liebe Podcasts, so bilde ich mich weiter und hole mir Inspiration. Oft amerikanische Podcasts mit dem Fokus auf Start-ups wie Resilient Retail, Glossy und diverse Shopify Podcasts aber auch die Podcasts von OMR, Dr. Teo Pham, Henrick Lennarz, Innovator Sessions und der Podcast von Tobias Beck. "Hör nicht auf Deine Eltern! Die dachten, ich solle in die örtliche Kreisverwaltung gehen." - Julia Rittereiser Welchen Tipp würden Sie ihrem 18-jährigen Ich in Sachen Gründung geben? Hör nicht auf Deine Eltern! Die dachten, ich solle in die örtliche Kreisverwaltung gehen. Viele Eltern drängen vor allem ihre Töchter in diese vermeintlich sicheren Jobs wie Lehrerin, Beamtin oder Sachbearbeiterin im Großkonzern. Das war auch bei mir so. Ich musste mich mit Händen und Füßen wehren und bin ganz rebellisch an die Uni gegangen und das auch noch im Ausland. So viele Statistiken sprechen dagegen, dass eine Frau aus einem Nicht-Akademiker Elternhaus ein Unternehmen gründet, trotzdem habe ich es geschafft, also kannst du es auch!
- Stilberatung: Was kann die Outfittery-Box?
Haben Sie schon mal von einem Personal Stylist geträumt? Einer Person, die sich eigens anhand Ihres persönlichen Stils und Körpertyps Outfits überlegt und Ihnen diese dann auch noch bequem nach Hause schickt? Bislang war das ein sehr teures Unterfangen. Outfittery gibt nun auch den schmaleren Portemonnaies eine Chance auf dieses Erlebnis. Kuratierte Boxen, die neue Styles per Paket an die Kundschaft bringt. Seit kurzem gibt es diesen Service auch für Frauen – wir haben ihn für Sie unter die Lupe genommen. Ich bin ehrlich: Ich liebe Shopping. Das Recherchieren von neuen Trends, Outfitideen und Sale-Angeboten macht mir Spaß – ganz zu schweigen von dem Moment, in dem ich mit neuen Klamotten einen Laden verlassen kann. Über die Jahre habe ich gelernt, welche Farben und Schnitte mir stehen und in welchen Teilen ich mich wohl fühle. Ich steuere bestimmte Läden und Marken an wie eine sichere Bank. Man könnte meinen, ich bin das Gegenteil einer Person, die sich ein Personal Styling herbeisehnt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Durch meine Shopping-Erfahrung hat sich allerdings auch eine, sagen wir, klare Linie herausgestellt und meine Kreativität lässt nach. In meinem Kleiderschrank tummeln sich zahllose schwarze Oberteile und die immer gleich sitzenden Jeans. Im Alltag fehlt mir schlichtweg die Zeit, mich selbst neu zu erfinden. Umso gespannter war ich auf den Personal Styling Service Outfittery – diesen gibt es schon fast 10 Jahre für Männer, Oktober letzten Jahres wurde der Service nun auch für Frauen gelauncht. Die Idee ist simpel: Man beantwortet einen Fragebogen, gespickt mit Fragen rund um das eigene Stilempfinden, bevorzugte Farben und Schnitte sowie den Anlass, für den man sich gerne einkleiden lassen möchte. Ein:e persönliche:r Stylist:in kuratiert dann Kleidungsstücke, die man nach Hause geschickt bekommt. Der Jahreswechsel war nun ein perfekter Anlass, meinen aktuellen Kleiderschrank mit professioneller Hilfe aufzupeppen. Ganz nach dem Motto: Neues Jahr, neuer Look. Ich habe mich daher sehr gefreut, dass ich die Outfittery-Box daher testen durfte – und es gab einige Überraschungen! Step 1: Der Fragebogen Gesagt, getan: Ich klicke mich durch die Online-Fragebogen. Was mir positiv auffällt: Die große Bandbreite bei den Punkten „Größe“ und „Gewicht“ macht den Bogen an sich zu einem wunderbar inklusiven Erlebnis. Auch schön: Für unterschiedliche Kleidungsstücke habe ich die Möglichkeit, mein persönliches Budget zu definieren. Step 2: Mein Stilprofil & das Beratungsgespräch Mit dem Test wird nun das eigene Stilprofil hinterlegt. Ich klicke mich noch etwas durch und entdecke zufällig noch weitere Individualisierungsmöglichkeiten, wie beispielsweise eine eigene Fotodatenbank, in der ich Fotos von mir und meiner Style-Inspiration hochladen kann. Für Menschen, die den Service als Zeitersparnis nutzen, könnte man diese coole Funktion sicher noch etwas prominenter im Prozess platzieren. Ich bin schon ganz gespannt auf meine persönliche Auswahl, daher freue ich mich auch sehr auf mein Telefonat mit Hida, die mir als meine persönliche Stylistin „zugeteilt“ wird. Wir besprechen nochmal konkrete Vorlieben und No Gos. Hida erklärt mir, dass die erste Outfittery-Box auch gerne „Kennenlernbox“ genannt wird, bei der man sich stilistisch beschnuppern kann – jetzt bin ich noch gespannter, was sie für mich ausgewählt hat. Kleine Details zeigen, dass die User Experience im Prozess wirklich bis zum Ende gedacht ist Step 3: Die persönliche Auswahl Meine Kolleg:innen erschrecken sich kurz, als ich die Mail mit meiner persönlichen Auswahl im Postfach entdecke und aufquieke. Der Großteil der Kleidungsstücke gefällt mir sehr gut, zwei Kleidungsstücke lasse ich von Hida noch austauschen. Das geht aktuell noch nicht automatisiert – auch der Algorithmus von Outfittery muss mich erst noch etwas kennenlernen, bevor mir automatisch Alternativen vorgeschlagen werden. Dafür bin ich mir aber sicher, dass Hida gute Alternativen aussucht. Was mir bei der Lieferung positiv auffällt: Das Paket ist gestaltet wie ein Koffer und ist versehen mit einem praktischen Tragegriff. Man könnte es kleinlich nennen, aber ich liebe solche Details. Sie zeigen, dass die User Experience im Prozess wirklich bis zum Ende gedacht ist. Das Paketinnere ist außerdem liebevoll verpackt und ich fange direkt an, die Outfits anzuprobieren. Alle Kleidungsstücke passen mir. Auch wenn einige an mir nicht so aussehen, dass es mir persönlich gut gefällt – das gehört zum Ausprobieren eben dazu. Positiv überrascht werde ich von Teilen, bei denen ich zunächst noch unsicher war, wie sie mir stehen würden. Neben neuen Kleidungsstücken habe ich daher weitere Erkenntnisse dazugewonnen: Die Lederleggings geht mit einem weinenden Auge zurück – wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Der Strickpullover mit Trompetenärmeln hat dafür das Potenzial, mein neuer Favorit zu werden. Step 4: Nach der Box ist vor der Box Ich entscheide mich dafür, bis auf zwei Teile Alles zu behalten. Für die Retoure kann ich in meinem Profil entspannt eine kostenlose Abholung beauftragen. Kleiner Haken: Ich habe nur sieben Tage Zeit für die Retoure. Da ich relativ häufig online shoppe, bin ich im Schnitt längere Retoure-Zeiten gewöhnt. Der Abholservice erleichtert mir den Schritt zwar, wir dürfen aber nicht vergessen, dass einer der Hauptvorteile der Outfittery-Box die Zeitersparnis ist. Ein Pluspunkt auf der anderen Seite: Die Rechnung habe ich parallel zur Lieferung per Mail erhalten und auch meine Zahlungsdaten während Step 1 bereits ausgefüllt. Ab jetzt kann ich mich kann mich also zurücklehnen und mich gedanklich ganz über meine neuen Looks freuen. Outfittery funktioniert mit einem Abomodell, sprich: In frühestens zwei Monaten erhalte ich, sofern ich die Funktion nicht deaktiviere, erneut eine persönliche Auswahl nach Hause geschickt. Fazit & Bewertung Vorweg: Mein erstes Bild von Outfittery wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil. Mein positiver Eindruck während des Fragebogens wurde durch einen wirklich tollen Service und schlaue Details während des Prozesses bestätigt, weshalb es im allgemeinen Eindruck und für die User Experience glatte fünf Sterne gibt. Lediglich bei der Benutzer:innenfreundlichkeit kann man denke ich noch ein Stückchen mehr rausholen, indem man alle Funktionen während der Beratung (beispielsweise durch das Hervorheben des Profils und der Fotodatenbank) noch mehr hervorhebt und bspw. die Retourenzeit verlängert. Der Service für Frauen steckt noch in den Kinderschuhen, was sich zum Teil in der Produktpalette oder der Customer Journey noch zeigt – das sind aber alles Punkte, die man schnell ausbessern kann und wahrscheinlich in den nächsten Monaten optimiert werden. Was das Preis-Leistungsverhältnis angeht, ist uns wahrscheinlich allen klar: Ein persönlicher Stylingservice ist keine Lebensnotwendigkeit und die Marken aus dem Produktportfolio befinden sich eher im mittleren bis gehobenem Preissegment. Allerdings muss man hierbei betonen, dass dies bei allen Personal Stylings der Fall ist und man dafür, dass man keine extra Service-Gebühr für das Styling zahlt, einen tollen Service für ein schmales Budget erhält. Alles in allem kann ich die Outfittery-Box wirklich empfehlen für alle, die auf der Suche nach etwas Outfit-Inspiration sind und für diejenigen, die schlichtweg keine Zeit haben, sich selbst auf die Suche nach neuen Looks zu machen. Ich bin jedenfalls gespannt, wo die Outfittery-Reise noch hingeht!
- Saftkur im Selbsttest: Was bringt ein Juice Cleanse?
Anzeige | Jedes Jahr aufs Neue geht es los: Das letzte Jahr wird reflektiert, Ziele werden gesteckt, Neujahrsvorsätze werden definiert. Die Ernährung spielt dabei eine große Rolle: Rund ein Drittel der Deutschen nimmt sich zum Jahresanfang vor, sich besser zu ernähren. Eine Saftkur kann ein guter Kickoff in eine ausgewogene, gesündere Richtung sein. Doch wie fühlt es sich an, sich tagelang nur von Säften zu ernähren? Wir haben den Selbsttest gemacht und die dreitägige Saftkur von Kale&Me für Euch ausprobiert. Wie viele andere auch hadere ich manchmal mit einer ausgewogenen Ernährung: Ich habe Probleme mit unkontrolliertem Snacken und wenig Motivation, eine ausgewogene Ernährung dauerhaft durchzuziehen. Nach zahlreichen Diäten überkam mich regelmäßig der Schweinehund. Nichtsdestotrotz wollte ich das neue Jahr mit einer Challenge beginnen. Von einer dreitägigen Saftkur erhoffe ich mir, wieder eine neue Verbindung zu meinem Körper zu bekommen und meine Willenskraft auf die Probe zu stellen. Als das Paket von Kale&Me im STRIVE-Office ankommt, trage ich eine Mischung aus Vorfreude und Befürchtung en in mir. We rde ich diesen Selbsttest schaffen? Wie läuft eine Saftkur ab? Während des Saftfastens verzichtest Du für drei, fünf oder auch sieben Tage auf feste Nahrung und trinkst stattdessen jeweils sechs Säfte am Tag – alle zwei Stunden einen. Bei Kale&Me sind die einzelnen Säfte praktischerweise nummeriert, um nicht durcheinander zu kommen und den Ablauf so einfach wie möglich zu machen. Alle Säfte sind dabei aufeinander abgestimmt, sodass auch während des Fastens eine optimale Nährstoffversorgung gewährleistet wird. Wichtig ist, parallel zu den Säften viel zu trinken: Wasser, ungesüßter Kräutertee und Gemüsebrühe sind erlaubt. Tabu hingegen sind Koffein, Nikotin oder auch Alkohol. Das Ziel bei eine r Saftkur ist es, den körpereigenen Recyclingprozess wieder anzukurbeln. Außerdem kann eine Saftkur dabei helfen, wieder ein achtsameres Essverhalten zu entwickeln und den Unterschied zwischen Hunger und Appetit wieder klarer wahrnehmen zu können. Generell kann eine Saftkur als eine Art Kennenlernen oder Einstiegsform des Fastens verstanden werden. Die Umstellung und Integration in den Alltag ist bei einer Saftkur weniger herausfordernd als bei einer Heilfastenkur, eignet sich aber super, um die eigene Willenskraft zu testen, dem Körper eine Auszeit zu gönnen und herauszufinden, ob das Fasten einem zusagt. Bestenfalls verzichtet man bereits in den Tagen zuvor auf Koffein, Alkohol, Zucker und fettiges Essen, um die Umstellung für den Körper zu erleichtern Wie bereitet man sich am besten auf eine Saftkur vor? Die richtige Vorbereitung bei einem Juice Cleanse ist die halbe Miete. Bereits 2-3 Tage vor dem eigentlichen Saftfasten fährt man seine Ernährung an den sogenannten "Entlastungstagen" runter. Bestenfalls verzichtet man bereits jetzt auf Koffein, Alkohol, Zucker und fettiges Essen, um die Umstellung für den Körper zu erleichtern. Hierbei kann es bereits zu den ersten Nebenwirkungen kommen – beispielsweise Kopfschmerzen durch den Kaffeeentzug. Langfristig wird sich der sanfte Einstieg aber lohnen. Wer die Saftkur richtig ernst nimmt und den Körper optimal vorbereiten will, macht vor der Saftkur außerdem eine Darmentleerung . Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Viele greifen auf Glaubersalz oder Bittersalz zurück, es funktioniert aber auch mit einem Einlauf oder Sauerkraut- und Pflaumensäften. Kale & Me Saftkur: Meine Erfahrungen Tag 1: Der erste Tag des Fastens läuft überraschend gut. Die erste Tageshälfte habe ich nicht mal Hunger, zwischen den unterschiedlichen Säften stecke ich in vielen Meetings und die Zeit vergeht wie im Flug. Was ich direkt zu Anfang bemerke: Im Büro fällt es mir durch diverse Ablenkungen wesentlich leichter, das Fasten durchzuziehen. Abends klopft zum ersten Mal der Schweinehund an: Das ist normalerweise die Zeit des Tages, zu der die Snacks Einzug auf der Couch erhalten. Ich halte durch – und bin stolz, dass der erste Tag so gut gelaufen ist. Tag 2: Überall lese ich, dass der erste Tag bei einer Saftkur der schwerste ist. Bei mir ist es andersherum, heute muss ich ein wenig mit mir kämpfen. Der Hunger ist inzwischen kein Problem mehr, mein Magen hat sich gut an den Fastenmodus gewöhnt. Allerdings bemerke ich die ersten Nebenwirkungen: Ich habe Kopfschmerzen, werde müde und unkonzentriert. Ich erwische mich außerdem oft dabei, an Essen zu denken. Mein Tipp: Gelüste für die Zeit nach dem Fasten einfach aufschreiben und somit leichter aus dem Kopf streichen. Ich halte mich mit Brühe über Wasser, die mich wärmt und erstaunlich gut sättigt. Die Brühe habe ich zusätzlich zur Kur ebenfalls bei Kale&Me bestellt, denn diese kommt ganz ohne Aromen, zusätzlichen Zucker oder sonstige Zusatzstoffe aus. "Trotz fehlender Ablenkungen und Meetings komme ich gut mit den Säften zurecht – es fühlt sich sogar schon ein wenig nach Routine an." Tag 3: Ich wache so leicht und frisch wie schon lange nicht mehr auf. Meine Motivation ist jetzt am Höhepunkt: Nachdem der Großteil schon rum ist, werde ich mich am letzten Tag nicht zum Abbrechen hinreißen lassen. Der einzige Unterschied heute ist, dass ich im Home Office arbeite. Das habe ich mir deutlich schlimmer vorgestellt. Trotz fehlender Ablenkungen und Meetings komme ich gut mit den Säften zurecht – es fühlt sich sogar schon ein wenig nach Routine an. Pluspunkt: Die gewonnene Zeit nutze ich für eine kleine Session Yoga am Abend. Ich gehe früh schlafen, da ich immer noch etwas müde bin, bin aber unglaublich stolz, dass ich es durchgezogen habe. Was für ein guter Start ins neue Jahr! Mein Fazit: Diese Saftkur war ein super Experiment für mich, vor allem hinsichtlich meiner Willenskraft. Wer sich vornimmt, mit gesünderer Ernährung durchzustarten, findet in dem Juice Cleanse eine gute Möglichkeit für einen Kickstart. Ein positiver Nebeneffekt war für mich, bei meinem Post-Feiertags-Völlerei-Körper den "Reset"-Button zu drücken und mit einem besseren Körpergefühl ins neue Jahr zu starten. Bei aller Motivation sollte man sich aber vorher genau überlegen, wann der richtige Zeitpunkt für einen selbst ist, die Saftkur durchzuführen – und dabei nicht nur die Fastentage, sondern auch die Vor- und Nachbereitung berücksichtigen. Ich werde definitiv nochmal Saftfasten, das nächste Mal aber vermutlich mit etwas mehr Ruhe oder im Urlaub. Denn die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen, vor allem während eines stressigen Alltags. Drei Tipps, um eine Saftkur durchzustehen Gleichgesinnte finden: Geteiltes Leid ist halbes Leid! Sprich mit deinem Partner, Deiner Mitbewohnerin oder Freund:innen, ob Ihr die Saftkur gemeinsam machen wollt. Das steigert die Motivation währenddessen. Moderate Bewegung: Finde Ablenkung in einem Spaziergang. Die frische Luft kann Dir helfen, klare Gedanken zu bekommen. Auch Yoga oder eine Streching-Session unterstützt Dich dabei, bei Dir zu bleiben und die Verdauung anzuregen. Zähne Putzen: So banal es klingen mag – Zähneputzen kann bei einem Appetitgefühl kurzfristig Abhilfe leisten. Was muss man nach einer Saftkur beachten? Die Nachbereitung ist ebenso wichtig wie die Vorbereitung: Wichtig nach der Saftkur ist es, den Körper nicht zu überfordern. Optimal eignet sich übrigens ein Apfel für das Fastenbrechen am Morgen nach der Kur: Die Säure regt die Bildung von Magensäften an. Die Kalorienzufuhr sollte nur langsam gesteigert werden , auch tierische Fette sollten in der ersten Woche erstmal gemieden werden. Starte jetzt mit einer Saftkur frisch ins neue Jahr! Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, eine Saftkur einmal selbst auszuprobieren, sichere Dir 10 % auf alle Saft- und Gemüsekuren mit dem Code "kaleandstrive10" bei Kale&Me: https://www.kaleandme.de/
- Mit Motorsport gegen die Klimakrise – und Geschlechterklischees
„Motorsport“ – ein Begriff, der viele Klischees im Kopf hervorruft: Umweltverschmutzende Abgase, Lärmbelästigung für Mensch und Tier, vorrangig Männer auf dem Siegerpodest. Entspricht das noch dem Zeitgeist? Diese Frage beschäftigt schon längst nicht mehr nur Motorsport-Kritiker:innen, sondern auch die Branche selbst: Bereits 2019 setzte sich die Formel 1 das ambitionierte Ziel, ihre Kohlendioxid-Emissionen bis 2030 auf null zu setzen. Die Klimakrise sorgt allerdings nicht nur für neue Ansätze bei bestehenden Rennserien, sondern ruft auch neue Player auf die Karte: „Extreme E“ lautet die neue Offroad-Rennserie, die sich zum Ziel gesetzt hat, an besonders betroffenen Orten die heute bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels zu veranschaulichen – mit Austragungsorten wie arktischen Eiswüsten oder dem Regenwald, 544 PS starken Elektro-SUVs und Aktionen wie der „Extreme E Count Us In Challenge“, die die Fahrer:Innen und Zuschauer:innen zu mehr nachhaltiger Praxis bewegen soll. Doch damit nicht genug: Jedes Team geht jeweils mit einem Mann und einer Frau an den Start – damit sollen bestehende Vorurteile zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Motorsport beendet werden. Vergangenen Samstag war Startschuss des „Desert X Prix“ für 18 Fahrer:innen in Al-'Ula, einer Oasen-Stadt in der saudi-arabischen Wüste. Der moderne Ansatz der Rennserie zog auch prominente Namen wie Lewis Hamilton und Nico Rosberg an, die jeweils als Teamchefs an den Start gingen. Das „Rosberg X Racing“ Team konnte sich sogar den ersten Platz sichern. "Ich finde es immer toll, wenn sich Leute Gedanken machen, um etwas Neues zu erfinden." Die deutsche Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt war in doppelter Funktion vor Ort: Einerseits fungierte sie als Beraterin für Extreme E, andererseits nahm sie als „Championship Driver“ die Ersatzfahrerin-Rolle ein, falls eines der Teams sie beim Rennen gebraucht hätte. Kleinschmidt gehört zu den weltweit erfolgreichsten Frauen im Motorsport. 2001 schrieb sie ihren Namen als erste weibliche Rallye-Gewinnerin der Dakar in die Geschichtsbücher. Weitere zwei Podiumsplätze in den Jahren 2002 und 2005 festigten ihren Ruf als erfolgreichste Fahrerin der Kategorie. Wir sprachen mit ihr vor dem Rennen über die Notwendigkeit von Serien wie der Extreme E, wichtige Kompetenzen der Fahrer:innen sowie ihre Vorbereitung auf das Rennen. Was gefällt Ihnen an der Extreme E so gut? Wir müssen im Motorsport neue Wege gehen. Die Technologie bleibt nicht stehen. Auf der Rundstrecke gibt es bereits etablierte Serien für Elektrofahrzeugen. Mit der Extreme E erobert das Elektroauto nun auch den Offroad-Bereich, der mir ja sehr am Herzen liegt. Mir gefällt zusätzlich die Gendergleichheit. Zum ersten Mal gehen gleich viele Männer und Frauen an den Start und bilden jeweils ein Team. Das ist eine Riesenchance für talentierte Frauen ins Rampenlicht zu kommen. Wie viele Frauen finden sich prozentual im Motorsport? Das ist verschwindend gering. Wahrscheinlich weniger als drei Prozent. Deshalb ist eine Serie wie die Extreme E so wichtig. Mit gemischten Teams aus einer Frau und einem Mann sorgen Sie für Gleichberechtigung unter den Fahrer:innen. Warum war das notwendig? Es geht nicht um die Notwendigkeit. Es ist einfach eine innovative Idee, das hat noch nie so stattgefunden. Ich finde es immer toll, wenn sich Leute Gedanken machen, um etwas Neues zu erfinden. Die Serie ist attraktiv und innovativ. Was mussten Sie mitbringen, um den Job der Championship Driver der Extreme E zu bekommen? Ich bringe mehr als 30 Jahre Erfahrung im Offroad-Bereich mit. Ich bin zahlreiche unterschiedliche Rallyes gefahren, inklusive 17 Dakars mit dem Auto oder Motorrad. Nach wie vor bin ich die einzige weibliche Dakar-Siegerin. Ich würde mich freuen, wenn wir mit der Extreme E auch im Cross Country Sport erfolgreiche Frauen sehen. Auch in meiner Aufgabe als Präsidentin der Cross Country Rally Commission bei der FIA binde ich neue Technologien ein und teile somit die Philosophie der Extreme E. Kann man mit Motorsport verdienen? Hauptberuflich? Ja, das kann man. Es gibt gute Beispiele dafür, aber das ist sehr schwer. Es schaffen zur wenige an die Spitze. Auch nach einer erfolgreichen Karriere kann man, so wie ich, mit Vorträgen und Beratertätigkeiten seinen Lebensunterhalt verdienen. Verdienen hier auch Männer mehr als Frauen? Das kann ich nicht beurteilen, aber oft bekommen sie mehr Unterstützung vom Team, da allgemein immer noch die Meinung vertreten wird, dass Männer erfolgreicher im Motorsport sind als Frauen. Frauen werden heute leider immer noch eher aus PR-Gründen eingesetzt. Was ist wichtiger – menschliche oder fachliche Kompetenz innerhalb der Fahrer:innen Teams? Das Team will einen schnellen Fahrer oder eine schnelle Fahrerin, da geht es nicht vorrangig um das Menschliche, sondern eindeutig um das Fachliche. Jemand, der Erfahrung mitbringt und helfen kann, ein Auto schnell abzustimmen, der bringt am Ende Ergebnisse. Wie bereiten Sie sich auf das Rennen vor? Wichtig ist, dass wir analysieren, wie genau der Aufbau der einzelnen Rennen ist. Wir bieten attraktive, anspruchsvolle Strecken. Es ist wichtig, dass die Streckenbeschaffenheit und das Format auf das Auto angepasst werden. Die Fahrer sollen sich zudem mit viel Spaß den Herausforderungen stellen können. Dazu testen und designen die Championship Drivers vorab mit Einsatzfahrzeugen die Strecke. Sollte tatsächlich ein Fahrer während der Veranstaltung ausfallen, springen Timo Scheider oder ich ein. Wie genau sehen Ihre Maßnahmen für mehr Klimabewusstsein und E-Mobilität bzw. gegen Vorurteile im Motorsport aus? Mit der Extreme E wollen wir auf Umweltthemen aufmerksam machen. Motorsport kann dabei helfen, die entsprechende Aufmerksamkeit in die breite Öffentlichkeit zu bringen. Wir zeigen u.a. das Motorsport auch mit umweltfreundlichen Fahrzeugen Spaß machen kann und können damit maßgeblich zur Entwicklung der Elektromobilität beitragen. Motorsport war schon immer Vorreiter und Entwicklungsfeld für neue Technologien und ist deshalb interessant für Hersteller.