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- Von Einhörnern und Zebras
Kolumne: Nachhaltigkeit | Dürfen Unternehmer:innen mit einem Purpose Geld verdienen? Absolut. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wir müssen künftig mit Purpose viel Geld verdienen, um einen möglichst großen Impact zu schaffen. Glücklicherweise haben dies bereits zahlreiche Unternehmer:innen erkannt, denn aktuell wächst eine neue Generation an Unternehmen heran, die genau dies tun: Purpose und Profit bereits im Geschäftsmodell verknüpfen und untrennbar zu verzahnen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft, bedarf aber auch der Verabschiedung alter Denkmuster. Unicorn oder Zebra? Beide! Es gibt traditionell zwei „Lager“: Auf der einen Seite stehen Organisationen, deren Daseinsberechtigung ihr guter Zweck ist. Dieser Zweck steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten, und ihr Ziel ist nicht in erster Linie auch ein funktionierendes finanzielles Geschäftsmodell aufzubauen und somit auch nicht notwendigerweise zu wachsen oder wie man sagt: „zu skalieren“. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, deren Daseinsberechtigung im Friedman’schen Sinne ist, Geld zu verdienen. Diese Unternehmen sind auf Wachstum ausgerichtet, ziehen Investitionen in Millionenhöhe an und maximieren ihren Gewinn. Diese Unterscheidung zieht sich bis in die Startup-Szene durch, in Form der Einhörner und Zebras. Einhörner sind Unternehmen, die mit einer Milliarde bewertet werden. Sie sind darauf ausgelegt, schnell zu wachsen und tun dies mithilfe von VC-Geldern. Zebras sind Unternehmen, die lieber langsamer wachsen, dafür aber aus möglichst eigener Kraft und eigenen Mitteln. Business Insider beschreibt es wie folgt: „Ein Einhorn müsse exponentiell wachsen, ein Zebra nachhaltig. Ein Einhorn strebe ein Monopol an, ein Zebra die Existenz neben Wettbewerbern.“ Das mag in der Vergangenheit gut funktioniert haben. Ich frage mich allerdings, ob Unternehmen, die organisch wachsen, auch wirklich den größtmöglichen Impact erzeugen können? Ich möchte hier sogar so weit gehen zu behaupten, dass diese Denkweise nicht mehr zeitgemäß ist und auch nicht dazu beitragen wird, die größten Probleme der Menschheit zu lösen. Denn letztendlich ist Impact doch das Ergebnis aus Purpose UND Scale. Impact = Purpose x Scale Eine Organisation kann den besten Purpose der Welt verfolgen, wenn sie diesen nicht skaliert, hat sie keinen Impact. Gleichzeitig kann eine Organisation sehr groß werden – wenn sie dabei im Kerngeschäftsmodell keinen starken Purpose hat, den sie verfolgt, hat sie keinen Impact. Meiner Meinung nach müssen wir umdenken und beide Modelle miteinander verbinden. In diesem neuen Geschäftsmodell sind Purpose und Scale nicht mehr zwei getrennte Elemente, die einander ausschließen, sondern gehen Hand in Hand. Ich nenne dies das Impact-Flywheel: Je größer das Unternehmen wächst, desto größer ist sein positiver Impact und desto größer auch der Profit. Darauf müssen wir hinarbeiten. Ich beobachte jeden Tag eine große Aufbruchstimmung in der Wirtschaftswelt. Konzerne, die mutige Schritte unternehmen, Mittelständler, die ihre Geschäftsmodelle kritisch überprüfen und Startups, die bereits im Geschäftsmodell Purpose mit einem guten Business Case verbinden. Diesen Unternehmen gehört die Zukunft. Davon brauchen wir mehr. Wollen wir sie Purpose Unicorns nennen? Was denkt ihr? Ich freue mich auf euer Feedback auf allen Kanälen. Über die Autorin: Anna Alex ist Serial Entrepreneurin und CCO des Startups Planetly, das Firmen das nachhaltige CO2-Management erleichtert. Web: www.planetly.org Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe 02/2021. Die gesamte Ausgabe können Sie als Einzelausgabe hier kaufen.
- Von der Straße in die Vorstandsetage
Kolumne: Nachhaltigkeit | Ich verstehe Klimaschutz als Wachstumstreiber“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich bei einem Treffen mit der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und damit hat sie recht. Aber bevor wir uns der größten Herausforderung der Menschheit widmen, möchte ich mich einmal kurz vorstellen. Gehört sich doch so. Mein Name ist Anna Alex und ich bin Climate Tech Gründerin aus Berlin. Climate what? Climate Tech umfasst alles, was an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Technologie steht. Mit unserer Firma Planetly wollen wir Nachhaltigkeit skalierbar machen. Raus aus der verstaubten Ecke und rein in die Riege der benutzerfreundlichen Business Tools. So ermöglichen wir es Firmen, klimaneutral zu werden – und dies so einfach und automatisiert wie möglich. Planetly ist meine zweite Firma. Zuvor habe ich bereits Outfittery gegründet, ein Personal Shopping Service für Männer. Nun aber zu meinem Herzensthema: der Klimakrise und ihrem steilen Aufstieg von der Straße in die Vorstandsetage. Noch vor wenigen Jahren haben sich nicht viele Menschen um die Klimakrise geschert. Im Jahr 2017 glaubten laut einer Umfrage des Zentrums für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart sogar 16% der Bundesbürger nicht an eine menschengemachte Klimakrise. Viel wichtiger sind aber die Menschen, die sie nicht leugnen, sondern die aktiv werden und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Und von diesen gibt es glücklicherweise immer mehr. Richtig Schwung in die Klimadebatte hat die Initiative „Fridays for Future“ rund um Greta Thunberg gebracht. Im September 2019 gingen bundesweit schon 600.000 Menschen zum Klimastreik auf die Straße und laut eigenen Angaben unterstützen mehr als 13 Millionen Menschen weltweit die Initiative. Es sind auch nicht nur junge Menschen, die aktiv werden, sondern wir sehen einen klaren Trend durch alle Altersgruppen hinweg. Das erklärt, warum keine Woche vergeht, ohne dass ein weiteres Unternehmen sich dazu bekennt, klimaneutral zu sein oder zu werden. Denn es ist nicht nur die intrinsische Motivation der Vorständ:innen, sondern für Unternehmen ist Klimaschutz schlichtweg zum Business Case geworden. Wie kommt das? 1. Klimaneutrale Firmen ziehen die Talente an: Die aktuelle Generation der Top-Talente sucht nach Arbeitgebern, die nachhaltig denken und handeln. Gemäß der „2016 Cone Communications Millennial Employee Engagement Study“ würden rund 70% eher für ein Unternehmen mit einer ausgeprägten Umweltstrategie arbeiten. 2. Konsumenten schauen genauer darauf, was sie kaufen: Laut McKinsey würden rund 70% der Konsumenten fünf Prozent mehr für umweltfreundliche Produkte bezahlen, wenn diese die gleiche Leistung erbringen wie die nicht-ökologischen Alternativen. 3. Geschäftspartner fordern klimaneutrale Zulieferer: Kürzlich hat Microsoft angekündigt, nur noch mit Unternehmen zu kooperieren, die aktiv an der CO2-Reduktion arbeiten. Und diesem Beispiel schließen sich viele an. 4. Und auch die Finanzinvestoren fordern zunehmend mehr, besonders in der Einhaltung von den sogenannten ESG-Kriterien (steht für Environmental, Social, Governance). 44% der Investoren sagen, dass sie sich von Unternehmen mit mangelnder Nachhaltigkeitsstrategie trennen. Eine aktuelle Umfrage zum Thema Klimaschutz in deutschen Unternehmen, die wir gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt haben, unterstreicht diese Faktoren. Die Umfrage zeigt, dass bereits 53,6% der Unternehmer:innen Klimaschutz zunehmend als einen wichtigen Teil des Unternehmenserfolges betrachten. Und so freue ich mich über alle Maßen, dass trotz des vergangenen bewegten Jahres 2020 die Klimakrise dort angekommen ist, wo sie hingehört: in die Vorstandsetage. Und das ist gut so! Denn hier werden heute die Entscheidungen getroffen, die unseren Kindern morgen ein lebenswertes Zuhause sichern. Über die Autorin: Anna Alex ist Serial Entrepreneurin und CCO des Start-ups Planetly, das Firmen das nachhaltige CO2-Management erleichtert. www.planetly.org Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe 01/2021. Die gesamte Ausgabe können Sie als Einzelausgabe hier kaufen.
- Ein Tag mit… Marie-Sophie von Bibra
Anzeige | Marie-Sophie von Bibra ist Global Head of Growth Operation und Head of Growth Non-English Markets bei Readly, der Plattform für digitales Lesen von Magazinen und Zeitschriften. Sie zeigt STRIVE Online exklusive Einblicke in ihren Arbeitstag und zeigt uns die Unternehmenskultur. Hätte mich vor 10 Jahren jemand gefragt, wie meine Karrierepläne aussehen und wie ich mir meinen Tagesablauf vorstelle, so wäre meine Antwort für den Berufsweg bestimmt nicht “Tech” gewesen. Ich hätte mir meinen aktuellen Alltag nie ausmalen können. Denn in Wahrheit wissen wir nur wenig über den Alltag von vielen (digitalen) Jobs, in Startups oder in Tech-Firmen. Umso mehr freue ich mich, heute STRIVE hinter die Kulissen meines Alltags zu nehmen und hoffe, damit vor allem auch Berufssuchenden und Neueinsteiger:innen Lust zu machen auf eine Karriere und einen Alltag als Frau in der Tech-Welt. Mein Job nennt sich “Global Head of Growth Operations & Head of Growth Non-English Markets” bei Readly, der Plattform für digitales Lesen von Magazinen und Zeitschriften. Das bedeutet: Ich bin verantwortlich für das Marketing und Nutzerwachstum in sechs unserer elf aktiven Märkte und manage alle Prozesse, das Business Development und die Zielsetzungen in unserem globalen Marketing-Team. 7:00 Uhr Aktuell beginnen meine Tage mit Sport um 7 Uhr morgens. Bevor das nach Eigenlob klingt, gebe ich gerne zu, dass das bei weitem nicht immer so ist, doch ich nehme aktuell an einer Vorweihnachts-Fitness-Challenge statt und hoffe, dass sich daraus eine neue Routine entwickelt. Meine Trainerin Réka Probst, Gründerin und Trainerin der LLTT Methode, erwartet mich und eine Gruppe Frauen um 7 Uhr auf Zoom. Das Set up kann ich nur von Herzen empfehlen. Nur sie schafft es, mich zu dieser Zeit auf die Matte zu locken. Seit Anfang der Pandemie arbeiten wir bei Readly im Homeoffice, seit ein paar Wochen geht es nun gruppenweise wieder zurück in unser Berliner Büro in Kreuzberg. Ehrlich gesagt muss ich mich daran noch gewöhnen und eine neue Routine finden. Der Morgen ist also je nach Tag eine Mischung aus ntv-Nachrichten schauen, die neuesten Ausgaben meiner Favoriten auf Readly überfliegen, den Kalender und die Meetings für den Tag durchgehen, zur Arbeit fahren – und Frühstück. 9:00 Uhr Um 9 Uhr beginnt mein Meeting-Marathon. Auch hier arbeite ich jede Woche daran, meine Abläufe zu verbessern, denn ein Tag mit 8 Stunden durchgehenden Meetings ist keine Seltenheit, aber nicht unbedingt förderlich für die Produktivität. Generell versuche ich es daher, etwas anders zu strukturieren: ich unterschiede zwischen einem Meeting- und einem Arbeitsblock in meinem Tag. Mal ist das eine vormittags und das andere nachmittags, das wechselt sich ab. Meine Meetings sind sowohl mit Readly Kolleg:innen als auch mit vielen externen Partnern und daher sehr vielfältig, was ich liebe. Q4 ist immer eine hektische Zeit bei Readly: wir haben gerade eine große Werbekampagne abgeschlossen und sind schon in der Planung für die nächste Kampagne. Mit meinen Länderteams und Kolleg:innen aus Deutschland, Italien und Schweden findet ein großes Meeting statt für diese Planung. Was haben wir aus der letzten Kampagne gelernt, was wollen wir in der neuen Kampagne testen, welche Magazine werden wir in der Werbung platzieren und wieso, was sind die Ziele, was die nächsten Schritte? Da Readly in den unterschiedlichen Ländern unterschiedlich weit in seiner Entwicklung ist und wir auch immer verschiedene Dinge testen, ist hier der Austausch sehr wichtig. Wie können wir voneinander lernen, was war gut und was nicht, und wie können wir Prozesse noch weiter verbessern? 13:00 Uhr In der Pandemie haben wir unsere digitale Meetingkultur immer weiter verbessert. Für solch ein Brainstorming Meeting verwenden wir mittlerweile interaktive Tools wie Miro und Notion, um trotz der physischen Distanz hohe Interaktion von allen Beteiligten zu fördern. Wir verlassen das Meeting mit vielen To-Dos und ich gehe u. a. in ein wöchentliches 1:1 mit einem Mitglied meines Teams. In diesen Meetings ist es mir vor allem wichtig, sich auch Zeit für Persönliches nehmen. Wie geht es uns wirklich, wie läuft die Woche, wie war dein Wochenende, wie hoch ist das Arbeitspensum. Oft verabreden wir uns für diese Meetings zu einem “walk and talk”, also beide mobil beim Spaziergang, um das ewige Sitzen vor dem Bildschirm mit Bewegung und frischer Luft zu ersetzen - auch das kann ich nur von Herzen empfehlen. Mindestens eines meiner täglichen Meetings passiert im Gehen für mindestens eine Stunde, das möchte ich nicht mehr missen. 14:00 Uhr Nach geschafften Meetings und einem kurzen Mittagessen beginnt mein Arbeitsblock. Heute stehen diverse To-Dos auf meiner Liste: eine Mischung aus Strategiearbeit für 2022, Weihnachtskampagne planen, den letzten Workshop aufarbeiten, die neuesten Werbungen freigeben, Mitarbeitergespräche vorbereiten und unsere Weihnachtsfeier planen. Damit ich mich voll in die Arbeit stürzen kann, habe ich ein paar eigene Rituale: ich wechsle ab zwischen Arbeiten im Stehen und Sitzen, habe immer genug Wasser (oder Tee) neben mir, und manchmal etwas Hintergrundmusik. Aus diesem Arbeitsblock ergibt sich eine noch längere To-Do List und ich koordiniere mit Kolleg:innen per Slack weitere Meetings, wichtige Abgabetermine, erteile Freigaben, erfahre, dass wir bald eine neue Zeitung aus Österreich mit dazu bekommen (wir freuen uns “Die Presse” auf Readly willkommen zu heißen) und stimme mit dem Team ab, wie wir diesen Launch an die Kund:innen kommunizieren. 18:00 Uhr Das Ende meines Tages variiert sehr stark – manchmal endet er pünktlich und ich bin zum Essen verabredet oder gehe nochmal raus, manchmal unterbreche ich kurz für ein Telefonat und mache dann noch ein paar Stunden weiter. Was mich seit meinem Anfang vor seit Jahren bei Readly begleitet ist das Gefühl, dass ich jeden Tag etwas Neues gelernt und umgesetzt habe. Dieses Gefühl ist mein Antrieb, denn ich möchte lernen, mich selbst weiterentwickeln, Teil von etwas Großem sein, meine Leidenschaft mit anderen teilen. Denn ja, es ist eine Tech-Firma, doch die Aufgaben sind so vielfältig und die Möglichkeiten so endlos, dass es der strengen Priorisierung bedarf. Kein Tag gleicht dem nächsten und während ich diese Worte schreibe, denke ich an meinen vollen Kalender von morgen und was der Tag wohl so mit sich bringen wird.
- Schwerelose Frauenbewegung
STRIVE+ Elf deutsche Astronauten waren bisher im All, sie alle waren Männer. Es wird also dringend Zeit für eine Frau. Auf dem Weg zur ISS herrscht allerdings Stop-and-Go-Verkehr. Rein technisch betrachtet sind Frauen für die Raumfahrt besser geeignet als Männer. Sie sind in der Regel kleiner und leichter, sie stellen also weniger Startmasse dar und passen besser in die kleinen Kapseln. Auf der Raumstation verbrauchen sie außerdem weniger Nahrung und produzieren weniger Müll. Die Jobvergabe der Europäischen Weltraumorganisation ESA folgte dieser Logik bisher allerdings nicht, immer wieder wählte sie Männer für die spannenden Missionen aus. Für die Ingenieurin Claudia Kessler ist das nur schwer zu ertragen. Ein Gespräch über ihre Stiftung „Die Astronautin“ kann Stunden dauern, so leidenschaftlich spricht die 55-Jährige über ihre Mission: Sie will die erste deutsche Frau zur ISS schicken, der aktuell einzigen Raumstation im Weltall. In der Astronautin Insa Thiele-Eich (38) hat ihr Team in einem aufwändigen Auswahlverfahren eine von zwei geeigneten Kandidatinnen gefunden und bereits ausgebildet. Doch steht der Ausgang des Vorhabens – das naheliegende Wortspiel sei hier erlaubt – noch immer in den Sternen. Mitte Februar kam neue Bewegung in die Branche. Die ESA, die Europäische Weltraumorganisation, kündigte ein neues Ausschreibungsverfahren an, es ist das erste seit 2008. Ausdrücklich will man in dieser Runde auch Frauen dazu ermutigen, sich zu bewerben. Das könnte für Auftrieb sorgen, doch allzu optimistisch gibt sich Claudia Kessler nicht. Das heiße nicht, dass dann auch tatsächlich eine Frau an Board gehen würde. Und selbst wenn: „Die Auswahl dauert bis Ende 2022, und dann kommen nochmal vier bis fünf Jahre Training dazu.“ Demnach ginge es also frühestens 2026 ins All. Wenn es nach Claudia Kessler geht, könnte das alles viel schneller gehen. Medizinische Daten aus dem Weltraum gelten in Deutschland immer nur für Männer Kessler träumte lange davon, selbst ins All zu fliegen. Ausgelöst wurde ihr Wunsch durch die Mondlandung 1969, die sie als Vierjährige im Fernsehen verfolgte. Als Schülerin werkelte sie in der Werkstatt des Vaters und mochte Fächer wie Mathematik und Physik. Sie studierte Maschinenbau und Raumfahrttechnik. Das Timing zwischen ihrem Leben und den Bewerbungszeiten, in denen die ESA nach geeigneten Kandidaten suchte, passte allerdings nie zusammen: 1990 gab es eine Astronauten-Ausschreibung, als sie gerade im zweiten Semester steckte und mit ihren 23 Jahren laut Bewerbungsbedingungen zu jung war. Jahrelang kamen dann nur noch die Nachrücker dieses Verfahrens zum Zug. Als dann im Jahr 2008 eine neue Ausschreibung veröffentlicht wurde, war sie mit ihren 45 Jahren zu alt. Dem Weltall blieb sie dennoch treu. Kessler heuerte bei vers chiedenen Raumfahrt-Unternehmen an, arbeitete zuletzt als CEO in einer Firma, die Personal für Raumfahrt-Unternehmen vermittelte. Sie hält viel von diversen, gleichberechtigten Teams. Im All und auf der Erde. Mehr als die Hälfte der 200 Mitarbeitenden, die sie bisher eingestellt hat, waren Frauen. Elf deutsche Astronauten waren inzwischen im All, Kessler kennt sie alle persönlich. Jetzt eine Frau zu den Sternen zu schicken, das wäre nicht nur einfach gerecht, es ist auch bitter nötig. Denn medizinische Daten aus dem Weltraum gelten in Deutschland immer nur für die eine Hälfte der Menschen. Die Männer. In Hinblick auf die Zukunft ist das fahrlässig. Ein Beispiel: Nicht nur Elon Musk spricht davon, den Mars zu besiedeln. Auch Kessler hat daran keinen Zweifel. „Das ist einfach unser Menschheitsdrang, wir werden das nicht aus einer Notwenigkeit heraus machen, sondern aus Neugier.“ Spätestens dann, so Ke ssler, müssen die Frauen ins All. Und deshalb ist es schon jetzt wichtig, zu untersuchen, wie weibliche Hormone auf die Schwerelosigkeit reagieren. Ja, genau – es geht dabei um Fortpflanzung, und die funktioniert ohne Frauen nun einmal nicht. Während man den männlichen Anteil, nun ja, auch anders in den Weltraum mitnehmen könnte. Also rauf mit den Frauen. Nur wie? Kessler nahm es selbst in die Hand. 2016 gründete sie die Stiftung „Die Astronautin“. Mit Sponsorengeldern will man das Vorhaben unabhängig von der ESA finanzieren. Und tatsächlich: Ihre guten Argumente, der Zeitgeist und eine breit aufgestellte Öffentlichkeitsarbeit haben dafür gesorgt, dass Kesslers Stiftung von Anfang an auf ein riesiges Interesse stieß. „Es vergeht seit fünf Jahren nicht eine Woche, in der ich kein Interview gebe“, so Kessler. „Wir erreichen Frauen, die sich noch nie mit dem Thema Raumfahrt beschäftigt haben. Plötzlich reden sie beim Kaffee darüber.“ Sie wenden sich auch an Kinder, in den Schulen, bei Events, Instagram, Facebook und jetzt auch mit kurzen, persönlichen Videoclips auf TikTok. Mädchen und Jungen sollen sehen, dass es als Frau möglich ist, alles zu tun. Die hoffnungsvolle Rechnung des Stiftungsteams reicht in die Zukunft: Je mehr Mädchen sich zutrauen, technische Berufe zu ergreifen, desto mehr Ingenieurinnen und Wissenschaftlerinnen wird es geben. Und damit auch mehr potenzielle Astronautinnen. Als Claudia Kesslers Stiftung vor vier Jahren gezielt nach einer weiblichen Kandidatin für eine Weltraumfahrt zur ISS suchte, bewarben sich dann auch mehr als 400 Frauen auf das „Ticket to Space“. Unter ihnen war auch Insa Thiele-Eich. Wenn jemand weiß, was es heißt, sich auf einen Flug ins All vorzubereiten, dann sie. Ihr Vater, Gerhard Thiele, ist einer der elf deutschen Astronauten, die genau das getan haben. Seine Ausbildung, sein Job, seine langjährige Vorbereitung, die vielen Jahre, in denen der Einsatz nicht kam, hat sie hautnah miterlebt. In dem Ort, der wie kein anderer Synonym für die berühmtesten Weltraummissionen steht: in Houston, Texas. Erst besuchte Thiele-Eich dort die Grundschule, später, als Teenager, kehrte sie zum zweiten Einsatz ihres Vaters zurück, lebte umgeben von Space-Enthusiasten aus der ganzen Welt. „Es war dort selbstverständlich, dass auch Frauen Astronautinnen sind.“ Das erlebt zu haben, empfindet sie als großes Glück. Dass sie schließlich von Claudia Kesslers Stiftung ausgewählt wurde, auch. Obwohl Glück allein dazu natürlich nicht gereicht hat. Insa Thiele-Eich ist Meteorologin, sie kann mit Konflikten und Stress umgehen, kann sich auf neue Situationen einstellen, ist fit – alle Tests, die psychologischen genauso wie die körperlichen, hatten eines zur Antwort: Sie ist geeignet für den Flug ins Weltall. Sie weiß, wie wichtig es ist, dass sie alles an diesem Job lieben muss: „Nur der kleinste Teil des Astronautenjobs dreht sich um den Flug“, sagt sie. Ihr Vater habe sich in den 80er Jahren beworben, geflogen ist er erst im Jahr 2000. Es wäre also fatal, wenn man nur auf die Mission warte. „Mindestens die Hälfte des Reizes macht bei mir das Training aus, die Freude darüber, das alles erleben zu dürfen, inmitten dieser Raumfahrbegeisterung in dieser Raumfahrfamilie.“ Sie muss lachen, als sie sagt: „Das ist so, als wenn man ‚Greys Anatomie’ guckt und denkt, wow, bei dem Team wäre ich auch gerne dabei!‘“ Die Begeisterung ist greifbar – wie immer, wenn Insa Thiele-Eich und Claudia Kessler über ihre Mission sprechen. Und das tun sie oft. In Klassenräumen, auf Bühnen, in Talkshows. „Singing und dancing“, nennt Kessler das. „Unsere Astronautinnen verdienen sich ihr Geld quasi selbst.“ Gehalt, Ausbildung, alles wird von den eingenommenen Stiftungsgeldern finanziert. Applaus und Aufmerksamkeit sind den Frauen jedenfalls seit Jahren gewiss. Denn die Mischung aus Weltraum und Gleichberechtigung zieht. Nicht nur bei den Medien oder Space-Fans, auch die Politik interessierte sich für die Idee, die erste Deutsche in den Himmel zu schicken. „Wir waren inzwischen schon bei sieben Ministerinnen und Ministern persönlich“, sagt Kessler. „Haben bei ihnen im Büro gesessen oder auf der Dachterrasse des Reichstags.“ Das Feedback war immer positiv. Man ließ sich gemeinsam mit der Stiftungsgründerin oder den Astronautinnen fotografieren und postete das auch gerne. Doch das Wichtigste, die finanziellen Zusagen, gab es nicht. Rund 50 Millionen Euro kostet der Flug zur ISS, darin enthalten ist das missionsspezifische Training. „Das ist nicht viel“, sagt Kessler. Zum Vergleich: Jährlich stellt Deutschland der ESA 3,3 Milliarden Euro für ihr Raumfahrtprogramm zur Verfügung. Doch immer, wenn es für die Astronautinnen-Stiftung nach einem Durchbruch bei den politischen Entscheidungsträger:innen aussah, kam ein Rückschlag. Inzwischen hat Kessler das Gefühl, im Wirtschaftsministerium „stellen sie Schränke vor die Türen, wenn sie meinen Namen hören.“ Raumfahrt ist teuer. Sie bringt aber auch viel ein. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat das läng st erkannt und ein Grundsatzpapier zum „Zukunftsmarkt Weltraum“ verfasst. „Das Rennen um Technologie-Transfers, Weltraumbahnhöfe und Missionen ist neu entbrannt“, heißt es dort. „Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren und Industrie 4.0 basieren auf Innovationen, die im Weltall verankert oder für die Raumfahrt entwickelt wurden.“ Raumfahrt ist also mehr als nur eine kostspielige Sache für Abenteurerinnen und Abenteurer, die sich gerne in ferne Galaxien aufmachen wollen. Raumfahrt begründet einen riesigen Markt, mit dem „New Space“ kann man auf Erden viel Geld verdienen: Satelliten werden Dank Miniaturisierung kontinuierlich kleiner, Klein-, Micro- und Nanosatelliten bieten neues Potenzial. Private Unternehmen und Startups wissen das längst. Sie entwickeln inzwischen unabhängig vom Staat ihre eigenen Technologien. Der Bremer Satellitenbauer OHB beispielsweise hat allein im Jahr 2019 mehr als eine Milliarde Euro umgesetzt. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass Raumfahrt viel mehr ist als die spektakulären Flüge ins Weltall: „Ohne Raumfahrt gäbe es keinen Wetterbericht, keine Navigationsgeräte. Dann könnten wir so gerade eben noch telefonieren“, sagt auch Claudia Kessler. Der Fahrplan zur nächsten ISS-Mission ist unterdessen noch immer nicht geschrieben. Frühestmöglicher Termin ist Mitte 2022. Noch wird ein Platz für eine deutsche Astronautin freigehalten. Das ist sehr kulant vom amerikanischen Partner, Axiom Space. Denn eigentlich hätte die Stiftung schon 25 Millionen Euro anzahlen müssen. Die neue Ausschreibung der ESA habe für sie erst einmal nichts verändert, sagt Kessler, sie mache weiter wie bisher: „Wir sprechen zurzeit mit der ESA, ob es für unsere Astronautinnen – die ja das Basistraining schon abgeschlossen haben – eine Möglichkeit gibt, früher auf einer kommerziellen Wissenschaftsmission zu fliegen.“ Ob sie befürchtet, dass es am Ende doch nichts wird mit der ersten deutschen Frau im All? Kessler zögert, überlegt genau, was sie sagt: „Ich bin davon überzeugt, dass es irgendwann klappt." "Dass eine deutsche Frau ins All fliegt, ist letztlich ist nicht mehr aufhaltbar.“ Insa Thiele-Eich jedenfalls ist bereit. Sie hat es geschafft: Sie hat einen Flugschein gemacht. Sie absolvierte zwei Parabelflüge, um dort die Schwerel osigkeit zu erfahren, stieg in die Humanzentrifugen im Sternenstädtchen bei Moskau und in die der Bundeswehr, um zu spüren, wie sich die Raketenbeschleunigung auf ihren Körper auswirkt. Sie tauchte in einem Becken in Marseille in einem viel zu großen Unterwasser-Raumanzug. Sie kann sich selbst Blut abnehmen und den Augeninnendruck messen. Sie weiß alles, was man über die ISS wissen muss, wenn man dort in einem Team Experimente abarbeiten will. Wie fühlt sie sich denn nun an, die Schwerelosigkeit? Thiele-Eich antwortet so begeistert, als wäre sie all das nicht schon hundert Mal gefragt worden. Man könne sich das vorher nicht vorstellen, erzählt sie. „Das ist alles nicht intuitiv. Man hängt da einfach in der Luft.“ Ein bisschen, als fiele man, wie kurz vor dem Einschlafen.
- Habt keine Angst vor Fehlern!
Micha Fritz ist Mitgründer von Viva con Agua, einer internationalen Organisation, die sich weltweit für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt. Er ist aber vor allem Konzeptionsaktivist und Freies Radikal, er lebt soziales Engagement, zeigt Haltung und ist der Meinung, dass es in der heutigen Zeit überhaupt keinen Sinn mehr macht, etwas zu gründen, das keinen Impact oder gesellschaftlichen Mehrwert hat. Welche Lehren er aus der Gründung von Viva con Agua vor 15 Jahren gezogen hat und wie er es heute angehen würde, das erzählt er in drei Teilen in dieser Kolumne. Im ersten Teil hatte ich schon darauf hingewiesen mit dem Zitat des alten Beckett, an dieser Stelle wiederhole ich es nochmal, weil es so wichtig ist: Habt keine Angst vor Fehlern, zweifelt nicht zu viel. Ich weiß, das lässt sich einfach sagen, wenn man ein soziales Unternehmen mit aufgebaut hat, das nach den bekannten (und öffentlichkeitswirksamen) Kriterien als erfolgreich gilt. Und es entspricht auch nicht der Mentalität aller Gründer:innen und Initiator:innen. Es hilft aber trotzdem. Von unseren Rückschlägen und Fails hat kaum jemand etwas mitbekommen, weil sie nicht populär wurden (weil sie ziemlich mies waren), aber es gab sie zahlreich. Erinnert sich jemand an die Idee, auf Festivals nicht bloß Pfandbecher zu sammeln, sondern auch Müll? Genau. Über die ersten Projektreisen nach Äthiopien reden wir besser auch nicht. Und obwohl wir (vor allem auch ich persönlich) schon so manchen Bock geschossen haben, haben wir uns 2010 nicht davon abbringen lassen, den Grundstein für das erfolgreiche Social Business Viva con Agua zu legen: Die Gründung der Wasser GmbH, die heute jedes Jahr dutzende Millionen Flaschen Mineralwasser unter die Leute bringt und als „flüssiger Flyer“ dient, wurde von erheblichen Widerständen und Bedenken begleitet. Doch wir waren schon damals sicher: Wenn es schief geht, stehen wir wieder auf. Fehler und Scheitern gehören dazu. Klar, ist nie geil, aber es hilft schonmal zu versuchen, darüber zu lachen – und es dann besser zu machen. Holt euch Unterstützung Auch Unwissenheit ist vollkommen okay. Am Anfang hatte ich keinen Plan von nichts. Also von wirklich nichts. Wie treffe ich den richtigen Ton in Mails? Wie schreibe ich Projektpläne? Wie strukturiert man Prozesse? Wie führt man Mitarbeiter*innen, wenn man mit sich selbst nicht klarkommt? Wie zieht man Grenzen? Wo endet Arbeit, wo beginnt das Privatleben? Wie soll unsere Arbeitskultur sein? Die Fragen ändern sich mit der Zeit, Unwissenheit wird in gewissem Maße immer bleiben. Wir freuen uns darüber, denn was wir nicht wollen: aufhören zu lernen. Wie funktioniert das am besten? Indem man Sachen ausprobiert, sich voll reinhaut und sich das Wesentliche selbst beibringt. Und wie funktioniert es am allerbesten? Indem man sich Unterstützung sucht und mit Leuten spricht, die sich auskennen. Bei uns war es das Start-Social-Programm, das uns am Anfang aufs Gleis gesetzt hat. Obwohl wir erst gar nicht wussten, was das genau ist, kamen wir unter die Top 100 – und gewannen ein Coaching. Damals war ich noch keine 25, ich wusste natürlich nicht, wie man ein Unternehmen führt, welche Prozesse es da gibt und wie man das strukturiert. Und damals gab es kein Social Business, das wir uns als Vorbild hätten nehmen können. Es gab noch nicht mal einen Namen dafür. Die Unterstützung von einer kompetenten Stelle war buchstäblich Gold wert. Also: macht euch schlau, was es so gibt an Anlaufstellen. Hier eine erste, unvollständige Liste: · Förderdatenbank des Bundes https://www.foerderdatenbank.de · Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland https://www.send-ev.de/positionen · Social Venture Fund https://ananda.vc · Bon Venture https://bonventure.de · Ashoka https://www.ashoka.org/de-de · Schwab Stiftung www.schwabfound.org · Reset https://reset.org/green-impact-finance · Die Social Entrepreneurship Akademie (SEA) https://seakademie.org · Social Impact Start https://socialimpactstart.eu · Social Impact Lab Frankfurt https://frankfurt.socialimpactlab.eu · Social Impact Lab Stuttgart https://stuttgart.socialimpactlab.eu/ · Social Impact Lap Leipzig https://leipzig.socialimpactlab.eu/ Über Micha Fritz Micha Fritz ist Mitgründer von Viva con Agua, einer internationalen Organisation, die sich weltweit für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt. Er ist aber vor allem Konzeptionsaktivist und Freies Radikal, er lebt soziales Engagement, zeigt Haltung und ist der Meinung, dass es in der heutigen Zeit überhaupt keinen Sinn mehr macht, etwas zu gründen, das keinen Impact oder gesellschaftlichen Mehrwert hat. Welche Lehren er aus der Gründung von Viva con Agua vor 15 Jahren gezogen hat und wie er es heute angehen würde, das erzählt er jeden Monat in dieser Kolumne. Über das Buch: Diese Kolumne ist inspiriert von dem Buch „Water is Life – 15 Jahre Viva con Agua“. Darin geht es um die Grundlage allen Lebens: Wasser. Um gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, Aktivismus und: um ein paar unkonventionelle Tipps für den Start eines eigenen Projekts, die Micha Fritz an dieser Stelle in erweiterter Form vorstellt. In dem Buch erzählen außerdem prominente Unterstützer wie Bela B, Clueso, Carolin Kebekus, Max Herre und Joy Denalane, Bosse oder Fynn Kliemann in Gastbeiträgen, was sie mit Viva con Agua verbindet. Aufgeschrieben hat das Ganze der Journalist und Romanautor Friedemann Karig. Das Buch gibt es u.a. im Shop der Millerntor Gallery . Über Viva con Agua: Viva con Agua ist eine gemeinnützige Organisation, die weltweit Wasserprojekte finanziert und sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen einsetzt. Darüber hinaus fördert Viva con Agua soziales Engagement und motiviert Menschen sich an einem Prozess positiver und nachhaltiger Veränderungen zu beteiligen. Du möchtest VcA unterstützen? Mehr unter www.vivaconagua.org
- Sechs verschiedene Arten von Erholung
Unser Weg, uns zu entspannen, ist genauso individuell wie wir selbst. Aber woher weiß ich, was mich wirklich entspannt? Zunächst müssen wir erstmal identifizieren, was in unserem Körper und unserem Kopf genau Erholung benötigt. Wir zeigen Ihnen, wie. Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten können Anzeichen vieler Dinge sein – in vielen Fällen hängen sie mit mangelnder Erholung zusammen. Aber damit wir diese aufholen können, müssen wir erstmal identifizieren, was in unserem Körper und unserem Kopf genau Erholung benötigt. Ist Ihr Körper erschöpft? Herrscht in Ihrem Kopf Chaos? Brauchen Sie eine Auszeit von ihren sozialen Kontakten? Fehlt es Ihnen an Kreativität? Oder haben Sie das Gefühl, dass Ihre Sinne überfordert sind? Vielleicht haben Sie auch das Gefühl, dass es generell alles ein bisschen zu viel ist – und das ist auch in Ordnung. Damit Sie sich ein wenig erholen können, stellen wir Ihnen sechs verschiedene Arten von Erholung vor und geben Ihnen Tipps, wie Sie wieder auftanken können. 1. Physische Erholung Sie waren die ganze Woche auf den Beinen? Haben sich körperlich verausgabt? Dann tun Sie ihrem Körper etwas Gutes. Schlafen Sie und geben Sie ihrem Körper Zeit, zu regenerieren. Probieren Sie sich auch an einem „Powernap”, also einem kurzen Schlaf zum Energietanken. Oder stretchen Sie sich – und zwar richtig. Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und gehen alle verspannten Körperteile nach und nach durch. Wenn Ihnen das gut tat, probieren Sie sich regelmäßig zu stretchen. Oder buchen Sie sich einen Termin für eine professionelle Massage und lassen sich verwöhnen. 2. Mentale Erholung Fühlen Sie sich ständig gereizt? Kommen Sie nicht mehr richtig zur Ruhe? Haben Ihre Empathie, Konzentrationsfähigkeit und Leistung nachgelassen? Dann sind Sie wahrscheinlich mental erschöpft und brauchen mentale Erholung. Dr. Yana Fehse hat für uns 5 Erste- Hilfe Strategien zusammengestellt, mit denen Sie sich erholen können. Zusätzlich zu ihren 5 Tipps können Sie sich auch an Affirmationen probieren, die Sie wieder motivieren und Ihre Grundhaltung positiv stimmen können. Affirmationen sind positive Sätze, die Sie sich selbst sagen oder auch aufschreiben. „Ich kann alles schaffen” können Sie individuell für sich auslegen – also formulieren Sie die Sätze so, dass Sie zu Ihnen und Ihren Gefühlen passen. Sie können gerne Zeit mit ihren Freunden und Ihrer Familie verbringen und genauso gern allein sein 3. Soziale Erholung Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihr „sozialer Akku“ leer ist? Dass Sie einfach wieder alleine sein wollen? Dass Ihnen die Menschen in Ihrem sozialen Umfeld ohne Grund auf die Nerven gehen? Dann brauchen Sie vielleicht einfach eine Pause von ihren sozialen Kontakten. Und das sollte Ihnen auch niemand übelnehmen. Sie können gerne Zeit mit ihren Freunden und Ihrer Familie verbringen und genauso gern allein sein. Also nehmen Sie sich einfach eine Auszeit, wenn es Ihnen zu viel wird. Gehen Sie anderen Hobbies nach oder probieren Sie etwas Neues – ihr Akku ist bald wieder aufgeladen. 4. Kreative Erholung Manchmal lässt unsere Kreativität einfach nach. Vielleicht stehen Sie unter Stress, brauchen neue Inspiration oder einfach eine Pause. Wenn Sie eine Pause brauchen, entfernen Sie sich, soweit es geht, von Ihren Projekten. Gehen Sie an die frische Luft, unternehmen Sie etwas und versuchen Sie, allen kreativen Dingen für eine Weile aus dem Weg zu gehen. Sie werden merken, wenn Sie bereit sind, weiterzumachen. Wenn Sie unter Stress stehen und Zeitdruck haben, ist es wahrscheinlich nicht möglich, sich einfach eine Auszeit zu nehmen. Versuchen Sie erst, Ihren Stress zu managen und eine positive Grundhaltung einzunehmen. Sie schaffen das. Danach können Sie nach einer Inspirationsquelle suchen – aber bitte nicht krampfhaft. Gehen Sie in eine Galerie, lesen Sie ein Buch, machen Sie sich Moodboards. Und sobald Sie dabei wieder in einen kreativen Flow kommen, können Sie sich auch wieder an Ihr Projekt setzen. 5. Sensorische Erholung Unsere Sinne sind sensibel und dadurch auch schnell überfordert. Laute Geräusche, grelle Lichter und starke Gerüche können uns deshalb auch schnell aus dem Konzept bringen. Wenn Sie merken, dass Ihre Sinne empfindlicher reagieren, als Sie es gewohnt sind, ist es Zeit für die sensorische Erholung. Probieren Sie, stille Minuten in Ihren Tag zu integrieren und setzen Sie sich für ein paar Minuten in einen stillen Raum und schließen Sie die Augen. Denn ihre Augen brauchen auch dringend eine Pause. Minimieren Sie auch die Helligkeit Ihrer elektronischen Geräte und vermeiden Sie erst einmal schnelle Bewegtbilder. Danach tasten Sie sich nach und nach wieder ran. Erhöhen Sie wieder ihre Bildschirmzeit – Schritt für Schritt. Auch wenn es nahe liegt, ist emotionale Erholung nicht dasselbe wie mentale Erholung 6. Emotionale Erholung Auch wenn es nahe liegt, ist emotionale Erholung nicht dasselbe wie mentale Erholung. Bei emotionaler Erholung setzen Sie sich aktiv mit Ihren Gefühlen und Bedürfnissen auseinander. Sie müssen reflektieren und sich selbst verstehen, um Dinge verarbeiten zu können – und dann können Sie sich emotional erholen. Probieren Sie sich an Journaling und schreiben Sie ihre Gedanken und Gefühle auf, stellen Sie sich selbst Fragen und beantworten Sie diese so ehrlich wie möglich. Oder sprechen Sie offen und ehrlich mit jemandem, dem Sie vertrauen. Dinge auszusprechen kann guttun. Es gibt nicht den richtigen oder den einen Weg. Sie müssen für sich herausfinden, wovon Sie sich erholen sollten und was Ihnen hilft. Vielleicht hilft Ihnen nur eine Art von Erholung und vielleicht brauchen Sie alle, um sich besser zu fühlen. Wenn Sie können, nehmen Sie sich ein ganzes Wochenende zur Erholung. Probieren Sie, die Arten von Erholung abzudecken und möglicherweise finden Sie dabei Erholungswege, die Sie auch in ihren Alltag integrieren können.
- Wie messen wir Erfolg?
Gastbeitrag | Durch ihre jahrelange, mit Preisen ausgezeichnete Arbeit in Human Resources ist Gitta Blatt eine spannende Stimme zu Themen wie Leadership und Recruiting. Das macht sie zur guten Ratgeberin für Unternehmen, aber auch für Privatpersonen, die ihre Karriere weiterentwickeln wollen. Diesmal erfahren Sie, wie Sie Ihren Erfolg messen können und warum es so wichtig ist, sich treu zu bleiben. Ich habe in meiner Rolle als Personalleiterin natürlich unendlich viele Male diskutiert, was „Karriere machen“ aus den verschiedenen Perspektiven bedeutet. Welche Parameter oder KPI’s definieren eine Karriere? Für mich selbst, hieß das lange Zeit konsequent und zielstrebig die berufliche Laufbahn planen. Eigener Druck und oft sehr energiezehrende Phasen haben mich nachdenklich gemacht. Heute sehe ich das ganz anders. Die Laufbahn ist ein Teil der persönlichen Reise. Ein Teil von mir. Nicht vom Job. Mehr Lebensreise als Berufslaufbahn. Mir war es wichtig, mich weiterzuentwickeln und eine Karriere zu machen. Automatisch hieß das für mich, dass andere meine Entwicklung als Karriere betrachten. Ein bisschen Lametta musste schon sein und Stolz ist ja auch ein schönes Gefühl. Nein sagen kam nicht in Frage. Heute bin ich an einem Punkt, in dem ich Höher-Schneller-Weiter ganz anders definiere. Ich bin nach wie vor ehrgeizig und ich liebe große Ziele. Aber ich plane die Ziele anders und sie beherrschen mich nicht. Mein Job ist ein wichtiger Teil in meinem Leben. Nicht weil es so sein muss, aber weil ich es so mag. Ich konnte mir viele Jahre gar nicht vorstellen, dass Anerkennung nicht immer auch mit Produktivität und großartigen Ergebnissen zu tun hat. Es hat mir gefallen, in einem M-Dax Unternehmen eine „Executive Vice President“ zu sein. Und das als erste Frau nach 2 Jahrzehnten ausschließlicher Herrenbesetzung dieser Posten. Intensiv und schön. Viele Freunde und Kolleginnen aus dieser Zeit bereichern mich noch heute. Aber war es mein persönlicher Karriere-Olymp, ein paar Tausend Kolleg:innen und die enorme Komplexität in der Internationalisierung zu managen? War das mein Mount Everest? Heute weiß ich: war es nicht. Es war ein Basecamp, um meinen Mount Everest zu erkennen. Meine KPI’s sind heute andere. Das wichtigste KPI: Sei Du Selbst Karriere machen wird immer noch sehr klassisch bewertet. Es steckt ein Verständnis von Aufstieg dahinter. Sozialer Aufstieg hängt in den Köpfen vieler immer mit einem höheren Gehalt zusammen. Je schneller und krasser ich bin, um so erfolgreicher bin ich auch. Je mehr Druck jemand aushält, umso besser. Heute weiß ich, das ist Quatsch und macht zudem viele krank und unglücklich. Mir gefällt es, mehr über die Lebens- als über die Berufskarriere nachzudenken. Es gibt heute viele Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Optionen. Stellen Sie Ihr Lebensthema in den Vordergrund. Seien Sie Sie selbst. Was bringt Ihnen Spaß? Welcher Job passt zu Ihnen? Wo finden Sie Erfüllung? Finden Sie es heraus. Dazu lohnt es sich, sich gut zu beobachten, mit anderen über die eigenen Pläne zu sprechen und seine höchstpersönlichen KPI’s aufzuschreiben. Karriere braucht keine Standardansichten, sondern eine Individuallösung. Wie bei jedem KPI Prozess braucht es eine Strategie (wo möchte ich hin), eine Ausbaustufe (was lerne ich), ein Rollout (mit wem und wie trainiere ich) und eine Weiterentwicklung durch die Lebensphasen. Die Business Intelligenz wird gepaart mit Lebensmotto. Karriere entsteht dann, wenn das was uns glücklich macht, Raum erhält. Wenn Menschen die wir schätzen, ein Teil vom Erfolg sind. Und wenn unsere Stärken uns Spaß machen und uns und andere nach vorne bringen. Take Away Schreiben Sie Ihre KPI’s auf. Teilen Sie sie in Ihrem Lebenslauf. Es hilft, nicht nur über Gelerntes und Vergangenes aus der Sicht der Business Funktionen zu schreiben, sondern aus Sicht der persönlichen Pläne für die Zukunft. Warum diese Pläne und Ziele für Sie als Person (nicht Funktion) wichtig und interessant sind. Ob es sich um Wissensgebiete oder Führungsträume handelt, ist dabei irrelevant. Seien Sie authentisch. Seien Sie Sie selbst. Daraus entstehen Karrieren.
- Wenn der Kurztrip zur Fernreise wird
What’s my job? | Helene Süppel kam mit dem Ziel zu EY, drei oder vier Jahre lang Erfahrung in der Wirtschaftsprüfung zu sammeln, persönlich zu wachsen und dann wieder zurück in die Industrie zu gehen. Seitdem sind mehr als 13 Jahre vergangen – und Helene hat sich bis zur Rolle als Associate Partnerin hochgearbeitet. Ich bin Associate Partnerin bei EY – davor habe ich BWL studiert und Erfahrung im Bankenwesen, Controlling, Accounting und in der Industrie gesammelt. Dass ich eines Tages Steuerberaterin, Wirtschaftsprüferin und sogar Associate Partnerin bei EY werden würde, hätte ich mir nicht vorstellen können. Die wachsenden Herausforderungen haben mich aber immer wieder angestachelt, mit EY den nächsten Schritt zu gehen. Mich haben zahlreiche Kolleg:innen, Mentor:innen und Coaches inspiriert, die in ihrem Job aus Leidenschaft immer wieder die Extrameile gehen. Das steckt an – und dafür bin ich sehr dankbar. EY, mein Arbeitgeber, ist ein marktführendes Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Strategy and Transactions und Consulting. Mein Schwerpunkt liegt auf der Wirtschaftsprüfung. Als Team prüfen wir die Finanzberichterstattung von Unternehmen und stellen fest, ob zum Beispiel der Jahresabschluss ein zutreffendes Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens vermittelt. Durch die Prüfung sollen alle wesentlichen – beabsichtigten oder unbeabsichtigten – Falschdarstellungen aufgedeckt werden. Diese verantwortungsvolle Aufgabe ist von öffentlichem Interesse und stärkt das Vertrauen in den Kapitalmarkt. 98 Nationalitäten arbeiten bei EY zusammen 44 % der EY-Mitarbeitenden sind Frauen Als zuständige Wirtschaftsprüferin kümmere ich mich um die passenden Prüfungsstrategien und -methoden, stelle die Teams zusammen, koordiniere mehrere tausend Prüfungsstunden und bin für die Richtigkeit der Ergebnisse verantwortlich. In meiner Rolle als Associate Partnerin habe ich darüber hinaus eine große Verantwortung gegenüber meinen Mandant:innen und meinem Arbeitgeber. Mir ist wichtig, die EY-Werte zu vertreten und an meine Mitarbeitenden weiterzugeben. Gleichzeitig habe ich viele Gestaltungsmöglichkeiten: Die Wirtschaftsprüfung befindet sich in einem umfangreichen Transformationsprozess – vieles wird digitaler, schneller und nachhaltiger – und ich habe die Chance, die Branche und das Berufsfeld weiterzuentwickeln. „Die Wirtschaftsprüfung ist, zumindest bei EY, vor allem ein 'People Business'. Daher ist ein Großteil meiner Arbeit darauf ausgerichtet, zu erklären, zu unterstützen und zu ermutigen.“ Last, but not least ist die Wirtschaftsprüfung, zumindest bei EY, vor allem ein „People Business“. Daher ist ein Großteil meiner Arbeit darauf ausgerichtet, zu erklären, zu unterstützen und zu ermutigen. Ich kümmere mich um die fachliche und persönliche Weiterentwicklung in den Prüfungsteams, coache zum Beispiel Prüfungsassistent:innen und arbeite als Trainerin für Methoden der digitalen Abschlussprüfung. Außerdem engagiere ich mich als Hochschulpatin und Praxiskontakt an der Uni Bamberg, halte Vorträge und verantworte die Einstellung von Praktikant:innen und Werkstudierenden. Gerade diese menschliche Komponente reizt mich sehr. 38 % aller Führungskräfte bei EY sind weiblich 14 % der Mitarbeitenden arbeiten in Teilzeit Wo findet man mich also? Schwer zu sagen. Je nach Aufgabe bin ich bei Mandant:innen vor Ort, an verschiedenen EY-Standorten, am Rechner oder in der Uni. Die meiste Zeit verbringe ich bei meinen Mandant:innen und Prüfungsteams – aktuell vor allem virtuell von Bamberg aus. Trotzdem bin ich weltweit vernetzt, denn unsere Prüfungsteams sitzen in jeder Zeitzone. Den typischen Arbeitsalltag gibt es bei mir nicht, und genau das macht den Job für mich so spannend. Und für wen ist der Job jetzt genau das Passende? Für Neugierige! In der Wirtschaftsprüfung lernt man viele unterschiedliche Menschen kennen und erhält einen sehr guten Einblick darin, wie Unternehmen und die Wirtschaftswelt funktionieren. Entscheidend ist die Motivation, Zusammenhänge zu verstehen und zu hinterfragen. Und mutig sollte man sein – mutig, sich selbst herauszufordern und weiterzuentwickeln. Manchmal wundert man sich, was dann passiert. Das war eine kleine Reise in meine persönliche Jobwelt bei EY. Weitere Infos rund um die Karrieremöglichkeiten in der Wirtschaftsprüfung gibt’s auf unserer Karriere-Website: www.ey.com/de_de/careers/assurance
- Kaderschmiede Project A
STRIVE+ Florian Heinemann ist eines der deutschen Gesichter des Online Marketings. Seine Leute entwickelt er zu den gefragtesten Marketeers des Landes. Wir sprechen nicht nur mit dem Unternehmer selbst darüber, wie er Rohdiamanten erkennt und fördert, sondern auch mit den Talenten, die er ausgebildet hat. Und fragen, wie er eigentlich als Mensch und Führungspersönlichkeit so tickt.
- Ein Blick in die Seele
STRIVE+ In Recruiting-Prozessen kommt immer häufiger ein bestimmtes Verfahren zum Einsatz: die Personaldiagnostik. Durch die Analyse von sogenannten Verhaltenspräferenzen wird herausgearbeitet, wo die Stärken von Bewerber:innen liegen. Und für welche Aufgaben sie auf der anderen Seite mehr Energie aufbringen müssen. Dabei geht es nicht um besser oder schlechter. Sondern darum, komplementäre Teams zusammenzustellen, die sich gut ergänzen. Wie das funktioniert – und was wir auch persönlich dabei lernen können.
- Wer ist hier der Boss?
STRIVE+ Der Box-Champion und die Managerin: Dr. Wladimir Klitschko und seine CEO Tatjana Kiel führen gemeinsam ein erfolgreiches Business. Im Interview sprechen die beiden über Menschenkenntnis, Vertrauen, Erfolge und Niederlagen.
- Können wir bald 120 Jahre alt werden?
STRIVE+ Können wir unsterblich werden? Dass der Mensch 200 Jahre alt wird, und zwar ohne Falten, Demenz und Gebrechlichkeit, rückt derzeit jedenfalls in greifbare Nähe. Immer mehr Investor:innen und Unternehmer:innen gehen die Wette ein und entwickeln Geschäftsmodelle für diese Welt der uralten Junggebliebenen. Ein milliardenschwerer neuer Markt entsteht.