Suchergebnisse
558 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche
- Wie ein Armreif für Sicherheit sorgt
Meine Gründungsstory | Frauen vor Übergriffen schützen, wenn sie alleine unterwegs sind – das ist die Mission von den vier Gründerinnen von Not Just A Jewel. Sie haben ein smartes Accessoire entwickelt, das nicht nur gut aussieht, sondern bei Gefahr einen Alarm auslösen kann. Wie sind sie auf die Idee gekommen? Susana: Ich bin Susana Gomez und lebe mit Mann und zwei Töchtern in Berlin. Im April 2021 habe ich mit Daria, Olya und Vanessa Rexin die Not Just A Jewel GmbH gegründet. Zusammen bauen wir unter dem Markennamen LÆMON eine innovative Tech- und Design-Marke auf, für alle die sich frei und sicher fühlen wollen. Wir sind die ersten am Markt, die Design und Technik in einem IoT-fähigen Schmuck-Armband verbinden, zum gewaltfreien Selbstschutz mit integriertem lautem und stillem Alarm. Über unsere Schutz-App können Nutzer:innen Familie und Freunde dazu einladen, als Notfallkontakt zur Verfügung zu stehen. Bei Alarm-Auslösung geht dann direkt vom Armband eine SMS mit den GPS-Daten an vorab ausgewählten Notfallkontakte. Das Tracking funktioniert zum Schutz der Privatsphäre ausschließlich im Fall einer Alarm-Auslösung. Über unsere App können die NutzerInnen neben den privaten Kontakten auch ein angeschlossenes Service Notfall Center hinterlegen und haben somit 24/7 Zugriff auf professionelle Hilfe. Was hat Sie zum Gründen bewogen? Susana: Ich hatte schon immer den Wunsch, ein nachhaltiges und wirtschaftliches Unternehmen mit sozialem Nutzen aufzubauen. Ich weiß selbst nicht genau, woher dieser Wunsch kommt. Ich bin die Erste in unserer Familie, die ihr Abitur gemacht hat, die Erste die studiert hat und nun die Erste die gegründet hat. Ich bin nach Abschluss meines Modedesign Studiums quer in die PR eingestiegen – mit dem Ziel alles über Unternehmenskommunikation zu lernen und die entsprechenden Kontakte zu Journalist:innen zu knüpfen. 2013 habe ich dann mit einer Freundin meine eigene PR-Agentur gegründet. Dabei fehlte mir aber von Anfang an der soziale Nutzen, die entsprechende Sinnhaftigkeit, nach der ich seit Jahren gesucht habe. Mit LÆMON habe ich diese Sinnhaftigkeit für mich gefunden. Beim Gründen fasziniert mich die Möglichkeit etwas Neues nach meinen eigenen Vorstellungen und Ideen verwirklichen zu können. Vanessa: Bei mir war das ein längerer Prozess. Nach dem Studium an der RWTH in Aachen habe ich zuerst drei Jahre als Wirtschaftsingenieurin in einer Unternehmensberatung gearbeitet. Gründen war dann immer noch kein Thema für mich. Promovieren stand auf dem Programm. Mein Interesse für Technologien und Innovationen führte mich dann nach Aachen zurück, zu Professor Malte Brettel an den Lehrstuhl für Innovation und Entrepreneurship. Gleichzeitig habe ich dort im digitalHUB als Beraterin, unter anderem für Startups, gearbeitet. Also, bei der Promotion, durch die Beschäftigung mit vielen Startups, kam dann der Gedanke auch selbst zu gründen. Wie entstand die Idee? Susana: Ich hatte Anfang 2019 die Idee zu dem Produkt. Ich hatte meinen 4. runden Geburtstag und habe beim Rad fahren über meine Jugend nachgedacht und darüber, wie großartig meine Mutter es geschafft hat mich in meiner Selbstständigkeit zu fördern. Ich konnte mich immer frei bewegen und sie hat mir vertraut, obwohl ich wusste, dass sie sich durchaus auch Sorgen gemacht hat. Gleichzeitig musste ich an viele Catcalling und andere schwierige Situationen denken, die ich über die Jahre erlebt habe. Und dachte dann: Wie kann ich es schaffen mit all diesen Erfahrungen im Kopf, meine Töchter auch so frei ziehen zu lassen, ohne sie zu tracken oder anderweitig zu überwachen. Und da war die Idee plötzlich da und hat mich nicht mehr losgelassen. Haben Sie allein gegründet oder im Team? Warum? Susana: Ich habe zusammen mit meinen drei großartigen Mitgründerinnen gegründet. Ich wollte eine sinnhafte Marke aufbauen. Wirtschaftlich und sozial nachhaltig. Das geht nicht allein. Es braucht viele Schlüsselkompetenzen, um eine Gründung erfolgreich zu gestalten. Eine einzige Person kann meiner Meinung nach all das nicht abbilden. Noch dazu hatte ich eine technische Produktidee, ohne jeglichen technischen Background. Ich liebe es, im Team zu arbeiten, vor allem wenn die Zuständigkeiten ganz klar definiert sind. Da wir alle vier aus komplett unterschiedlichen beruflichen Hintergründen kommen, ergänzen wir uns hervorragend und haben damit einen entscheidenden Vorteil in der besonders herausfordernden Startphase. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich Vanessa, Olya und Daria, alles Top-Expertinnen, für LÆMON gewinnen konnte. Vanessa: Für mich war immer klar, dass nur eine Gründung im Team in Frage kommt. Allein gründen war trotz vieler Gründungsideen nie eine Option. Ich habe dann gezielt nach Teams gesucht, wo ich vielleicht gut reinpasse. Irgendwann habe ich dann bei LÆMON drei Gründerinnen gefunden, ein Team, das ich mit meinen Interessen und Fähigkeiten ideal ergänzen konnte. Mit VC Geld oder ohne? Warum? Susana: Ganz klar mit. Wir suchen aktuell nach den passenden VC’s oder Impact Funds, um in die Skalierung gehen zu können. Eine Produkt-Innovation im Hardwarebereich zu realisieren ist kostenintensiv. Ebenso der Aufbau einer B2C Marke. Um einen wirklichen Skalen-Effekt zu erzielen, muss entsprechend in der frühen Phase in die Qualität des Produktes und ins Marketing investiert werden. Wir suchen nach einem Partner mit Erfahrung im Hardwarebereich mit Fokus auf den B2C Markt. Hier sehen wir über alternative Business Modelle, wie z.B. Abo-Modelle, und den Ausbau des Portfolios ein großes Potential für Wachstum. Gerade haben wir auch eine Crowdfunding-Kampagne laufen, um an Kapital zu kommen und zu testen, wie das Produkt ankommt. Welche Hindernisse hatten Sie beim Gründen? Susana: Wir haben das Projekt pünktlich zu Beginn der Corona Pandemie gestartet und kannten uns bis dahin noch gar nicht. Wir haben uns wochenlang nur in Online-Calls gesehen und über den Zeitraum von einem Jahr nur ca. 4-mal persönlich getroffen. Das war schon sehr speziell, hat uns aber auch direkt dazu verholfen gute Strukturen aufzubauen, um uns gegenseitig zu informieren. Vanessa: Vom Finanziellen abgesehen war für uns die größte Herausforderung, die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die mit uns die nächsten Schritte beim Unternehmensaufbau gehen. Wie haben Sie sich am Anfang finanziert? Vanessa: Die Entwicklung unserer Hardware ist sehr kostenintensiv. Die Prototypen-Herstellung mit 3D-Druckern können wir teilweise durch ein EXIST-Stipendium abdecken, dazu wurden wir anfangs durch ein Gründungsprogramm der Digitalwirtschaft in Berlin-Brandenburg finanziell unterstützt. Über das EXIST-Stipendium ist auch der Lebensunterhalt für drei von uns Gründerinnen finanziert. Ganz wichtig war dann der Einstieg der ersten Investoren. Jetzt brauchen wir bald zusätzliche Mittel, um schnell skalieren zu können. Welche Fuckups mussten Sie und ihr Team bereits überwinden? Susana: Durch Zeitverzögerungen in der Produktion unserer Prototypen waren wir auf unseren ersten zwei Offline-Events mit dem Produkt nicht so weit wie geplant, was uns dazu zwang die „alten“ Prototypen vorzustellen und Termine mit potentiellen PartnerInnen zu verschieben. In solchen Momenten fühlt man sich machtlos und ausgebremst. Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung? Susana: Ich habe bisher immer in einem sehr homogenen Arbeitsumfeld gearbeitet. Meine Mitarbeitenden hatten alle mehr oder weniger denselben beruflichen Hintergrund. Bei LÆMON arbeite ich jetzt sehr eng mit meinen technischen Mitgründerinnen zusammen. Das ist auf vielen Ebenen eine neue Erfahrung und kommunikativ durchaus herausfordernd. Mittlerweile haben wir einen guten Weg gefunden uns gegenseitig zu verstehen, oder einfach zuzugeben, wenn nur Fragezeichen über dem Kopf aufpoppen. Vanessa: Den Überblick zu behalten und die Verantwortung für alle MitarbeiterInnen. Wir entwickeln sowohl Hardware als auch Software und haben dazu im letzten Jahr ein Team aufgebaut, dass aus internen MitarbeiterInnen, Freelancern und externen Dienstleistern und Produzenten besteht. Es gilt, die richtige Flughöhe zu finden und wie man die Arbeit richtig kontrolliert, ohne zu viel Mehraufwand zu generieren. Eine der größten Herausforderungen ist vielleicht, die richtige Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle zu finden. Wie haben Sie gelernt zu führen? Vanessa: Unter anderem in Seminaren des Frauenförderung-Netzwerks Femtec. Haben Sie einen Mentor bzw. eine Mentorin, mit dem/der Sie sich austauschen? Susana: Wir haben das Glück von vielen großartigen Menschen mit ebenso großartigen Netzwerken umgeben zu sein. So findet sich für fast jede Frage jemand, der oder die uns weiterhelfen kann. Zurzeit sind wir Teil des IoT Inkubators hubraum, der Deutschen Telekom, und haben hier Zugriff auf einen Pool an ExpertInnen. Vanessa: Für mich sind unsere Investoren Viola Klein und Andreas Mönch sehr wichtig. Da sie selbst zusammen sehr erfolgreich ein Unternehmen aufgebaut haben, ist ihnen unsere Situation vertraut und wir können uns bei unseren Entscheidungen immer auch von Ihnen beraten lassen. Was haben Sie für Erfahrungen gemacht, als Sie vom Arbeitnehmertum ins Unternehmertum „gewechselt“ sind? Susana: Das liegt bei mir schon ein paar Jahre zurück. Ich habe mich 2012 selbständig gemacht und kann nur sagen, dass das definitiv die beste Entscheidung für mich war. Ich habe mich seitdem persönlich und beruflich enorm weiterentwickelt. Wer darüber nachdenkt, sollte den Schritt wagen. Zurück kann man immer wieder. Nur will man es unter Umständen nicht mehr. Worauf blicken Sie aus ihrer bisherigen Gründungszeit gerne zurück? Susana: Auf sehr viele Momente. Die ersten Treffen mit Daria, Olya und Vanessa. Unsere ersten Prototypen am Arm. Unsere erste Angestellte. Unser erster Artikel in der FAZ, woraufhin sich über 900 Menschen zu unserem Newsletter angemeldet haben und mein Telefon nicht mehr stillstand. Diese Telefonate mit Menschen, die mir erzählen, warum unsere Idee ihr Leben bereichern würde, sind immer ein Highlight. Ganz besonders war auch unsere Vertragsunterzeichnung zur Gründung unserer GmbH. Es war mitten im Lockdown und wir konnten nirgendwo hin, um zu feiern. Also haben wir einen Büro-Raum gemietet, klein und ohne Fenster, und haben mit Champagner angestoßen. Ich kann den Moment schwer beschrieben, aber wir haben viel gelacht und es fühlte sich großartig an. Vanessa: Worauf ich besonders stolz bin, ist die Produktentwicklung, dass wir mit einem kleinen Team in so kurzer Zeit einen IoT-Prototypen und eine zugehörige App entwickeln konnten, inklusive einer Patentanmeldung. Ihr Buch-/Filmtipp für Gründer:innen? Susana: Ich habe über viele Jahre PR für Nike gemacht und habe die Biografie von Phil Knight „Shoe Dog“ verschlungen. Das Buch hat mich inspiriert und meinen Wunsch zu gründen bestärkt. Die Geschichte hat mir glaube ich dabei geholfen groß zu denken. Zurzeit lese ich das „Public Arena Playbook“ von Juri Schnöller um all das zu lernen, was ich noch nicht über das Thema digitale Kommunikation weiß. Generell kann ich nur empfehlen sich mit Inhalten zu beschäftigen, die dich wirklich interessieren und inspirieren. Bei Themen, die so einfach gar nicht in deinen Kopf gehen, suche dir Unterstützung von PartnerInnen oder aus deinem Netzwerk. Vanessa: Ich habe im letzten Jahr das Buch Starting a Revolution von Naomi Ryland und Lisa Jaspers gelesen und fand das sehr inspirierend. Naomi und Lisa haben mehrere Unternehmerinnen befragt und dargestellt, wie eine bessere Businesswelt möglich ist. Das Buch motiviert, den Status Quo zu verändern, beziehungsweise dazu selbst einen Beitrag zu leisten müssen, denn das geht nicht von alleine. Welchen Tipp würden Sie ihrem 18-jährigen Ich in Sachen Gründung geben? Susana: Sei nicht neidisch auf deine MitschülerInnen, die offenbar ganz genau wissen was sie studieren oder beruflich machen wollen. Jede Findungsphase hat seine Berechtigung und jeder Schritt führt dich zum nächsten. Bleib einfach immer offen und neugierig und warte nicht darauf, dass du selbst eine geniale Idee hast, sondern suche nach Menschen mit genialen Ideen, denen du dich anschließen kannst. Das Team zählt, die Ideen wachsen. Vanessa: Mutig sein. Sich früh für Möglichkeiten außerhalb der klassischen Industriekarriere zu interessieren, und nicht immer nur die Optionen in Betracht ziehen, die einem explizit angepriesen werden. Immer neugierig sein, Dinge auszuprobieren, und keine Angst davor zu haben, zu scheitern.
- Diese zwei Gemüse-Influencer greifen die Food-Industrie an
My private Setup | Die längste Zeit ihrer Karriere arbeitete Jaclyn Schnau (43) in Konzernen der Lebensmittelindustrie. Dann merkte sie: Das Essen, das dort produziert wird, ist schlecht für die Menschen. Und dass sie das nicht wird ändern können. Deshalb gründete sie Pumpkin Organics – und macht dort einiges anders. Als auch ihr Mann einstieg, mussten sie auch im Privaten nachjustieren. Was machen Sie beruflich? Wenn man meine dreijährige Tochter fragt, würde sie sagen: „Mama macht einfach leckeres Essen“. Mein Leben hat sich schon immer um Lebensmittel und Ernährung gedreht, und jetzt ist es mein Beruf. Ich habe Pumpkin Organics gegründet, um Eltern dabei zu helfen, gesündere Essgewohnheiten für ihre Kinder im Alltag zu etablieren. Und zwar dann, wenn es am wichtigsten ist: in den ersten 1000 Tagen. Als Erwachsene haben wir alle damit zu kämpfen, dass wir uns gesünder ernähren müssten, es aber nicht machen. Kindern können wir aber noch beibringen, wie das geht. Das ist mein Job. Ich sehe mich selbst als eine Art Gemüse-Influencerin, eigentlich bin ich aber einfach eine Mutter, der die Gesundheit und das Glück unserer Kinder wirklich am Herzen liegt. Die Leute fragen, warum ich mein Unternehmen Pumpkin Organics genannt habe. Das ist einfach zu erklären: Meine Großeltern haben mich „Pumpkin“ (also Kürbis) genannt, meine Schwester nannten sie übrigens Buttercup. Kürbis bedeutet in Kanada nichts anderes als Schatzi. Vieles von dem, was ich heute bei Pumpkin Organics mache – mein Einsatz für die Umwelt, mein Kampf für gute Ernährung von Babys – habe ich von meinen Großeltern gelernt. Deshalb habe ich mein Unternehmen mit ihnen im Sinn benannt. Und wie lange schon? Etwa 2013 wurde bei mir Hashimoto, eine Erkrankung der Schilddrüse, diagnostiziert. Bis dahin versuchte ich jahrelang, herauszufinden, warum ich ständig Schmerzen hatte. Ständig war ich todmüde, ich konnte mich nicht konzentrieren. Nach einem Termin in einer TCM-Klinik fragte mich der Arzt besorgt: „Wie leben Sie mit Ihrer Hashimoto-Krankheit, das sieht nicht gut aus?“ Damit begann für mich die Zeit, in der ich versuchen sollte, meine Gesundheit in den Griff zu kriegen. Von nun an steckte ich all die Energie, die ich sonst in meine Arbeit investierte, in meine Gesundheit. Bisher hatte ich das Ganze wie so viele andere auch – vor allem Frauen – auf den Stress geschoben. „Immer, als ich in meinem Umfeld davon erzählte, sagten viele, dass ich meine Erfahrungen und mein Wissen doch weitergeben müsse.“ Nun begann ich mit Gesprächen mit Ärzt:innen und Ernährungswissenschftler:innen - Expert:innen westlicher und östlicher Medizin, Ayuveda-Expert:innen. Im Grunde habe ich zusammen mit einem der besten Endokrinologen mein eigenes Programm entwickelt, um meinen Körper wieder in den Griff zu bekommen. Früher liebte ich Essen, jetzt liebe ich die Ernährung. Immer, als ich in meinem Umfeld davon erzählte, sagten viele, dass ich meine Erfahrungen und mein Wissen doch weitergeben müsse. Irgendwann ist mir klargeworden, dass ich das tatsächlich gerne tun würde – aber nur dort, wo ich damit wirklich etwas bewegen könnte. Das Problem ist doch, dass wir Erwachsenen uns damit schwer tun, unsere guten Ernährungsabsichten zu verwirklichen. Die Gewohnheiten, die wir uns über Jahre antrainiert haben, sind zu stark. Wie wir uns ernähren, lernen wir in den ersten 1000 Tagen unseres Lebens. Wenn wir also wollen, dass sich Erwachsene später gesund ernähren, müssen wir das schon Babys beibringen. Die Dinge, die in den Supermarktregalen stehen und als gesund gelten, sind leider alles andere als gut für Kinder. Das war mein erstes Learning und ein richtiger Schock für mich. Daher war schnell klar: Das muss ich selber und vor allem besser machen. Die Idee für Pumpkin Organics war geboren. „Wir sind der erste zertifizierte klimaneutrale Babynahrungshersteller weltweit und der einzige von dreien in Europa, der vollständig recycelbare Verpackungen hat.“ Im Oktober 2016 begann ich mit der Unterstützung von 20 Freund:innen (ich nenne sie meine Kürbiskerne) mein Unternehmen aufzubauen. Inzwischen hat sich Pumpkin Organics als eines der führenden Unternehmen im Bereich nachhaltiger Ernährung etabliert. Unser Schwerpunkt ist es, Babys die Liebe zu Gemüse beizubringen und ihnen zu zeigen, dass nicht alles Leckere zuckersüß oder voller Früchte sein muss. Wir sind übrigens der erste zertifizierte klimaneutrale Babynahrungshersteller weltweit und der einzige von dreien in Europa, der vollständig recycelbare Verpackungen hat. Wir sind klein, aber wir haben viel vor. Haben Sie Kinder? In welchem Alter haben Sie sie bekommen? Ich habe Pumpkin Organics ein paar Jahre bevor ich mit 40 Jahren Mutter wurde gegründet. Für mich ist Mutter sein fantastisch: All die schlaflosen Nächte, immer da zu sein – eine ganz neue Art der Produktivität. Gleichzeitig erlebe ich aber auch die Tiefpunkte, die jede berufstätige Mutter erlebt. Jeden Tag muss ich Prioritäten setzen, zwischen Baby Nummer Eins (Olivia) und Baby Nummer Zwei (Pumpkin Organics). Ein ganz schöner Kampf. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Denn inzwischen ist Pumpkin Organics zu einem richtigen Ernährungspartner für Eltern geworden. Mein Ziel war es, gute Lebensmittel anzubieten und es den Eltern ermöglichen, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Und immer wieder kommen neue Produkte hinzu: Zum Beispiel haben wir gerade Nudelsaucen auf den Markt gebracht. Pasta ist ein Essen, das jedes Kind liebt. Nur versteckt sich in den meisten Soßen auf dem Markt eben eine Unmenge an Zucker und Salz. Das haben wir geändert. Und seit ich selbst ein Kind habe, kann ich meine Produkte auch gleich zielgruppengerecht ausprobieren. Wie organisieren Sie Ihr Berufs- und Privatleben? Meine Familie ist in Kanada. Und auch die Familie meines Mannes ist nicht in München. Arbeit und Leben unter einen Hut zu bekommen ist ohne Großeltern, die einen manchmal unterstützen können, nicht so leicht. Deshalb mussten wir lernen, anderswo um Hilfe zu bitten. Anders geht es manchmal nicht, sonst kommen wichtige Dinge zu kurz. Ich hatte mich damals bewusst dafür entschieden, meinen sicheren Job aufzugeben, mein Mann kam erst etwas später zu Pumpkin Organics hinzu. Jetzt leben und arbeiten wir zusammen. Vielleicht ist das ein bisschen verrückt, aber es funktioniert. Wir haben beide die Sicherheit gegen Freiheit eingetauscht. Ein guter Tausch, finde ich. Denn: Man weiß anfangs nie, worauf man sich einlässt. Das merke ich jeden Tag. Diese Erkenntnis habe ich weiterhin jeden Tag. „Ein gesundes Frühstück als Familie und meine Tochter, die sieht, dass Mama und Papa sich die Arbeit teilen, ist für uns als Familie eine Priorität.“ Damit das alles funktioniert, braucht man eine feste Routine. Ich stehe zwischen 6:30 und 7 Uhr auf. Ich stelle mir keinen Wecker. Ich finde das wichtig, denn ich glaube fest daran, dass man auf seinen Körper hören (und ihn trainieren) muss. Ein gesundes Frühstück als Familie und meine Tochter, die sieht, dass Mama und Papa sich die Arbeit teilen, ist für uns als Familie eine Priorität. Im Job gibt es keine Besprechungen nach 17:20 Uhr. Ich verlasse das Büro „laut“ und jede:r weiß, dass diese Zeit dann meiner Tochter gehört. Das ist auch das Signal, dass die anderen Kolleg:innen es genauso machen können. Wer unterstützt Sie dabei? Mein Mann unterstützt mich bedingungslos. Er hat für Pumpkin Organics seinen sicheren und gut bezahlten Job aufgegeben. Um als Mutter und Gründerin nicht nur zu funktionieren, sondern vollends in dem, was man tut, aufgehen zu können, braucht man Menschen, auf die man sich verlassen kann. Dazu gehört auch unser wundervolles Team. Mit diesem Gerüst aus Vertrauen und Verlässlichkeit kann man Großes bewirken. Dafür bin ich sehr dankbar! Wie schalten Sie so richtig ab? Wenn ich ganz ehrlich bin: selten. Es ist wirklich schwer, mein Gehirn auf Null zu bringen, zu entspannen. Ich versuche ständig, zu optimieren... Für meinen Mann funktionieren Meditation, Yoga, Pranayama-Atmung zur Entspannung. Ich kann das nicht. Außerdem: Wenn man Mutter ist und Unternehmerin, gibt es einfach keine wirklichen Auszeiten. Man hat so viele Verpflichtungen, man kann nicht einfach ein paar Tage frei nehmen. Man kann eigentlich nur lernen, richtig damit umzugehen. Aber einfach ist es nie.
- 15 Tipps für mehr Erfolg auf LinkedIn
STRIVE+ | Was muss man konkret tun, damit Postings auf LinkedIn richtig durchstarten? Die Plattform selbst lässt sich nur bedingt in die Karten schauen. Aber es gibt Erfahrungswerte, an denen Sie sich orientieren können.
- Frischer Wind für den Mittelstand
What's your Story? | Im Jahr 2013 hat Kerstin Hochmüller das Familienunternehmen Marantec übernommen. Nun legt sie alles daran, mit einem Konzept des Mittelstandes zu brechen – denn: sie hält nichts von Hidden-Champions. Marantec soll nach innen und nach außen offen sein, und andere Unternehmen mitziehen. Was genau ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Offiziell bin ich CEO der Marantec Company Group. Aber mein Job ist es, unsere Unternehmensgruppe so zu transformieren, dass wir zukunftsfähig sind. Für diese Transformation haben wir eine neue Vision und Strategie entwickelt: Wir wollen 2025 der coolste Antriebshersteller sein. Mit der Open-Champion-Methode verfolgen wir diese Vision. Gleichzeitig ist sie unsere Antwort auf die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen – so wie viele andere Mittelständler:innen auch. Denkt man allein an die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Unsere Ausrichtung beeinflussen wir, indem wir uns in so ziemlich allem hinterfragen und hinterfragen lassen. Wir stellen unseren Status quo konsequent auf den Prüfstand. Gleichzeitig schauen wir mit weitem Blick in die Zukunft. Auf dieser Basis entstehen andere Perspektiven und damit auch andere Handlungsfelder. Hierarchien im klassischen Sinne sind in dem Open-Champion Ansatz nicht vorgesehen, auch das bestimmt unsere Ausrichtung. Wir geben Verantwortung ab, fordern von unseren Mitarbeiter:innen aber gleichzeitig auch eigenverantwortliches Handeln ein. So kommen wir zu neuen Modellen der Zusammenarbeit. Wie gehen Sie mit Dingen um, die Sie nicht gut können? Ich konzentriere mich auf meine Stärken! Dinge, die andere besser können als ich, überlasse ich auch sehr gerne anderen. Wie schon erwähnt, haben wir bei Marantec praktisch keine Hierarchien mehr. Statt Positionen übernehmen wir Rollen und Aufgaben, entschieden wird in Teams. Bei uns kann jede:r entscheiden, der oder die die entsprechenden Expertise hat und das auch will. Die Zusammenhänge werden immer komplexer. Eine:r allein kann gar nicht alles wissen. Daher müssen Entscheidungen, die von mehreren gefällt werden, einfach die besseren Entscheidungen sein. Ich kann mich auf eine sehr gute Arbeitsteilung mit meinem Co-Geschäftsführer Andreas Schiemannn und mit meinem gesamten Team verlassen. Außerdem lerne ich gerne von anderen. Auch wenn ich in deren Fachgebiet niemals die Expertise erreichen kann, die sie haben, erweitert das meinen Perspektivhorizont für meine eigenen Themen. „Wir haben mit dem Leitbild des deutschen Mittelstandes gebrochen: dem Hidden Champion. Wir wollen Open Champion sein!“ Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Wir wollen bis 2025 das coolste Antriebsunternehmen werden. Intern bedeutet das, dass unsere Kolleginnen und Kollegen stolz darauf sind, Teil des Teams zu sein und sich mit unseren Werten und Zielen identifizieren. Und dass sie motiviert sind, die besten Produkte und Leistungen zu entwickeln, die mit der Natur arbeiten, damit wir als Unternehmen unseren Beitrag zu einer wünschenswerten Zukunft leisten . Nach außen bedeutet es, dass Kunden unsere Produkte kaufen, weil sie in dem Sinne die besten sind, aber auch, weil sie unsere Werte des Miteinanders und der Möglichkeiten, die jede:r bei uns hat, schätzen. Und dass potenzielle Partner den Kontakt zu uns suchen, weil sie das Netzwerk mitgestalten wollen. Wir möchten Spaß am Unternehmertum leben und das auch zeigen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir mit dem Leitbild des deutschen Mittelstandes gebrochen: dem Hidden Champion. Wir wollen Open Champion sein! Das ist Teil unserer Wachstumsstrategie. Gleichzeitig wollen wir mit unserer Methode einen Weg aufzeigen, wie die erfolgreiche Transformation eines Mittelständlers gelingen kann - als Blueprint für andere Unternehmen. Wir sind davon überzeugt, dass die Transformation nur gemeinsam gelingen kann. Die Zeit drängt, wenn wir die notwendige digitale und nachhaltige Transformation rechtzeitig schaffen und gegen die Global Player bestehen wollen. Wir müssen also Tempo aufnehmen, und dazu müssen wir anfangen, miteinander zu arbeiten. Heute ist es einfach nicht mehr sinnvoll, Erfahrungen und Informationen für sich zu behalten und alles selber machen zu wollen. Ein Beispiel: In der Regel sind Wettbewerber mit denselben Entwicklungen beschäftigt, jeder für sich im stillen Kämmerlein. Das kostet viel und dauert lange – zu lange, um schließlich alle zu einem sehr ähnlichen Ergebnis zu kommen. Gemeinsam ließen sich neue Entwicklungen viel schneller und günstiger vorantreiben. Open Champions können so zum einen Nischenmärkte als Marktführer besetzen. Andererseits schaffen sie durch Kooperationen neue Nischenmärkte und können Marktführer in mehreren und immer neuen Nischen sein. Damit sind sie robust aufgestellt, können den Wandel schneller vollziehen und auch schneller wachsen. Mit unserem Open-Champion-Ansatz und damit, dass wir offen über unsere Reise berichten, möchten wir einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit eines neuen deutschen Mittelstands liefern. Wie würde Ihr Team Sie beschreiben? Dass ich einen guten Blick fürs Ganze habe, strategisch und visionär denke, motivierend, humorvoll und ganz “normal” bin. Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt? Dass Change-Prozesse nach Plan nicht funktionieren. Man muss immer offen bleiben für neue Lösungen, neue Gedanken, neue Wege. Und dass Menschen nicht sofort Hurra rufen, wenn man ihnen sagt, dass sie jetzt entscheiden dürfen. Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten? Trotz Bedenkenträgern und Rückschritten an der Vision und der Überzeugung festzuhalten, dass der Wandel gelingen kann, ist schon eine große Herausforderung. Und dann ist es nicht immer leicht, Wege und vor allem die Zeit zu finden, wirklich alle mitzunehmen. „Nimm dir Zeit, herauszufinden, was dich wirklich antreibt und was du mit dir anfangen möchtest.“ Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Ein Zukunftsbild zu entwickeln und fest daran zu glauben, dass alles möglich ist. Optimismus also, manche sagen auch, meine rosarote Brille. Dabei geholfen hat mir meine Fähigkeit, Menschen begeistern zu können, aber auch, ihnen zu vertrauen. Ich habe tolle und ehrliche Menschen um mich herum. Auch das hat mich immer weitergebracht. Was werten Sie als Ihren größten Erfolg? Die Herausforderung, ein Familienunternehmen zu leiten, angenommen zu haben. Wenn Sie eine Zeitreise zu Ihrem 20-jährigen ich machen könnten, welchen Karrieretipp würden Sie sich geben? Nimm dir Zeit, herauszufinden, was dich wirklich antreibt und was du mit dir anfangen möchtest. Traue dich, alles denken zu können. Wenn du es dann weißt, leg los, egal, was andere sagen oder meinen und deine Erziehung dich gelehrt hat. Gestalte, egal was, denn das ist das, was dich am Ende glücklich macht.
- „Städte lebenswerter machen – für Menschen, nicht für Autos“
What's your Story? | Mehr Grünflächen und Spielplätze statt Parkraum – so stellt sich Caterina Kiehntopf, General Managerin von Dance, die ideale Innenstadt vor. Mit ihrem Abo-Service für E-Bikes will sie selbst dazu beitragen, die Elektrofahrräder sollen dabei nur der Anfang gewesen sein. Hier erzählt sie, was sie auf ihrer Mission antreibt. Was genau ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Ich heiße Caterina Kiehntopf und arbeite als General Managerin für Deutschland und Österreich beim E-Mobility Unternehmen Dance. Dance wurde 2020 von den SoundCloud-Gründern Eric Quidenus-Wahlforss und Alexander Ljung zusammen mit dem Gründer von Jimdo, Christian Springub, gestartet. Mit unserem flexiblen Full-Service-Abonnement für E-Bikes und E-Mopeds ermöglichen wir es Menschen, bequeme und nachhaltige Fortbewegungsmittel zu nutzen, ohne in ihren Besitz investieren zu müssen. Innerhalb von 24 Stunden liefert Dance ein sofort fahrbereites E-Bike oder E-Moped direkt vor die Haustür und sollten mal Reparaturen anfallen oder das Fahrzeug gestohlen werden, wird es sofort repariert oder ersetzt. Mittlerweile ist Dance in Berlin, Hamburg, München, Wien verfügbar und in den nächsten Monaten planen wir die Expansion nach Paris und in weitere Metropolen. Als General Managerin verantworte ich die Qualität unseres Services und damit einhergehend die Zufriedenheit unserer Mitglieder. Die Ausrichtung des Unternehmens beeinflusse ich, indem ich gemeinsam mit dem Management neue Ideen zur Erweiterung des Geschäftsmodells entwickle, um die Bedürfnisse unserer Kund:innen noch besser zu bedienen. Wir haben zum Beispiel mit Hilfe von User Research herausgefunden, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden für einen Arbeitgeber entscheiden würden, der ein E-Bike-Abonnement als Zusatzleistung anbietet. So ist die Idee für unseren neuen Service für Firmenkunden Dance for Business entstanden, in dessen Rahmen Unternehmen ihren Mitarbeitenden ein E-Bike-Abonnement als Benefit anbieten können. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Gemeinsam mit Dance verfolge ich die Vision, Städte lebenswerter zu machen – für Menschen und nicht für Autos. Das tun wir, indem wir es ihnen möglichst einfach machen, vom Auto auf elektrische Mobilität umzusteigen, mit nachhaltigen, platzsparenden Fahrzeugen. Unser E-Bike Abo war erst der Anfang – wir entwickeln uns zu einem ganzheitlichen E-Mobility-Unternehmen und wollen Menschen in verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen Bedürfnissen ansprechen. Deshalb haben wir unsere Produktpalette erweitert und bieten seit Kurzem auch E-Mopeds im Abo an. „Uns alle treibt es an, Mobilitätslösungen auf den Markt zu bringen, die eine positive, nachhaltige Wirkung auf das Stadtbild haben.“ Auf dem Weg unsere Vision zu erreichen, ist es natürlich zentral, ein tolles, starkes Team aufzubauen, welches dieselbe Passion teilt: Uns alle treibt es an, Mobilitätslösungen auf den Markt zu bringen, die eine positive, nachhaltige Wirkung auf das Stadtbild haben. Ausnahmslos alle unsere Mitarbeiter:innen sind Fahrrad-Enthusiast:innen und durch eine integrative Unternehmenskultur sowie flache Hierarchien, hat jede:r ein Mitspracherecht bezüglich der Richtung, die Dance in der Zukunft einschlagen soll. Was sind die ersten drei Dinge, die Sie im Büro (oder Home Office) machen? Ich selbst bin natürlich begeisterte Fahrradfahrerin, weshalb ich morgens nach dem Aufstehen meist erstmal zum Bäcker radele und dort Frühstück hole. Danach folgt um 9 Uhr das tägliche Stand-Up Meeting mit meinem Team. Da alle unsere Mitarbeiter:innen die Möglichkeit haben, remote zu arbeiten, ist dieses Meeting essentiell für die Koordination des Arbeitstages und der gesamten Arbeitswoche. Dort werden meist die drei wichtigsten Themen besprochen, das kann zum Beispiel der Fortschritt beim Hiring neuer Teammitglieder für die neuen Service-Gebiete sein. Nach dem Meeting widme ich mich meist erstmal meinen E-Mails und Anfragen, die über Slack reinkommen. Aktuell spreche ich auch viel mit Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten möchten, um ihren Mitarbeitenden nachhaltige Fortbewegungsmöglichkeiten anzubieten. Was war der größte Fehler, den Sie während Ihrer Karriere gemacht haben (und welches Learning ziehen Sie daraus)? Ich habe kurz nach dem Studium einen Job angenommen, von dem ich glaubte, dass er besonders gut für meinen Lebenslauf sein würde, obwohl er gar nicht zu mir gepasst hat. Das habe ich zwar schon im Bewerbungsgespräch gemerkt, allerdings habe ich mich dennoch in diese Rolle gezwängt. Ich dachte damals, es sei der richtige Weg für meine Karriere. Ich habe dann schnell gemerkt, dass die Aufgaben gar nicht meiner Leidenschaft und meinen Interessen entsprechen. Deshalb habe ich mich entschieden, das Unternehmen schon nach drei Monaten zu verlassen. Daraus habe ich gelernt, immer auf mein Bauchgefühl zu hören, wenn es um Karriereentscheidungen geht. Ein Tipp für alle, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befinden: Bei einem Bewerbungsgespräch geht es darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Nicht nur das Unternehmen euch, sondern auch ihr könnt kritisch Fragen stellen, um sicherzugehen, dass die Stelle das Richtige für euch ist. Ohne was können Sie nicht arbeiten? Ohne Google Drive! Das ist das Herzstück der Zusammenarbeit unserer Teams. Welche drei Apps sind am nützlichsten für Ihren Job? Ich bin absolute Verfechterin der Klassiker Asana, Slack und Zoom. Für mich sind diese drei Tools unheimlich praktisch und einfach in der Nutzung, insbesondere wenn man mit Remote Teams zusammenarbeitet – und das nicht erst seit der Pandemie und ihren Auswirkungen auf unseren Arbeitsalltag. In meinen vorherigen Rollen habe ich in internationalen Unternehmen gearbeitet, wo ich gelernt habe, mit Teams und Kolleg:innen auf der ganzen Welt effektiv zu kollaborieren. Asana liebe ich fürs Strukturieren der One-to-One Meetings mit meinen Team-Mitgliedern sowie für Projekte, in die verschiedenen Teams integriert sind. Die zahlreichen To Do’s lassen sich gut visualisieren und planen und so hat man auch innerhalb größerer Unternehmen immer alles im Blick, gerade in einem Remote-Arbeitsumfeld. Slack kennen wohl alle, die in einem Startup arbeiten. Mails können in einem dynamischen Umfeld eine Hürde sein, da ist Slack oft schneller und einfacher. Der einzige Kritikpunkt ist die Dokumentation innerhalb größerer Projekte. Hierfür braucht es zusätzliche Tools, sodass Mitarbeitende immer eine Möglichkeit haben, auf den neuesten Stand und auf Infos zu Umstrukturierungen und Änderungen im Projektplan zuzugreifen. Mein favorisiertes Tool für Video-Calls ist Zoom, für mich die intuitivste und angenehmste Art, Meetings zu planen und mit mehreren Leuten gleichzeitig verbunden zu sein. Wenn Sie eine Zeitreise zu Ihrem 20-jährigen ich machen könnten, welchen Karrieretipp würden Sie sich geben? Folge Deinen Interessen und verbiege dich nicht danach, was auf dem Arbeitsmarkt gerade angesagt ist! Ein Studium ist dafür da, sich selbst und die Welt kennenzulernen und neue Dinge auszuprobieren. Wenn ich heute mit Bewerber:innen spreche, dann spielt es für mich in der Regel keine Rolle, was sie studiert haben. Stattdessen prüfe ich, ob sie eine Hands-On-Mentalität mitbringen, in analytischen und strategischen Denken fit sind und ob sie gut kommunizieren können. Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden (Beispiel Kanzler:in), was würden Sie tun? Ich würde mich dafür einsetzen, Innenstädte in Deutschland Schritt für Schritt autofrei zu gestalten und mehr Plätze zu schaffen, die für öffentliches Leben und nachbarschaftlichen Austausch genutzt werden können – zum Beispiel Spielplätze und Grünanlagen. Städte wie Amsterdam und Kopenhagen gehen da für mich mit gutem Beispiel voran. Ich würde Bahnreisen weiter subventionieren, um die Mobilitätswende voran zu treiben. Mich beeindruckt das High-Speed-Zug-System Shinkansen in Japan, mit dem alle großen Metropolen des Landes innerhalb weniger Stunden erreichbar sind und eine gute Alternative zu Inlandsflügen darstellen.
- „Den perfekten Moment fürs Gründen gibt's nicht“
What's your Story? | Altersarmut ist weiblich – sagen Denise Haverkamp (26) und Teresa Wirth (26). Deshalb haben die beiden ein Unternehmen gegründet, das Frauen beibringen will, mit Geld umzugehen: finance, baby! Dabei kommen beide aus der Kommunikationsbranche. Wann sie sich getraut haben, zu gründen und wie sie sich im Neuland zurechtfinden, erzählen sie hier. Was ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Mit unserer Finanz-Lernplattform finance, baby! verfolgen wir ein großes Ziel: eine Welt, in der Frauen und Männer dieselben finanziellen Chancen haben. Als ich im Frühjahr 2020 zum ersten Mal gemeinsam mit meiner Co-Founderin Tessa Wirth die Idee hatte, einen Safe Space für Frauen rund um das Thema Geld zu schaffen, hatte ich genau einen Gedanken im Kopf: Ich will verhindern, dass sich jemals wieder eine Frau auf dieser Welt so hilflos fühlt, wie ich es lange getan habe. Mir liegt eine Welt am Herzen, in der wir endlich eine Sprache sprechen und Frauen mit ihren Herausforderungen genau da sehen, wo sie passieren. Wir brauchen keine weiteren Lösungen, die die reichen immer reicher und die armen immer ärmer werden lassen. Wir brauchen Bildung für jede:n. Ich gehe diese Mission nicht für meinen persönlichen Reichtum oder meine Karriere, sondern für die Generationen nach uns. Als Gründerin habe ich die Aufgabe, das Unternehmen aufzubauen und in die richtige Richtung zu treiben - nachhaltig und visionsgetrieben - weshalb ich meinen Job nicht mit einer einzigen Tätigkeit beschreiben kann. Primär kümmere ich mich um die Finanzen unseres Unternehmens, unser Geschäftmodell und um unsere Wachstumsstrategie. Außerdem arbeite ich sehr eng mit unserer Entwicklerin zusammen, die unser Produkt umsetzt. Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich? Tessa und ich spüren Erfolg nicht in den Momenten, in denen wir Dinge erreicht haben sondern in den Momenten, in denen uns unsere Kundinnen spiegeln, dass wir einen Mehrwert in ihr Leben gebracht haben. Erfolg bedeutet für uns, unsere Kundinnen und unsere Mitarbeiterinnen wachsen zu sehen indem sie Dinge tun, die sie ohne unseren kleinen Antrieb niemals angegangen wären. Das ist Erfolg für uns. „Natürlich wissen wir, dass wir den Schritt zu vollkommener Gleichberechtigung und Chancengleichheit nicht alleine schaffen können.“ Wie gehen Sie mit Dingen um, die Sie nicht gut können? Als Gründerin lernt man, Dinge einfach anzugehen. Wir haben das große Glück, dass Tessa genau die Dinge perfekt kann, die ich nicht kann – und umgekehrt. So ergänzen wir uns und können alles abdecken, was wir brauchen. Wenn ich eine Sache nicht kann, dann kaufe ich mir ein Buch darüber, frage Menschen, die sich mit dem Thema auskennen oder renne einfach drauf los. Ich habe die Angst davor verloren, Dinge falsch zu machen. Und damit fahre ich bisher ziemlich gut. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? Unsere große Vision ist es, dass Frauen und Männer dieselben (finanziellen) Chancen haben. Natürlich wissen wir, dass wir den Schritt zu vollkommener Gleichberechtigung und Chancengleichheit nicht alleine schaffen können und wir dazu noch viele andere Unternehmen, Visionär:innen und Unternehmer:innen brauchen – aber: mit allem, was wir bei finance, baby! tun verfolgen wir genau dieses Ziel und leisten unseren kleinen Beitrag. Wie würde ihr Team Sie beschreiben? Tessa und ich arbeiten seit August 2020 gemeinsam an finance, baby! und haben erst vor einigen Wochen unser Team auf fünf Personen vergrößert. Wir beide funktionieren als Gründerinnen-Team mittlerweile wie ein Ehepaar. Wir sind Freundinnen, Geschäftspartnerinnen und gegenseitige Vorbilder in unserem täglichen Doing. Anfangs war es schwierig, so eng mit jemandem zusammenzuarbeiten, da man lernen muss, den anderen voll und ganz zu sehen und zu akzeptieren. Mittlerweile funktioniert unsere Zusammenarbeit ohne Zweifel. Bei neuen Teammitgliedern achten wir stets darauf, dass wir Chancen ermöglichen. Wir möchten keine Arbeitgeberinnen sein, die nur die Top of the Tops einstellen (zumal wir uns das jetzt sowieso nicht leisten könnten) – sondern junge Talente entdecken, die vor allem eines haben: eine unfassbare Neugier auf mehr! Zu sehen wie unsere Teammitglieder täglich an Herausforderungen wachsen und sich persönlich und beruflich weiterentwickeln ist ein enormer Antrieb für unsere Arbeit. Wann haben Sie das letzte Mal „nein“ gesagt? Als wir gemerkt haben, dass ein Investor einfach nicht verstanden hat, dass Chancenungleichheit tatsächlich existiert. In einem Gespräch stritt er zudem trotz Studien, Umfragen und handfester Fakten (wir alle wissen, dass diese unübersehbar sind) ab, dass Altersarmut weiblich wäre. Für uns ging es damals um unsere erste Finanzierung. Hätten wir ja gesagt, hätten wir das nötige Geld bekommen um finance, baby! aufzubauen, aber uns verbiegen müssen. Kein Geld der Welt ist es wert, hierzu „ja” zu sagen. „Finanzen sind so greifbar geworden – ich dachte zuvor immer, dass Zahlen und Geld absolut abstrakt sind.“ Was sind die ersten drei Dinge, die Sie im Büro (oder Home Office) machen? Kaffee, Kaffee und Kaffee. Um ehrlich zu sein trinken Tessa und ich beide morgens erstmal eine große Tasse – ansonsten geht garnichts. Um 9:15 Uhr starten wir dann mit unserem Daily Huddle und checken erstmal mit dem Team ein. Wir sprechen sehr offen darüber, wie es uns geht und was uns beschäftigt – um dann mit einem klaren Kopf in den Tag zu starten! Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt? Dass die Dinge oft viel einfacher sind, als gedacht. Wenn man zum ersten Mal davon hört, was beim Gründen alles auf einen zukommt, dann denkt man schnell, dass man das wohl niemals lernen kann. Schritt für Schritt klappt das aber dann doch viel leichter als man denkt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich Freude daran finde, mich mit Technischen Grundlagen, Finanzplänen oder APIs zu beschäftigen – zumal ich von diesen Dingen zuvor noch nie etwas gehört hatte. Auch das Thema persönliche Finanzen, welches wir ja innerhalb der Lernplattform angehen, ist viel einfacher als man denkt. Finanzen sind so greifbar geworden – ich dachte zuvor immer, dass Zahlen und Geld absolut abstrakt sind. Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten? Wir haben Anfangs immer unseren aktuellen Standpunkt mit dem großen Zielbild verglichen. Wenn Du siehst, wie weit Dein Weg noch ist, dann wird Dir ziemlich schwindelig. Wir haben lange dafür gebraucht, nicht die gesamte Treppe sondern immer nur die nächste Treppenstufe anzusehen – Schritt für Schritt. Das war schwer, aber elementar für unsere mentale Gesundheit. Dazu verstehen Außenstehende natürlich nicht, was es für ein großer Druck ist, der da auf einem lastet. Man steckt sein ganzes Herz in eine Idee, von der noch nicht einmal klar ist, ob sie tatsächlich Gestalt annehmen wird. Nicht enttäuscht zu sein und zu akzeptieren, dass man kein Verständnis von Familie und Freunden erwarten kann, insofern diese nicht unternehmerisch tätig sind, war eine große Herausforderung. Am Ende ist alles eine Sache Deines persönlichen Energiemanagements. Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Der Mut, klare Entscheidungen zu treffen – und dabei auf mein Bauchgefühl zu hören! Immer, wenn ich zwischen Entscheidungen stehe, dann geht es mir nicht gut. Ich denke, dass Menschen per se nicht für Ungewissheit gemacht sind. Das einzige, was Dich in einer chaotischen Situation weiterbringt, ist eine klare Entscheidung. Dabei haben wir uns geschworen, immer auf unser Bauchgefühl zu hören. Wenn sich eine Sache falsch anfühlt, dann machen wir sie nicht - ganz egal, wie verlockend die Möglichkeit sich auf dem Papier anhört. „Irgendwann habe ich dann angefangen, mich voll und ganz auf das zu konzentrieren, was uns einzigartig macht und diese Angst ist verschwunden.“ Was hat Sie immer behindert? Sowohl im Business als auch im persönlichen Bereich gibt es eigentlich nur eine Sache, die mir im Weg steht: Angst. Irgendwann habe ich mal gelesen, dass wir immer hinterfragen sollten, ob wir Entscheidungen aus Angst oder aus Liebe treffen. Wenn wir merken, dass Angst (und diese kann sich in Zweifeln, Wut, Gier) unser Treiber ist, dann müssen wir aktiv dagegen ankämpfen. Gerade wenn ich mit den Produkten und Visionen unserer Wettbewerber:innen konfrontiert war, geriet ich anfangs sehr schnell ins Schwanken. Ich wollte plötzlich ganz panisch auch große VCs an Bord haben, Banking-Apps bauen – bis ich begriffen habe, dass ich einfach nur Angst davor hatte, nicht gut genug zu sein. Irgendwann habe ich dann angefangen, mich voll und ganz auf das zu konzentrieren, was uns einzigartig macht und diese Angst ist verschwunden. Ab und an kommt sie zurück und ich merke jedes Mal, wie hinderlich das für mich persönlich und auch für unsere Entscheidungen im Business ist. Ich denke, das ist menschlich. Was werten Sie als Ihren größten Erfolg? Tessas und meine persönliche und unternehmerische Entwicklung auf dieser Reise. Wenn ich mich pre-finance, baby! anschaue dann war ich – klar, jünger und unerfahrener als jetzt – aber auch einfach unsicher. Auf dieser Reise haben wir immer mehr über uns herausgefunden – wer wir sind, wer wir sein wollen, welche Werte wir leben und weitergeben wollen. Und vor allem, zu was wir eigentlich fähig sind. Das ist ein ziemlich großer Erfolg für mich. Ganz unabhängig von allem, was wir business-seitig geschaffen haben. Was als Ihren größten Misserfolg? Um ehrlich zu sein, fällt mir nichts ein. Ich weiß nicht mal, ob ich es als Misserfolg ansehen würde, wenn mein Unternehmen insolvent gehen würde. Wenn Du auf dem Weg bis dahin alles gegeben und viel Neues dazu gelernt hast, dann kann es doch gar kein Misserfolg sein, oder? „Wenn mir Fragen wirklich auf der Seele brennen, gehe ich mit ihnen zu meiner Oma.“ Was war der größte Fehler, den Sie während Ihrer Karriere gemacht haben (und welches Learning ziehen Sie daraus)? Dass ich mich nicht von Anfang an getraut habe, eigene Entscheidungen zu treffen. Wenn man jung ist und frisch startet, dann hört man in alle Richtungen zu und ist hin- und hergerissen. „Was die anderen, großen, erfolgreichen und selbstbewussten Männer sagen – das muss stimmen!”, habe ich immer gedacht. Tessa war da von Anfang an ein Ruhepol und hat sich nicht so leicht durcheinanderbringen lassen. Irgendwann haben wir dann gelernt, dass wir unser Unternehmen am Besten kennen und unsere eigenen Entscheidungen treffen müssen. Auch, wenn andere guten Input liefern können bedeutet das nicht, dass sie alles besser wissen. Ich hätte mir früher zutrauen sollen, dass ich einen guten Geschäftssinn habe. Was ist der beste Tipp, den Sie je bekommen haben? Der Tipp, den wir immer wieder an alle mitgeben: start before you’re ready. Den perfekten Moment gibt es nicht und Du wirst Dich auch niemals vollkommen bereit für etwas fühlen. Du musst starten und den ersten Schritt gehen - denn auch wenn Du denkst, dass Du nicht bereit bist: Du bist es immer. Welches Buch hatte am meisten Einfluss auf Ihre Karriere Definitiv Measure what matters und Five Love Languages. Letzteres klingt etwas seltsam, aber das Verständnis für die Sprache der jeweils anderen hat die Zusammenarbeit von Tessa und mir nachhaltig extrem bereichert. Wer ist Ihr Vorbild? Mich beeindruckt Christine Caine unheimlich. Sie ist Gründerin der Menschenrechtsorganisation A21 und setzt sich dafür ein, Menschenhandel im 21 Jahrhundert abzuschaffen. Business-technisch bin ich ein ziemliches Fangirl von SimpleClub - was die Jungs da schaffen ist verdammt gut und dient als ein klares Vorbild für unser Produkt im Education-Bereich. Wenn ich jetzt noch ganz sentimental werde, dann muss ich an dieser Stelle auch meine Oma nennen. Sie hat mit meinem Opa vor vielen Jahren ein Textilunternehmen aufgebaut und gleichzeitig drei Jungs großgezogen. Sie war Unternehmerin, hat einen sehr guten Geschäftssinn und ist verdammt schlau - wenn mir Fragen wirklich auf der Seele brennen, dann gehe ich damit zu ihr.
- „Ich will Fonds auf den Markt bringen, die etwas verändern“
What's your story? | Bettine Schmitz leitet mit dem FemaleCatalyst Fund einen Wagniskapitalfonds für weiblich geführte Startups. Warum „Nein“ sagen dabei ein fester Bestandteil ihrer Arbeit ist und warum es ihr wichtig ist, sich im Beruf nicht zu verstellen, erzählt sie hier. Was genau ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Ich bin Gründerin der Auxxo Beteiligungen, der Auxxo Fund Management GmbH und des Auxxo Female Catalyst Fund. In meiner Rolle als aktive Investorin verhandle ich Deals und entscheide mit meiner Partnerin Gesa Miczaika über die Investments von Auxxo. In meiner Rolle als Betreiberin der Fund Management GmbH arbeite ich außerdem gemeinsam mit unserer dritten Partnerin Fabiola Hochkirchen an Strategien für zukünftige Fonds unter unserem Dach. Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen, Sie waren erfolgreich? Als Fondsgründerin heißt Erfolg für mich, dass unsere Fonds Top-Renditen erzielen. Das heißt: Wenn wir zu den oberen 25 Prozent aller Wagniskapitalfonds gehören und wir unseren Investoren mehr als das Dreifache ihrer Investitionen zurückzahlen. Zum Erfolg gehört für mich aber auch, zu mehr Geschlechterparität in der Gründungs- und Investmentszene und zu menschenfreundlichen und –zentrierten Arbeitsweisen beizutragen. Für mich ist es deshalb ein großer Erfolg, wenn ich einer Gründerin helfen kann, Ihren Weg zu gehen, ihn zu ändern oder sich zu verbessern. Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen? In einem Satz: ich will erfolgreiche Fonds auf den Markt bringen, die in der Gesellschaft wirklich etwas verändern. Was werten Sie denn als Ihren größten Misserfolg? Erst so spät in meinem Leben gegründet zu haben. Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt? Dass die meisten erfolgreichen Frauen das Gegenteil der oft so stilisierten „Eiskönigin“ oder der „Business Barbie“ sind. Sie sind oft auf eine charmante Art chaotisch, super aufgeschlossen, fast immer lustig und liebenswert. „Was mich immer weitergebracht hat, ist, ehrlich zu mir selbst zu sein.“ Was war die größte Herausforderung, die Sie bisher überwinden mussten? Oft stand ich mir selbst im Weg, weil ich dachte, dass ich mich verstellen muss und auf irgendeine Art etwas Besseres darstellen muss, als ich wirklich bin. Diese eigenen Bilder und Erwartungen an mich selbst zu korrigieren, war sehr schwierig. Was mich aber immer weitergebracht hat, ist, ehrlich zu mir selbst zu sein, frei nach dem Motto. „Showing up with your whole self“. Wie gehen Sie mit Dingen um, die Sie nicht gut können? Das kommt darauf an. In der Regel gilt für mich: Abschaffen, abgeben oder automatisieren. Wenn gar nichts anderes hilft, heißt es aber manchmal einfach: Augen zu und durch. Wann haben Sie das letzte Mal „nein“ gesagt? Das passiert eigentlich andauernd. Denn wir lehnen jeden Tag fast eine Handvoll Investments ab. „Nein“ sagen ist also mit der wichtigste Teil unserer Arbeit. Wie würde ihr Team Sie beschreiben? Ich denke als optimistisch, laut und lustig. Ich stehe für konstruktives Chaos und liebe aber gleichzeitig Spreadsheets und Fonds-Strategien. Was sind die ersten drei Dinge, die Sie im Büro oder im Home Office machen? Das Erste, was ich mache, ist eine Thermoskanne mit warmem Wasser trinken. Diesen Trick habe ich beim Ayurveda gelernt und das tut mir super gut! Ohne was können Sie nicht arbeiten? Ohne mein Handy und meinen Laptop geht nichts. Was Tools angeht, setze ich im Alltag viel auf Affinity (VC CRM), Google Tools, Calendly und WhatsApp. Und ganz wichtig sind für mich natürlich die regelmäßigen Kuscheleinheiten mit meiner Tochter. Wie organisieren Sie sich und Ihre To-Dos? Das kommt darauf an: Tageweise organisiere ich mich auch mal ganz klassisch auf Papier, sonst setze ich auf digitale Notizzettel. Im Team läuft viel über ein Google-Sheet, für größere Projekte über Excel-Sheets. Was mein E-Mail-Postfach angeht, helfen mir die Favoriten-Sternchen bei Mails, mit denen ich mich beschäftigen muss. Wenn Sie eine Zeitreise zu Ihrem 20-jährigen Ich machen könnten, welchen Karrieretipp würden Sie sich geben? Versuch nicht, jemand anderes zu sein. Und für Verhandlungen: Versteh, was der anderen Seite wirklich wichtig ist – und was nur Verhandlungsmasse ist.
- Echte Wertschätzung in einem diversen Team
What’s my job? | Als Managerin im Bereich Transaction Diligence bei EY analysiert Burcu die Invest-Trends und beobachtet die treibenden Kräfte der Märkte. Hier gibt sie einen Einblick in ihren Arbeitsalltag. „Welchen Wert hat ein Unternehmen?“ Das ist die zentrale Frage in meinem Job, und die Antwort zu finden, ist eine spannende Aufgabe. Mein Name ist Burcu und ich arbeite als Managerin im Bereich Transaction Diligence bei EY. Zusammen mit meinem Team analysiere ich für Investor:innen die Stärken und Schwächen von Unternehmen. Auf Grundlage dieser intensiven Prüfung, der sogenannten „Due Diligence“, entscheiden diese, ob sie investieren – beziehungsweise zu welchem Preis. Ich arbeite schon viele Jahre in der Transaktionsberatung und es macht mir nach wie vor großen Spaß, die Trends und treibenden Kräfte in den Märkten tiefgehender zu verstehen. Dafür spreche ich mit Fachleuten aus den Führungsebenen der Zielunternehmen und analysiere mit den neuesten Tools die unzähligen Finanzdaten. Aktuell begleite ich ein Investitionsprojekt rund um eine Unternehmensgruppe, die Software für Geoinformationsdienste anbietet. „Ein Highlight für mich: das internationale Onboarding in Barcelona. Hier konnte ich mich über Landesgrenzen hinweg mit EY-Kolleg:innen vernetzen.“ Natürlich gelingen diese komplexen Projekte nur im Team. Dabei setzen wir auf kurze Kommunikationswege mit flachen Hierarchien und gehen wertschätzend miteinander um. Die vielfältigen Hintergründe und Nationalitäten im Team sind für mich der Beweis, wie offen und bunt EY ist. Diese Offenheit war auch einer meiner Gründe, nach Deutschland zu EY zu wechseln. Vorher hatte ich bereits mehrere Jahre in der Türkei und in Österreich in Transaktionsberatungen gearbeitet. 44 % der Mitarbeitenden bei EY sind weiblich 38 % der EY-Führungskräfte sind Frauen 14 % der Mitarbeitenden bei EY arbeiten in Teilzeit Darüber hinaus haben mich die starke Marktposition, das Führungsteam und die guten Führungschancen für Frauen überzeugt. Auch mit dem Unternehmensanspruch, eine bessere Arbeitswelt zu schaffen, kann ich mich voll identifizieren. In Zukunft möchte ich mich bei einer Initiative von EY beteiligen, die jungen Frauen aus Brennpunktschulen bei der Karriere hilft. Das Unternehmensziel ist es, bis 2030 eine Milliarde Menschen durch solche und ähnliche Sozialprojekte zu unterstützen. Da helfe ich gerne mit! Die eine oder der andere fragt sich vielleicht, ob dafür neben dem Beratungsgeschäft überhaupt Zeit ist. Ich will nicht verschweigen, dass es sehr arbeitsintensive Projektphasen gibt, aber Gleitzeit, Überstundenausgleich und ruhigere Phasen zwischen den Projekten kann ich nutzen, um mich zu entspannen und frische Perspektiven zu gewinnen. Außerdem bietet das Unternehmen Wellness- und Gesundheitsprogramme, die zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen. „Feedback-Gespräche und persönliche Counselor unterstützen bei der beruflichen Entwicklung anhand der eigenen Stärken und Interessen.“ Uns ist ein erstklassiger Service für unsere Kund:innen wichtig. Dafür braucht es nicht nur zufriedene und erholte Mitarbeitende, sondern auch kontinuierliche Weiterbildung. Wie allen Kolleg:innen steht mir ein enormes Angebot an Online- und Präsenzschulungen zur Verfügung. Für Zertifizierungen, beispielsweise in meinem Bereich „Chartered Financial Analyst“, übernimmt EY die Prüfungsgebühren und gewährt Urlaub zur Vorbereitung auf die Prüfungen. „Ich möchte Frauen zu einer Karriere in Finanzen und Beratung ermutigen. Werdet Teil des Wandels in diesem immer noch männerdominierten Sektor!“ Das war ein kleiner Einblick in meinen Job und mein Arbeitsumfeld. Wer mehr über eine Karriere im Bereich Transaction Diligence und in der übergeordneten Abteilung Strategy and Transactions bei EY erfahren möchte, findet Infos und Einstiegsmöglichkeiten auf der Karriere-Website . Wir freuen uns immer über engagierte Talente, die etwas bewegen möchten!
- Wie sich OBI auf die Zukunft trimmt
STRIVE+ | Baumärkte und Digitalisierung geht nicht zusammen? Bei OBI next sieht man das anders. Dort entwickeln die Chef-Programmiererin Isabel Wolters (41) und ihr Managing Director Manuel van de Kamp (37) gerade das Customer-Management von morgen – getragen von interdisziplinären Teams. Ein Gespräch über aufgebrochene Silos und die Kunst, Mitarbeiter:innen zum Umdenken zu motivieren.
- Schönes schenken? Nehmen Sie doch Kunst!
Kolumne Kunst | Ein Jahr ist immer auch eine Reihe schöner Anlässe für Gedanken daran, womit man seinen Liebsten eine Freude machen könnte. Das große Finale, alle Jahre wieder, ist für einige von uns das Weihnachtsfest. Die letzte große Päckchenschlacht, bevor die Zeit in der Silvesternacht in Richtung gute Vorsätze auf null hinuntergezählt wird. Wieso also nicht etwas schenken, das bleibt, entspannt und dabei auch noch inspiriert? Das geht besonders gut mit: Kunst. Sie überwindet die Zeit und braucht kein Update. Sie verführt und macht vielleicht ein bisschen süchtig. Sie ist persönlich, weil sie für jede:n anders ist. Für alle, die sich im Kunstverschenken längst einmal versuchen wollten, aber aus Unsicherheit noch zögern, lautet die gute Nachricht: Der Kunstmarkt hat sich erheblich geöffnet, die langersehnte Transparenz ist endlich eingetroffen. Der einfache Zugang zu Online-Auktionen und die Möglichkeiten des Preisvergleichs im Netz eröffnet einen ganzen Kosmos unverwechselbarer Gaben. Jetzt heißt es, kurz das letzte Zögern abschütteln, mit Muße auf die Suche gehen und ein Gebot abgeben. Damit das richtig gut gelingt, kommen hier meine Tipps für Ihren gelungenen Auktionskauf. 1. Buyers Limit - behalten Sie den Preis im Blick Mit vielen anderen Menschen auf ein Werk zu bieten, kann aufputschend wirken. Wenn Sie sich vorher ein Limit setzen, das Ihren Möglichkeiten entspricht, gibt es nach dem Kauf keinen Grund für negative Gefühle. Behalten Sie das Buyers Limit, den Aufschlag für Käufer:innen, im Blick: einen vereinbarten Prozentsatz, der zusätzlich zum Zuschlagpreis (Hammergeld plus MwSt. plus Folgerechtsumlage) gezahlt wird. Auch Kosten für Transport und Lieferung sollten mitgedacht werden. 2. Day Sale vs. Evening Sale Zwei wesentliche Punkte unterscheiden Tages- und Abendauktionen: die Anzahl der Lose und der Wert der verkauften Werke. Beim Evening Sale werden viel weniger Lose (oder Werke) verkauft als im Day Sale und dies in der Regel zu wesentlich höheren Preisen. Verglichen mit der Gastronomie wäre der Day Sale ein Brunch, der wegen der großen Anzahl der zu verkaufenden Lose oft wesentlich länger dauern kann als der Evening Sale. Dieser wäre, um im Bild zu bleiben, das Fünf-Gänge-Menü mit Weinbegleitung im Sternerestaurant. 3. Augen auf im Nachverkauf Kunstwerke, die in der Auktion nicht verkauft werden, sind Restanten. Diese können im Nachverkauf oft unter dem Mindestschätzpreis, plus Aufgeld, erworben werden. Schnäppchen sind möglich! 4: Und natürlich: Bleiben Sie authentisch! Kunst hat Wert, regt zum Nachdenken an und bleibt immer besonders, denn schon die Auswahl braucht Zeit und Bedacht. Wer Kunst verschenkt, legt den Beschenkten auch große Wertschätzung mit ins Paket. Über die Autorin: Daniela Hinrichs ist Kunstberaterin, Gründerin, Business Angel und laut Blouin Artinfo eine der „50 Most Exciting Art Collectors Under 50“. Instagram: @dear.photography www.danielahinrichs.com
- Interview mit Marcell Jansen: „Ich war schon immer reich“
STRIVE+ | Auf dicken Jachten das angesammelte Vermögen zu verchillen ist so gar nicht die Sache von Marcell Jansen (36). Der ehemalige Profi-Fußballer ist bodenständig aufgewachsen – und heute lieber unternehmerisch umtriebig. Dabei hat er auch schon mal siebenstellige Verluste eingefahren. Wie hat sich das angefühlt? Ein Gespräch über Geld. Herr Jansen, erinnern Sie sich daran, womit Sie Ihr erstes Geld verdient haben? War das bei Mönchengladbach, wo Sie schon als Jugendlicher kickten? Ja, ich habe dort mit circa 13 Jahren zum ersten Mal ein bisschen Fahrtgeld verdient. Mit 16 waren es wohl so 400 Euro im Monat. Wie offen reden Sie über Geld? Ich wurde offen erzogen. In meiner Familie gab es keinen Neid, eher eine große Arbeitsmoral. Meine Mutter hat bei Aldi im Lager gearbeitet, mein Vater war Warenannahmeleiter bei Kaiser’s Tengelmann. Wir wohnten in einer 60-Quadratmeter-Wohnung und konnten einmal im Jahr in den Urlaub ins Dreisternehotel fahren. Aber es war nicht gerade toll, wenn zeitgleich auch noch das Auto kaputtging. Von finanziellen Engpässen habe ich aber erst erfahren, als ich älter war. Ich bin, was das Thema angeht, unbeschwert aufgewachsen. Kennen Sie das: sich etwas nicht leisten können? Klar. Wenn ich teure Turnschuhe haben wollte, haben meine Eltern gesagt: „Weißt du, was die kosten? Dafür gehen wir nicht arbeiten.“ Ich habe das verstanden, denn ich habe ja um vier Uhr morgens die Türen gehört, wenn meine Eltern zur Arbeit mussten. Mit dem ersten Profivertrag kam der ganz große Verdienst. Wie fühlte sich das an? Als ich von der Jugend zu den Amateuren kam, habe ich schon 1.700 Euro brutto verdient. Ich wohnte damals noch zu Hause und dachte, ich wäre steinreich. Mir ist die Frage, wie es nach dem ersten Profivertrag war, oft gestellt worden. Ich habe sie nie verstanden und dann immer gesagt: „Ich war schon immer reich!“ War es komisch, plötzlich mehr Geld zu verdienen als die Eltern? Zwischen mir und meinen Eltern hat sich durch das Geld nichts verändert, da herrschten ganz andere Wertvorstellungen. Wenn ich deswegen durchgedreht wäre, hätten sie mich rausgeschmissen. Ich habe einfach mehr gespart und konnte meinem Vater zum 50. Geburtstag sein Traumauto kaufen, einen BMW X5. Vorher fuhr er einen Renault Clio mit bunten Punkten. Meine Eltern haben nach meinem Profivertrag eins zu eins so weitergelebt und -gearbeitet wie vorher. Kennen Sie immer Ihren genauen Kontostand? Nicht auf die Sekunde, man kann sich ja auch verrückt machen. Ich setze mich einmal im Monat mit meinem Finanzverwalter zusammen und bekomme eine Übersicht über alle Konten, Beteiligungen, den Liquiditäts- und Vermögensstatus. Ich habe zum Geld ein entspanntes Verhältnis, weil ich weiß, wie ich auch mit weniger auskomme. Ich habe zwischendurch auch mal wieder auf 50 Quadratmetern gewohnt, weil es für die Umstände gerade Sinn machte. Das geht auch. Wie verdient man im Fußball eigentlich Geld? Pauschal lässt sich das nicht sagen. Es gibt leistungsbezogene Verträge, Auflauf-, Sieges- und Titelprämien. Die Spieler, die weit über zehn Millionen im Jahr verdienen, sind bei Bayern. Dann kommen die Dortmunder mit maximal fünf bis zehn Millionen. Wenn man am Wochenende ein internationales Spiel gewonnen hat, scheppert es – mit Punktprämien zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Ich selbst lag mit meinem Verdienst im oberen Drittel. Warum haben Sie schon mit 29 mit dem Fußball aufgehört? Das Geld floss doch noch ... Ich hätte sicherlich noch für drei oder vier Jahre ins Ausland gehen können, wo man netto verdient. Das war mir irgendwie zu einfach. Ich fürchtete, das Momentum für die Investition in Startups und meine Persönlichkeitsentwicklung zu verpassen. Wie investieren Sie? In der Anfangsphase habe ich in eigene Immobilien angelegt. Nach meinem ersten Spitzenvertrag bei Bayern habe ich ein Haus für meine Eltern und mich gebaut und großen Spaß daran gehabt. Später habe ich einen Bungalow restrukturiert und dann mit Riesengewinn verkauft. So bin ich zum Immobilienentwickler mit Objekten in Deutschland und Spanien geworden. Mein Geld ist in Immobilien, Startups und zu einem großen Teil in risikoarme Vermögensanlagen angelegt. Aktien habe ich gar nicht. Bevor ich da investiere, möchte ich mehr vom Thema verstehen. Welche Startups sind im Portfolio? Ich habe einen Fokus auf Unternehmen im Health- und Health-Care-Bereich. Ich möchte Menschen den Zugang, den ich als Profispieler zu solchen Themen hatte, ermöglichen. Das Startup S’TATICS ist ein Lifestyle-Sanitätshaus mit dem Angebot von Top-Sportler:innen für jedermann. Dort gibt es Produkte, die früher nur Privilegierten zur Verfügung standen. Mit guten Schuh-Einlagen etwa hätte mein Vater seine Bandscheibenprobleme vermeiden können. Außerdem habe ich eine Beteiligung im Bereich Männerpflege. Beim Startup Groomed Rooster, Intimpflege für Männer. Wie ist das passiert? Wenn man Produkte für die Achseln, den Schritt oder die Intimpflege sucht, findet man keine Marke, mit der man sich identifizieren kann. Im Zuge des Zeitgeistes merken Männer aber, dass man sich auch abseits des Kopfes pflegen kann. Womit genau? Groomed Rooster bietet Produkte in guter Qualität und ohne Mikroplastik etc. Als Sportler dusche ich viel und rasiere meine Achseln wegen der Funktionskleidung. Da brauche ich etwas, damit die Haut nicht juckt und austrocknet. Zum Beispiel „Le Coq Rock“, eine Intimpflege für Männer, die Schweiß bindet und in Achseln und Schritt gegen Wundreibung schützt. Wird man im Fußball verspottet, wenn man sich mit juckenden Intimbereichen beschäftigt? Das ist klar eine Provokation und hat für Furore gesorgt. Ich wurde tatsächlich vor dem Risiko gewarnt. Aber das Thema zu brechen ist doch spannend. Wie viel investieren Sie in ein Startup? Ich stelle meist ein Ticket zusammen. Bei Groomed Rooster haben wir als Gründer circa 200.000 Euro investiert. Schon allein weil der Glaube ans Startup sonst nicht authentisch ist. Dazu bringe ich mich als bekanntes Gesicht ein, helfe, Investor:innen zu finden. Wir verstehen uns als Gründer, weniger als Investoren. Haben Sie schon mal richtig Geld in den Sand gesetzt? Ich habe mal mit einem eigenen Startup eine App namens Picue auf den Markt gebracht – eine Art Instagram für Mannschaften und Freundeskreise. Die Entwicklung war unendlich teuer und die Investor:innen hierzulande nicht gerade risikofreudig. Damit habe ich eine deutlich siebenstellige Summe verloren. Wie weh tat das? Das war schon ein herber Schlag, der mich aber wirklich weitergebracht hat. Die Motivation war nicht das Geld, sondern die Idee. Ich würde sie im Ausland durchaus noch einmal angehen. Am Ende des Tages kann ich sagen, dass ich alles, was ich als Unternehmer investiert habe, auch wieder raus- und mehr dazubekommen habe. Im Leben kommt doch alles zurück. Ohne welches Statussymbol kommen Sie nicht aus? Ich kann mir ein Zuhause leisten, das groß genug ist, um dort mit vielen lieben Menschen zusammenzukommen. Aber man wird bei mir kein T-Shirt für 600 Euro finden, das in der Herstellung nur ein paar Euro kostet. Da kommt man sich als Unternehmer auch verarscht vor. Ich fahre Smart und Vespa. Aber ich hate auch nicht, wenn jemand mit dem Ferrari vor- fährt. Auch das habe ich von meinen Eltern gelernt: gönnen, nicht neiden. Zur Person: Marcell Jansen wurde 1985 in Mönchengladbach geboren. Als Profifußballer hat er u.a. beim FC Bayern München, beim Hamburger SV und in der Nationalmannschaft gespielt. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere 2015 wurde er Unternehmer. Heute ist er u.a. an diversen Food-Startups sowie orthopädischen Shops beteiligt. Und quasi nebenbei baut er als Präsident den HSV um. Besonders viel Aufmerksamkeit brachte ihm die Co-Gründung von Groomed Rooster: Das Beauty-Startup bietet Intimpflege für Männer an.
- Impact Investing: In Lösungen investieren
STRIVE+ | Geld kann Wunder bewirken, wenn es richtig investiert wird. Michael Fritz von Viva con Agua plädiert dafür, Unternehmen zu unterstützen, die Menschen mit ihren Produkten wirklich helfen wollen.