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- Werdet FeMENisten!
Kolumne | Frauen arbeiten, kriegen Kinder, stillen. Damit sie endlich die Rolle einnehmen können, die ihnen gebührt, müssen auch die Männer anfangen, sich und ihre Privilegien zu hinterfragen, findet Michael Fritz von Viva con Agua. Frauen stehen oft zwischen der Familie und Karriere und haben die doppelte Arbeit Foto: Pexels (Symbolbild) Lenny Kravitz und ich haben nicht viel gemeinsam. Allein dass ich den Vergleich wage, ist mir unangenehm. Eine Sache verbindet uns aber: „It’s time to turn it over to women! Men have had their chance to run the world and look where we are.“ Für den Post hat Kravitz vor drei Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen. Meine Tochter ist in etwa so alt wie der Post – und ich hoffe, sie erlebt, wie Frauen in unserer Gesellschaft endlich die Rollen einnehmen können, die ihnen gebühren. Wie sie ohne Widerstände CEO und Vorstandsvorsitzende werden. Wie sie gleichwertig bezahlt werden, ihnen keine Steine in den Weg gelegt werden, wenn sie unsere Kinder zur Welt bringen und danach trotzdem leben, arbeiten und Karriere machen wollen. Es ist wichtig, dass wir das kapieren: Wir alle müssen Feminist:innen sein! Es geht nicht darum, dass wir unsere Ehefrauen mit den Kindern unterstützen, indem wir abends eine Geschichte vorlesen. Oder dass wir uns feiern lassen, wenn wir Zeit mit unseren Kindern verbringen. „Wir müssen uns zu Wort melden, wenn wir Sexismus wahrnehmen.“ Wir müssen unseren Job machen, für Frauen einstehen und uns zu Wort melden, wenn wir sexistische Äußerungen wahrnehmen. Wir sollten die doppelte Arbeit von Müttern auf der ganzen Welt sehen und verehren. Denn wohin man auch schaut, Frauen tragen die größte Last. Beispiel gefällig? Meine Frau stillt gerade unser zweites Kind und arbeitet als Geschäftsführerin von Viva con Agua ARTS und bereitet die Millerntor Gallery vor, ein Kunst- und Kulturfestival mit rund 17.000 Besucher:innen, das im Juni im Stadion des FC St. Pauli stattfindet. Sie hat also zwei Jobs. Vor Kurzem ging ein Meme viral, laut dem Mütter 1.800 Stunden im Jahr mit Stillen verbringen. Ein Job mit 40-Stunden-Woche und Urlaub umfasst 1.920 Stunden. Wir müssen uns klarmachen, dass ein struktureller Wandel positive Effekte auf vielen Ebenen hätte. Auch wir Männer geben nichts auf, wir gewinnen dazu! Die Wirtschaftskraft würde steigen, wenn Frauen in gleichem Maße partizipieren könnten, die Unternehmenskultur würde profitieren, Innovationen und Meinungsvielfalt nähmen zu, flexible Arbeitszeiten würden sich endlich durchsetzen, die Lebensqualität für alle würde steigen. Unzählige Studien zeigen das. Damit habe ich noch nicht mal angesprochen, was Lenny Kravitz meinte. In seinem Statement geht es nicht nur um Wirtschaftskraft und Unternehmenskultur, es geht um die Zukunft des Planeten. Das Patriarchat hat dafür gesorgt, dass diese düster aussieht. Es ist Zeit, dass wir Männer das einsehen. Dass wir begreifen, wie privilegiert wir sind, und dass wir unsere Privilegien immer noch haben, wenn wir sie teilen. Wir müssen mithelfen, Strukturen zu schaffen, in denen Frauen das Ruder übernehmen können. Wir brauchen mehr FeMENisten! Über den Autor: Michael Fritz (39) ist Mitgründer von Viva con Agua, einer internationalen Organisation, die sich weltweit für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt. Er ist aber vor allem Konzeptionsaktivist und der Meinung: Etwas zu gründen, das keinen gesellschaftlichen Mehrwert hat, hat in der heutigen Zeit keinen Sinn mehr. www.vivaconagua.org
- Mit einer App gegen die Smartphone-Abhängigkeit
Meine Gründungsstory | Stress, mangelnde Konzentration, Zeitverschwendung: Die Abhängigkeit zum Smartphone hat viele negative Auswirkungen. Um einen gesunden Umgang mit dem Smartphone zu ermöglichen, entwickelten Christina Roitzheim, Selcuk Aciner und Marius Rackwitz die App „not less but better“. Wir haben mit den drei Gründer:innen über die Idee, ihre Vision und die größten Herausforderungen gesprochen. Die drei Gründer:innen (v.l.n.r. Christina Roitzheim, Marius Rackwitz und Selcuk Aciner) Foto: Tobias Herrmann Christina, wie kam die Idee zu NLBB zustande? Ich habe in Shanghai gelebt und dort einen komplett durch digitalisierten Alltag erfahren. Das ging nicht spurlos an mir vorbei: Ich fühlte mich zunehmend rastlos, gestresst und hatte Schwierigkeiten, präsent zu sein. Nach ein paar Monaten stellte ich schockiert fest: Statt auf die Menschen, die Stadt und die Kultur um mich herum hatte ich die meiste Zeit auf ihr Smartphone geschaut. Meinem Mitgründer Selcuk ging es ähnlich. Er war damals Gründer eines Startups. Damit kamen auch viele Herausforderungen, vor denen er sich immer wieder in sein Handy flüchtete, um dem Stress aus dem Weg zu gehen. Wir haben beide alles ausprobiert, um unsere ungesunden Gewohnheiten in den Griff zu kriegen. Aber nichts schien nachhaltig zu helfen. Deswegen entwickeln wir heute, auch zusammen mit unserem dritten Gründer Marius, mit not less but better die Lösung, die nicht da war, als wir es am dringendsten benötigt haben. Wie genau funktioniert NLBB, Selcuk? Selcuk : NLBB ist wie ein Fahrspurhalter für das Handy. Die App versteht das Nutzungsverhalten auf dem Handy, und kann dadurch erkennen, wenn sich Nutzer:innen in kopflosem Scrollen verlieren. Oft greifen wir mit einer Absicht zum Handy, zum Beispiel um abends nochmal den Kalender zu checken, und finden uns fünf Minuten später wieder beim Schauen von Instagram Reels. Und das, obwohl wir gerade eigentlich schlafen wollten. Unsere App interveniert genau in diesen Momenten. Wir Gründer:innen haben alles ausprobiert, um unsere ungesunden Gewohnheiten in den Griff zu kriegen. Aber nichts schien nachhaltig zu helfen. Heute bauen wir das Grammarly für eine gesunde Handy-Nutzung. Und finde ich Euch schon im z.B. App Store? Selcuk: Die App mit der Erkennungs- und Interventionstechnologie ist im Moment für eine kleine Gruppe von Beta-Nutzer:innen verfügbar. Wir entwickeln sie aber für die über 300 Millionen Menschen auf der Welt, die wie wir ihre ungesunde Smartphone-Nutzung verändern wollen, aber mit den aktuellen Lösungen scheitern. Wie war es für Euch von Arbeiternehmer:innen zu Gründer:innen zu werden? Christina: Da ich direkt aus der Uni gegründet habe, hatte ich nur ein paar kurze Stationen als Arbeitnehmerin. Der Wunsch, selbst einmal Gründerin zu werden, wurde bei mir bereits im Studium während eines Auslandssemesters in - wenig überraschend - Kalifornien geboren. In mir steckt schon immer der Wunsch, gesellschaftlich Großes zu bewegen. Ich bin mit sechs Jahren als einzige in meiner Familie Vegetarierin geworden und habe auf dem Schulhof Unterschriften gegen Tiertransporte gesammelt. Als ich verstanden habe, wie Impact Entrepreneurship gesellschaftlichen Wandel “at scale” ermöglicht, war für mich klar: das ist mein Weg. Ein zweiter großer Antreiber für mich persönlich ist die Entwicklung einer eigenen Unternehmenskultur. Nachdem ich als Arbeitnehmerin das Feedback erhalten hatte, bitte “weniger zu lächeln, wenn ich hier Erfolg haben möchte” tauchte ich tief in die Themen New Work und psychologische Sicherheit ein, um selbst einen Ort zu schaffen, an dem Menschen ihr ganzes Selbst zeigen können. Wie lief die Investoren-Suche ab? NLBB war ja auch mal bei „Die Höhle der Löwen“ zu Gast. Selcuk: Wir sind super zufrieden mit den Investor:innen, die unsere Reise begleiten. An diesen Punkt zu kommen war allerdings aus verschiedenen Gründen herausfordernd. Erstens haben wir die Investor:innen-Suche gestartet ohne ein Netzwerk zu haben. Kapitalakquise basiert auf Vertrauen und dieses Vertrauen mussten wir uns mit guten Ergebnissen erarbeiten. Außerdem ist uns wichtig mit Investor:innen zu arbeiten, die unsere Werte teilen und operative Erfahrung in den Bereichen mitbringen, die relevant für unseren Markt sind. Das verlängerte die Suche. Diesem Standard sind wir treu geblieben, und es hat sich gelohnt. Das war auch einer der Gründe, woran die Partnerschaft bei DHDL gescheitert ist. Wir hatten unterschiedliche Perspektiven. Das passiert und ist vollkommen okay. Was war die größte Hürde, die ihr beim Gründen überwinden musstet? Selcuk : Wir mussten gleich am Anfang pivotieren, sprich unser Business Modell ändern. Der gesamte Pivot-Prozess war herausfordernd — angefangen beim Erkennen, dass der Schritt notwendig ist, bis hin zum Umbau der Organisation. In zehn Jahren werden unsere Tools über 20 Millionen Menschen geholfen haben, mehr von den Dingen zu tun, die sie lieben, indem sie die Kontrolle über ihre Bildschirmnutzung zurückerlangen. Gestartet sind wir als Headspace für Handy-Nutzung: Wir haben psychologische Übungen und Kurse entwickelt, mit denen User ungesunde Handy-Nutzung erkennen und mit gesunden Gewohnheiten ersetzen können. Die Inhalte haben funktioniert und waren wirksam, wurden aber nur wenig genutzt. Unsere User erwarteten von uns, dass wir ungesunde Nutzung für sie in Echtzeit erkennen und ihnen dann in der kritischen Situation aushelfen. Das war technologisch herausfordernd, aber wir haben es hingekriegt. Heute bauen wir das Grammarly für gesunde Handy-Nutzung. Welcher Gründer:innen-Tipp hat Euch am meisten geholfen? Christina : Der Gründer von wefox Julian Teicke sagte im OMR Podcast etwas faszinierendes, das uns heute sehr prägt: “Das Wachstum des Unternehmens ist immer limitiert vom Wachstum des Gründungsteam.” Was ist Eure Vision für NLBB? Was muss passieren, damit ihr sagt, ihr habt Erfolg gehabt? Christina : In zehn Jahren werden unsere Tools über 20 Millionen Menschen geholfen haben, mehr von den Dingen zu tun, die sie lieben, indem sie die Kontrolle über ihre Bildschirmnutzung zurückerlangen. Und wir werden sie dabei unterstützen. Dabei sich besser zu konzentrieren, sich wohler zu fühlen und besser zu schlafen. Dadurch werden sie gesündere Mitglieder unserer Gesellschaft. Als “Robin Hood” der Aufmerksamkeitsökonomie wird unsere Arbeit dazu beitragen, dass sich Aufmerksamkeit verlagert: Weg von Big Tech hin zu den eigentlichen Eigentümer:innen, den Nutzer:innen.
- Soziale Herkunft: Die unsichtbare Dimension von Diversity
Kolumne | In den Vielfältigkeits-Strategien vieler Unternehmen spielt die soziale Herkunft noch immer kaum eine Rolle. Es wird Zeit, dass sich das ändert, findet STRIVE-Kolumnistin Annahita Esmailzadeh: Sie appelliert dafür, noch mehr Diversität zu wagen. Während meines Studiums gab ich Nachhilfekurse im Münchner Norden. An einem Tag mühte ich mich, zum wiederholten Male an einer besonders „anspruchsvollen“ Gruppe von Drittklässlern ab, die sich redlich Mühe gaben, meinen Unterricht zu sabotieren. Der größte Störenfried war ein etwa neunjähriger Junge namens Cem. Immer wenn ich es geschafft hatte, die Klasse einigermaßen zu beruhigen, ließ sich Cem einen neuen kreativen Streich einfallen: Und das Chaos nahm erneut seinen Lauf. Irgendwann wurde mir das Ganze zu bunt und ich forderte Cem auf, mit mir in den Nebenraum zu gehen. Widerwillig – und nun auch etwas kleinlaut – folgte er mir. Unser Gespräch lief so ab: „Wieso verhältst du dich so?“, fragte ich ihn, als wir in dem Raum angekommen waren. Er blickte genervt an mir vorbei und antwortete nicht. „Wenn du so weitermachst, sehe ich schwarz für dieses Schuljahr.“ Immer noch Schweigen. „Das macht doch keinen Unterschied“, murmelte er schließlich und sah mich immer noch nicht an. Ich war irritiert. „Wie meinst du das?“ Dann sagte Cem etwas, das mich wahnsinnig wütend und zugleich sehr traurig machte. „Meine Eltern sagen mir immer, dass ich sowieso zu dumm zum Lernen bin. Außerdem kommen Ausländerkinder sowieso nicht aufs Gymnasium oder auf die Realschule. Aus mir wird doch eh nix." Ich war kurz sprachlos. „Wieso sagen deine Eltern das?“ Wieder langes Schweigen. Ich musste mich kurz sammeln und sagte dann zu ihm: „Weißt du was, Cem? Wir zeigen es deinen Eltern. Ich weiß, dass du schlau bist – und sie haben Unrecht.“ Ich redete noch einige Minuten mit ihm, bevor wir zurück zu den anderen Kindern gingen. Ich berichtete ihm von meinen eigenen Erfahrungen und erklärte ihm auch wieso ich überzeugt davon war, dass großes Potenzial in ihm schlummerte. Ziemlich genau ein Jahr nach diesem Gespräch hielt Cem schließlich sein Übertrittszeugnis in der Hand. Dieses Zeugnis bescheinigte ihm die Gymnasialempfehlung. Ich fand es schon damals bewegend und erschreckend zugleich, welche Auswirkungen meine Worte auf diesen Jungen hatten. Ich hatte mir nicht mal zehn Minuten Zeit genommen, doch diese wenigen Sätze genügten offenbar. Sie reichten aus, um diesem Jungen den Glauben an sich zurückzugeben. Dieses Erlebnis prägt mein Handeln und Denken bis heute. Es machte mir auf erschreckende Weise deutlich, welchen Einfluss jede:r Einzelne von uns auf das Leben von anderen Menschen haben kann. Und vor allem auch wie wichtig die Glaubenssätze und das Umfeld sind, in dem wir aufwachsen. Meine Eltern konnten sich mit den Lehrer:innen verständigen Doch lassen Sie uns gerne eine weitere kurze Zeitreise machen – diesmal in meine Kindheit: Ich selbst wuchs im Münchner Westend der frühen 90er-Jahre auf. Heute eine hippe Szenegegend – damals bekannt als „Glasscherbenviertel“ und sozialer Brennpunkt. In meiner Jahrgangsstufe war ich damals das einzige Kind mit nicht-deutschen Wurzeln, das den Übertritt aufs Gymnasium schaffte. Wenn Sie mich fragen, war dies weniger meiner vermeintlichen Intelligenz zu verdanken, sondern eher auf den trivialen Umstand zurückzuführen, dass sich meine Eltern mit den Lehrkräften überhaupt verständigen konnten. Nach der vierten Klasse wurde ich damit, von einem Tag auf den anderen, in eine neue Welt hinein katapultiert. Weg vom Westend – denn da gab es kein Gymnasium. Hinein in eine Welt, mit Kindern voller Privilegien. Derer sie sich selbst wohl gar nicht bewusst waren. Noch heute, im Jahre 2022, hat das Elternhaus einen erheblichen Einfluss auf den Bildungserfolg von Kindern: Nur 27 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler aus einem Nichtakademikerhaushalt beginnen später ein Studium, bilanzierte der Stifterverband in einem Diskussionspapier im Oktober 2021. Bei Akademikerkindern seien es 79 Prozent. Die Folge: Der Anteil der Kinder aus Nichtakademikerhaushalten an allen Studierenden liege bei nur 47 Prozent. An Schulen machten Nichtakademikerkinder aber 72 Prozent der Kinder aus. Größte Hürden auf dem Bildungsweg seien der Übergang zu einer hochschulberechtigenden Schule und der darauffolgende Wechsel an eine Hochschule. In Deutschland wird der berufliche Erfolg eines Menschen nach wie vor leider oft noch von seiner akademischen Qualifikation bestimmt. An dieser Hürde scheitern sehr viele aus nicht privilegierten Elternhäusern folglich schon. Schaffen es Personen trotzdem, erfolgreich im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sehen sie sich plötzlich mit einer Reihe weiterer – oftmals unsichtbarer – Herausforderungen konfrontiert. Menschen aus „einfachen Verhältnissen“ fehlt nicht nur auf dem Weg zum oder im Studium die familiäre Unterstützung. Sie können sich zudem genauso wenig auf das karrierefördernde Netzwerk oder finanzielle Polster ihrer Eltern verlassen, auf die Erfahrungen kostspieliger Auslandsaufenthalte zurückgreifen oder mit dem erlernten Verhaltenskodex und Habitus ihres Elternhauses bei Geschäftsessen oder Netzwerkveranstaltungen glänzen. Spontane Gespräche übers Skifahren, Theatervorstellungen, klassische Musik oder Golfen, die für andere Menschen Selbstverständlichkeiten darstellen, werden zur schieren Herausforderung. Der Traum, vom Kind eines Tellerwäschers zum Millionär zu werden, hat sich hierzulande leider sehr schnell ausgeträumt. Wir verfallen oftmals der Illusion einer Meritokratie und gehen davon aus, dass alle Menschen ihre berufliche Position ausschließlich über ihren eigenen Verdienst, Talent und Fleiß erarbeiten. Dieser Leistungsmythos ist leider von der Realität sehr weit entfernt. Fakt ist: Beruflicher Erfolg wird uns nach wie vor oftmals schon in die Wiege gelegt. In den Diversity-Strategien der Unternehmen, spielt die Dimension der sozialen Herkunft heutzutage dennoch kaum eine Rolle. Das besonders Erschreckende hierbei? Jedes 5. Kind in Deutschland wächst in Armut auf. Hierbei hat die Pandemie die prekäre Situation der betroffenen Familien nicht nur sichtbar gemacht, sondern noch erheblich verschlimmert. Durch die Vernachlässigung der oft unsichtbaren Diversitätsdimension der sozialen Herkunft ignorieren Unternehmen nicht nur ihre gesellschaftliche Verantwortung, sondern verschenken auch großes Potenzial. Über die Autorin Seit 2021 leitet Annahita Esmailzadeh den Bereich Customer Success Account Management für die Branchen Travel, Transport, Power und Utilities bei Microsoft. Vor ihrer aktuellen Funktion verantwortete sie als Head of Innovation den Innovationsbereich für das SAP Labs in München. Als bekannte Business Influencerin im DACH-Raum setzt sie ihre Reichweite auf Social Media und in den Medien ein, um für mehr Diversität in der Wirtschaft zu plädieren sowie gegen soziale Ungleichheit und jegliche Form von Diskriminierung einzutreten. Sie absolvierte ihr Masterstudium der Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Big Data an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München.
- Welcher Führungsstil passt zu mir?
Gastbeitrag | Als Führungskraft lastet viel Verantwortung auf den eigenen Schultern. Umso wichtiger ist es, erfolgreich zu sein. Wie man den passenden Führungsstil findet und warum dieser nur situativ eingesetzt werden sollte, erklärt Ihnen Leonie Schulze Bölling, CEO der CoA Academy in ihrem Gastbeitrag. Um als Leader erfolgreich zu sein, darf ich situativ führen und meinen Führungsstil flexibel anpassen. (Symbolbild) Als ich mich zum ersten Mal mit meiner Rolle als Führungskraft auseinandergesetzt habe, habe ich mir die Frage gestellt, welche Art von Führungspersönlichkeit ich eigentlich sein möchte. Welcher Stil passt zu mir? Mir kam sofort ein Schreckensgespenst in den Sinn: Auf gar keinen Fall möchte ich eine Mikromanagerin sein. Damit hatte ich bisher sehr negative Erfahrungen. Heute weiß ich, dass es weniger darum geht, welcher Führungsstil zu mir passt, sondern viel mehr darum, welcher zu der jeweiligen Situation passt. Wer sitzt mir gegenüber und um welche Aufgabe geht es gerade? Um als wahrer Leader erfolgreich zu sein, darf ich situativ führen und meinen Führungsstil flexibel anpassen. Je nach Situation kann mir also auch das Mikromangement helfen, meine Mitarbeiterin oder meinen Mitarbeiter dabei zu unterstützen, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Situatives Führen bedeutet für mich, aus den folgenden vier Führungsstilen den passenden auszuwählen - abhängig von der Person und Aufgabe. Situation 1: Mikromanagement - Ich mache alles selbst Ist ein:e Mitarbeiter:in neu im Team und kennt die Prozesse und Strukturen noch nicht vollständig, ist es sinnvoll, dass ich mich mit der Person zusammensetze und Dinge Schritt für Schritt erkläre. Ich mache es vor, übernehme die Aufgabe also selbst und der neue Mitarbeitende schaut zu. Ähnlich gehe ich vor, wenn wir ein neues Projekt starten oder ich eine neue Arbeitsmethode vorstelle. Ich erkläre es meinem Team, indem ich es vormache. Ich bin also im Modus Mikromanagement. Es einmal gesehen zu haben, kann der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter ungemein helfen, die Aufgaben ab dann motiviert und produktiv selbst zu erledigen. Situation 2: Training - Ich bringe jemandem etwas bei Beobachte ich, dass ein:e Mitarbeiter:in noch Unterstützung benötigt bei der Ausführung seiner Aufgaben, bediene ich mich dem Trainingsstil. Ich schaue der Person zu, wie sie die Aufgabe erledigt und biete Unterstützung, wo es noch nicht so gut läuft. Möglicherweise braucht der Mitarbeitende auch eine Fortbildung. Ich erledige die Aufgabe also nicht mehr selbst, sondern, ich unterstütze bei Fragen, gebe Feedback oder Input, damit mein:e Mitarbeiter:in noch besser in der Erledigung ihrer Aufgaben wird. Situation 3: Coaching - Ich stelle Fragen Diesem Führungsstil bediene ich mich am häufigsten. Bei diesem Stil agiere ich in meiner Führungsrolle als Coach. Ich schaue also nicht mehr zu, wenn der Mitarbeitende seine Aufgaben erledigt, sondern unterstütze ihn nur noch bei Bedarf. Er ist vermutlich eh besser in seinem Job, als ich es wäre. Dafür habe ich ihn ja eingestellt. Deshalb helfe ich ihm, bei Problemen oder Herausforderungen dabei, selbst die richtige Lösung zu finden. Dazu stelle ich clevere Coachingfragen, die ihm helfen, mehr Lösungswege zu sehen, als ihm vorher eingefallen sind. Welchen sie dann davon auswählt, entscheidet die Person selbst. Hilft keiner der Führungsstile bei der Zielerreichung, habe ich möglicherweise eine falsche Personalentscheidung getroffen. Situation 4: Delegieren - Ich halte mich raus Je häufiger ich diesen Stil anwende, desto erfolgreicher bin ich als Leader. Es bedeutet nämlich, dass ich ein richtig starkes Team aufgebaut habe. Eines, das richtig gut funktioniert, ohne dass ich eingreifen muss. Ich messe nur noch die Ergebnisse meines Teams und widme mich meinen eigentlichen Aufgaben, zum Beispiel der strategischen Planung. Bei meinen Erfahrungen mit den Führungsstilen habe ich noch eine weitere Erkenntnis gewonnen: Sie haben eine gewisse Abfolge. Es kommt durchaus vor, dass ich denke, Delegieren sei der angebrachte Führungsmodus. Ich halte mich also vollständig raus. Wenn ich beim Messen der Ergebnisse dann jedoch feststelle, dass ich meinen Mitarbeitenden offensichtlich überfordert habe, springe ich nicht direkt in den Mikromanagement- oder Trainings-Modus zurück. Das bringt uns nicht weiter, denn das Ziel ist ja, die Mitarbeiter:innen zu befähigen. Außerdem kann es unangebracht sein, einer in ihrem Feld erfahrenen Person vorzukauen, was sie wie zu machen hat. Stattdessen wähle ich zunächst den Führungsmodus Coaching. Hilft das auch nicht, schaue ich zu, wie der Mitarbeitende diese Aufgabe erledigt und finde heraus, warum die Ergebnisse nicht gepasst haben. Oft erkenne ich zum Beispiel, dass ihm einfach ein paar Informationen gefehlt haben. Habe ich mich also in der Wahl des Führungsstils vergriffen, spielt die Reihenfolge eine Rolle: Ich gehe in der Matrix Stufe für Stufe zurück. Hilft keiner der Führungsstile bei der Zielerreichung, habe ich möglicherweise eine falsche Personalentscheidung getroffen oder der richtigen Person die falschen Aufgaben zugewiesen. Seit ich dieses Modell für mich entdeckt habe, fällt es mir viel leichter, mich in meiner Rolle wohl zu fühlen und bin in der Lage, mein Team viel besser zu unterstützen. Über die Autorin: Leonie Schulze Bölling ist CEO der CoA Academy und selbst Kundin in ihrem eigenen Unternehmen. Die CoA Academy bildet Führungskräfte in Wachstumsfirmen aus und hilft ihnen, ihre Ziele mit mehr Leichtigkeit zu erreichen. “Entspannte Produktivität” nennen sie das Erfolgsrezept, das erfahrene Business Leader zusammen mit ihrer eigenen geheimen Leadership-Toolbox mit den Mitglieder:innen teilen. Leonie spricht in ihrer Rolle als Geschäftsführerin täglich mit Gründer:innen und People Manager:innen und kann deren Herausforderungen sehr gut nachvollziehen.
- Warum wir keinen Purpose brauchen
Immer noch reden alle von Purpose – dabei hat das Werkzeug seine Berechtigung inzwischen komplett verloren. Auch angesichts der existenziellen Klimakrise ist nichts weniger angebracht als Selbstfindung und Nabelschau. Statt der Frage nach dem Sinn sollten wir uns eine andere stellen. Statt sich auf die Sinnsuche zu begeben, sollte man lieber handeln (Symbolbild) Spätestens als wir in unserer Arbeit den Purpose eines der größten Energiekonzerne der Welt finden sollten, wurde uns klar: die Sinnsuche ist vorbei – endgültig. Über zehn Jahre sind wir – mich eingeschlossen – einem Konzept nachgerannt, das die persönliche Sinnerfüllung in den Mittelpunkt stellt. Heute sage ich: „Fuck purpose!” Warum? Purpose, das bedeutet Sinnsuche und persönliche Selbstverwirklichung, während unsere Welt brennt: Eine tief gespaltene Gesellschaft muss die größte Krise der bisherigen Menschheit bewältigen. Wenn unsere schiere Existenz bedroht ist, ist Sinnsuche überflüssig – wir haben ihn längst: Den Planeten vor dem Untergang bewahren. Uns und der ganzen Menschheit den Arsch retten. Die Frage „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?” wirkt da ziemlich unangebracht. In den Boardrooms haben Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusivität zu oft noch den Klang von Business-Esoterik. Sie werden als Feenstaub verstanden, den man wohl dosiert über die harten Business-Ziele streut, um für jüngere Mitarbeitende ein bisschen attraktiver zu werden. Und der Bullshit-Begriff Purpose ist nicht zuletzt schuld daran. Was Purpose verschleiert: Nachhaltigkeit und Diversität sind harte Business-Ziele Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusivität sind harte Business-Szenen, gerade weil der Shareholder Value in der Realität immer noch als Erstes kommt: Sie werden zur Überlebensfrage. Denn wir werden ein großes Markensterben sehen. Wer sich an die härteren regulatorischen Anforderungen global nicht anpasst, verschwindet. Purpose passte in eine Welt der freien Märkte und der allgegenwärtigen Selbstverwirklichung. Wo aber bitteschön finden wir nach Finanz- und Klimakrise heute noch freie Märkte? Der Wind des Zeitgeistes hat sich gedreht – weil er sich in dieser existenziellen Krise drehen musste. Und der politische Regulierungsdruck wird noch zunehmen. Die ominösen ESG-Kriterien, die wir aus der Finanzwelt kennen? Nur der Anfang. Dem wird sich kein Unternehmen entziehen können. Und gerade hier ist die Purpose-Diskussion kontraproduktiv: Denn noch immer ist die erste Station vieler Unternehmensmarken, die nachhaltiger werden wollen, der sagenumwobene Purpose. Das Ergebnis wochen- und monatelanger Purpose-Workshops? In der Regel ein Flickenteppich sich mehr oder weniger überschneidender diffuser Ziele in einer Welt, die dem Abgrund des totalen Untergangs jeden Tag näher kommt. Na bravo! Sorry, Simon – „why“ is over Was brauchen wir stattdessen? Beginnt mit eurem Beitrag statt mit der Sinnsuche! Sorry Simon Sinek: Why is over , start with how! Sich jetzt auf Purpose zu konzentrieren, ist wie der Philosoph auf der untergehenden Titanic zu sein. Fragt euch lieber: Was könnt ihr hier und jetzt mit eurer Marke zu einer besseren Welt beitragen? Welche individuelle Fähigkeit, Einfluss zu nehmen und etwas zu bewirken, hat eure Marke? Das ist der unternehmerische Beitrag, die individuelle Superpower – und nur darum geht es. Denn es braucht Marken, um das Verhalten von Menschen zu verändern. Denn ob wir es wollen oder nicht: Marken haben einen enormen Einfluss auf uns. Dass die Deutschen 2021 so wenig Fleisch aßen wie noch nie , liegt natürlich nicht zuletzt an der Allgegenwärtigkeit veganer Ersatzprodukte durch Marken und Werbung. Marken sind damit auch zu politischen Akteuren geworden – selbst bei der Frage von Krieg und Frieden: Welche Marken beispielsweise ziehen sich angesichts eines Angriffskriegs aus Russland zurück und welche nicht? Mit dieser Rolle kommt Marken auch eine besondere Verantwortung zu. Marken haben die Macht, Verhalten zu verändern. Wenn wir mal ehrlich sind, haben Unternehmen diese meistens dazu genutzt, die Welt de facto schlechter zu machen. Ruler-Marken müssen Babyboomer mitnehmen Wir bei Jester haben hier insgesamt fünf Rollen für Unternehmen identifiziert, um Unternehmen in diese neue Welt zu führen. Eine besonders große Verantwortung kommt dabei übrigens den etablierten, großen Marken zu, die Vertrauen in den demografisch älteren Teilen der Bevölkerung genießen und die wir „Ruler” nennen. Wer Patagonia trägt, läuft sowieso schon auf Klimademos mit und verzichtet auf Fleisch – aber der Mercedes fahrende 55-Jährige wird so nicht erreicht. Das schaffen nur die Ruler, denn nicht jede Marke kann zum Aktivisten werden. Deshalb sind Transformatoren gefragt, die Menschen mitnehmen. Das Vertrauen der Ruler kann und sollte genutzt werden, um eine Brücke zwischen den Babyboomern und der Generation Fridays for Future zu bauen. Marken haben die Macht Verhalten zu verändern. Wenn wir mal ehrlich sind, haben Unternehmen diese meistens dazu genutzt, die Welt de facto schlechter zu machen. Statt „Kauf’ mich!” zu schreien – und damit zu Konsum aufzurufen – können sie Menschen dazu bringen nachhaltiger zu leben und zu konsumieren. Damit sollten sie beginnen – am besten gestern. Und zwar nicht nur, um die Welt zu retten, sondern ihr eigenes Unternehmen vor dem Untergang zu bewahren. Denn gute Absichten reichen nicht! Wir brauchen euren unternehmerischen Beitrag. Und wenn wir die richtigen Prioritäten setzen, die sich aus dem einzigartigen Potenzial eines Unternehmens ergeben, können Marken die Kraft hinter dem Wandel werden, den die Welt dringend braucht. Über die Autorin Jennifer Rosenberg ist CEO von Jester . Die Unternehmensberatung rüttelt mit der Methode „Narrenfreiheit“ Unternehmen und Marken auf und begleitet sie unter dem Motto „Consulting the New“ in eine neue Welt.
- Social Entrepreneurship: Wer, wenn nicht wir?
STRIVE+ | Unternehmer:innen pflanzen Bäume, bauen Brunnen oder versorgen arme Schulkinder mit Mahlzeiten: Social Entrepreneurship ist, wenn Gründer:innen nicht nur gutes Geld verdienen, sondern mit diesem Geld auch Gutes tun wollen. Die Wirtschaft neu denken und mit Kapitalismus die Welt retten – geht das?
- Die Muse der Mission
STRIVE+ | Sie gilt als die „furchterregendste Ökonomin der Welt“ und ist mit ihren Thesen zum unternehmerischen Staat das Vorbild von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Wer ist die Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato (53).
- In der Sandwich-Falle
STRIVE+ | Für viele Führungskräfte ist es die größte Challenge ihrer Karriere: der Schritt ins mittlere Management. Denn in der „Sandwichposition“ kommt der Druck plötzlich von allen Seiten, von oben aus der Chef:innenetage und von unten von den Mitarbeitenden. Wie geht man damit um?
- Modus: hochtourig
STRIVE+ | Zuhören, begreifen und dann aktiv werden: Veronika Rost (52) hat im Laufe ihrer Karriere mehrfach bewiesen, dass sie weiß, wie man ein Unternehmen zügig versteht – und umbaut. Ein Gespräch mit der Deutschland-Chefin von Estée Lauder über Handlungsstärke. Und darüber, wie man bei all dem Tempo nicht vergisst, die Kolleg:innen mitzunehmen.
- Auf dicke Hose machen
STRIVE+ | Vom Plattenbau in die glitzernde TV-Welt. Janin Ullmann (40) hat gelernt: Ums Geld kümmert sie sich selbst. In ihrem neuen Podcast „Female Finance“ informiert die Moderatorin über Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Warum? Weil sie unabhängige Frauen sexy findet. Ein Gespräch über Geld.
- Was tun gegen die Angst?
STRIVE+ | Corona, Ukraine: Die Krisen in der Welt gehen nicht spurlos an uns vorbei. Viele leiden unter Stress und Sorgen. Muss nicht sein, sagt Chris Surel (43). Der Coach hat Tipps, wie man der Beklemmung entkommt.
- Gründerin und Mutter: 5 Tipps wie beides klappt
Kolumne | Wie schafft man es erfolgreich zu sein und sich schon heute erfüllt zu fühlen? Wie bekommt man Karriere und Familie unter einen Hut – und zwar nicht irgendwie, sondern richtig gut? Diese Fragen stellte ich Alisa Jahnke, Gründerin des Schmuck- und Lifestyle-Unternehmens PURELEI in einem persönlichen Gespräch. Hier sind ihre 5 Erfolgstipps. Foto: Christine Münch Die steile Karriere UND die heile Familie. Morgens den Pitch rocken. Abends das selbstgekochtes Essen in Bio-Qualität für die Kleinen. Auch wenn heute oft suggeriert wird, dass wir Frauen alles haben können: Vereinbarkeit ist noch immer eine Herausforderung. Legst du den Fokus auf die Karriere, bist du eine schlechte Mutter. Kommst du nach der Elternzeit mit weniger Stunden zurück, hast du deine Ambitionen bei der Geburt abgegeben. Dieser Erwartungsdruck hat mich selbst überrascht. Vier Monate nach der Geburt meines Sohnes fuhr ich das Arbeitspensum wieder so hoch, dass ich im Burnout landete. Zu dieser Zeit begann ich mir die Frage zu stellen: Wie kann ich erfolgreich UND erfüllt sein? Nicht nur exorbitant hoch gesetzten Zielen hinterher rennen. Sondern schon heute zufrieden sein - mit mir, meiner Leistung, meinem Leben? Wie kann ich erfolgreich UND erfüllt sein? Auf der Suche nach Antworten, entdeckte ich Frauen, die das bereits vereinen. Darunter Alisa Jahnke, Gründerin & Geschäftsführerin von PURELEI. Die (bald) zweifache Mutter und Unternehmerin verantwortet 200 Mitarbeiter:innen und postet auf LinkedIn authentische Einblicke ‘behind the scenes’. Wie Alisa es schafft, dass Familie und Beruf keine Entweder-oder-Entscheidung sein muss, verriet sie mir in einem persönlichen Gespräch . Hier sind ihre 5 Erfolgsfaktoren. 1. Um Vollgas zu geben, muss beides Spaß machen Wenn der Beruf keinen Spaß mehr bringt, wird es schwer nach der Geburt in beiden Bereichen Vollgas zu geben. “Um das so geben zu können, müssen einem beide Seiten viel Spaß machen. Bei PURELEI kann ich mich jeden Tag selbstverwirklichen und lerne Neues. Bei Familie genauso. Das muss gegeben sein, um zu sagen - ich brauche beides. Wenn ich beides brauche, dann kriege ich es auch kombiniert. Wenn aber einer der Bereiche Energie raubt, wird’s schwierig.” Diese Frage habe ich mir auch nach meinem Burnout gestellt und gemerkt, dass ich mein Business in eine Richtung entwickelte, die mir keinen Spaß machte. Skalierbar ja. Spaß nein. Also back to the roots. Das war nicht leicht, aber hat sich auf allen Ebenen ausgezahlt. 2. Die eigene Energie als Kompass benutzen Alisa benutzt ihre Energie als Kompass und fokussiert sich auf Dinge, die ihr Energie geben. Die Arbeit bei PURELEI gehört dazu. Wenn sie merkt, dass ihr eine Aufgabe Energie raubt, schaut sie ob eine andere Person im Unternehmen mehr Freude daran hat. “Sobald ich merke, ‘das kann ich nicht gut’, schaue ich, wer hat Freude daran, wer kann das besser? Es gibt immer jemanden, dem das Spaß macht,” ist Alisa’s Ansatz. Hier empfehle ich die ‘Love it, Leave it or Change it’ Coaching-Übung: Schreiben Sie alle Aktivitäten auf, die Sie in einer Woche erledigen. Bewerten Sie jede Aktivität anhand folgender Kategorien: Love it: Aktivitäten, die Ihnen Spaß machen und weitermachen Change it: Dinge, die gemacht werden müssen, Ihnen aber keinen Spaß machen. Überlegen Sie sich dafür eine neue Lösung. Leave it: Dinge, die keinen Spaß machen und wenig Mehrwert bringen. Diese streichen Sie aus dem Kalender. Herausfordernd und befreiend zugleich! 3. Den Fokus auf die Lösung (nicht das Problem) setzen Wir können nicht immer kontrollieren, was passiert. Aber wir können zu jedem Zeitpunkt kontrollieren, wie wir damit umgehen. “Es gibt Wochen, wo ich denke, ‘Oh mein Gott.’, was haben wir hier für eine Herausforderung auf dem Tisch liegen? Dann bringt es auch nichts sich das schön zu reden. Aber was unheimlich Spaß macht, ist lösungsorientiert zu denken. Das möchte ich auf Social Media transportieren. Klar, es gibt Probleme. Die hat jeder. Aber wir müssen in Lösungen denken und wir müssen sie anpacken.’, sagt Alisa. Das lebt Alisa auch vor. Nach einem Launch, bei dem durch ein Software-Fehler Produkte bei Bestellungen fehlten, bewahrte sie einen kühlen Kopf und teile kurzerhand ein Entschuldigungs-Video mit der Community. 4. Perfektionismus über Bord werfen Wer kennt es nicht: Es soll überall perfekt laufen. Die stets entspannte Mama, die sich tolle Freizeitaktivitäten ausdenkt. Die super coole Führungskraft, mit den besten Ideen, dem leeren Posteingang und den gerockten KPI’s. Das Haus ist aufgeräumt. Das Outfit sitzt. Die Yoga-Routine steht. Alisa sieht das entspannter: ‘Bei mir zu Hause sieht es gerade aus wie sonst was’, sagt Alisa und lächelt in die Kamera. ‘Immer und überall die Extrameile gehen funktioniert nicht. Es müssen nicht überall 150% sein.’ Mit unseren eigenen Ansprüchen stehen wir uns oft selbst im Weg. Das war auch mein größtes Learning und ich lockerte meine Erwartungen: Es muss nicht immer selbst gekocht sein. Zu Hause muss es nicht immer glänzen. Bei meinen Coaching-Sessions hingegen bin ich immer vorbereitet. Entscheiden Sie, was für Sie verhandelbar ist. Was andere über meinen Weg denken, ist mir egal. Wem es nicht passt, kann sich gern von jemand anderem inspirieren lassen. 5. Bewertungen keinen Raum geben “Vollzeit-Mama oder Karriere und Fremdbetreuung. Alles wird verurteilt. Können es Frauen heutzutage richtig machen?” fragte ich Alisa. Ihre Antwort überraschte und inspirierte mich gleichermaßen. “Ich gebe solchen Bewertungen keinen Raum. Ich entscheide, was sich für mich richtig anfühlt.’ So wie letzte Woche als ihr Sohn bei der Wiedereingliederung in die Kita struggelte und sie Vollgas im Business gegeben hat. ‘Da habe ich mir abends auch Gedanken gemacht. Aber am Ende bin ich es, die entscheiden muss, mit welchem Gefühl ich gut ins Bett gehen kann. Was andere über meinen Weg denken, ist mir egal. Wem es nicht passt, kann sich gern von jemand anderem inspirieren lassen.” Das ist wohl auch die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Können wir Frauen es heutzutage richtig machen? Ganz klares Ja! Wenn wir unseren Weg gehen. Indem wir unserer Energie folgen, lösungsorientiert denken, Perfektionismus über Bord werfen - und vor allem Bewertungen keinen Raum geben. ÜBER CHRISTINE MÜNCH Christine ist Leadership & Performance Coach für Frauen. Ihr Coaching-Ansatz hilft Gründerinnen & Führungskräften dabei smarter zu arbeiten, anstatt sich dauergestresst zu fühlen. Weiterhin unterstützt sie Unternehmen dabei Burnout Raten zu senken und Deep Work zu etablieren. Auf LinkedIn teilt sie praktische Tipps zu Selbstführung.